Eines
Tages stand der Zügelwagen vor der Türe und bereits am Abend waren
wir in Sissach gelandet; todmüde fielen wir in unsere Betten. Am
nächsten Tag wurden wir von seltsamen Geräuschen aus dem
Mittagsschlaf getrommelt, sie beleidigten mein im “Ottenberger
Singkreis“ gestähltes Ohr. Hatte Tante Elise etwa recht gehabt mit
ihren Bemerkungen über seltsame Bräuche? Standen sogar etwelche
„Rampassen“ vor unserer Haustüre?
Mit
unsern beiden Jungs (5 und 6) machten wir uns auf, das atonale
Jammertal zu suchen und wurden auch schon bald fündig. Es herrschte
Fasnacht, ein unendlicher Zug seltsam gekleideter Wesen zog durch die
Bahnhofstrasse. Als Thurgauer kannte ich nur die Beizenfasnacht,
meine Frau stammt aus Thun und kannte überhaupt keine Fasnacht,
einer der Jungs erlitt angesichts der Gestalten einen Schreikrampf
und beschloss, nach Hause zu gehen.
Einige
Wochen später. Freitagabend. Als die Erde bebte, versuchte ich mich
an die Anweisungen des Schweizer Erdbebendienstes zu erinnern. Die
folgende Explosion war gewaltig. Ich trieb die Familie immediat in
den Härdöpfelkeller und holte das Sturmgewehr unter dem Ehebett
hervor. Anschliessend warf ich mich hinter der Ottomane in Stellung
und schliff das Bajonett. Diesen verdammten Russen würde ich es
schon zeigen! Doch kein Russe zeigte sich, draussen vor dem Tore war
es ruhig, im nahen Wald falteten die Rehlein ihre Zehlein. Ich
beschloss, vorsorglich die Polizei zu verständigen.
„Überfall,
die Russen stehen schon an der Beresina, oder an der Ergolz, oder
sonst wo. Was soll ich tun?“„Stellung halten! Wir schicken sofort die Panzer!“ rief der Diensthabende und bekam einen durchdringenden Lachanfall. „Diesmal werden wir den Bomber von Sissach erwischen!“
Doch
auch diese Nacht fassten sie den Hochzeitsbomber nicht und die
Sissacher lachten sich einen Schranz. Wir aber hatten bereits nach
kurzer Zeit die ersten Baselbieter Bräuche kennengelernt. Wir
möchten sie nicht mehr missen. Die Bräuche. Und die Baselbieter.