Sonntag, März 31, 2019

Die Menschen von Pitcairn

MS Aranui to Pitcairn

Die Menschen von Pitcairn

Zwischen 40 und 50 Personen leben heute auf der Insel. Sie stammen alle in direkter Linie von den ersten Siedlern, den Meuterern der Bounty, und ihren polynesischen Frauen ab:

 

Fletcher Christian

John Adams

William McCoy

Isaac Martin

John Mills

Matthew Quintal

John Williams

Edward Young

William Brown

Ihre Nachkommen sind arbeitsame, gastfreundliche und genügsame Menschen. Das folgende Zitat stammt von Tom Christian, dem Inselfunker: «Es gibt schon Momente, da wird mir die Insel zu klein. Wie schön wäre es doch, wenn ich meine Familie in ein Restaurant ausführen könnte …».

Meralda Warren meinte in einem Interview: « … wenn zu viele Touristen kommen, würden wir unsere Art zu leben verlieren.»

Ted Quintal, auch er hat die Schulen in Neuseeland besucht, ist jedoch wieder auf «seine» Insel zurückgekehrt, bringt es auf den Punkt:

«In Neuseeland () wird alles geplant. Hier bei uns gibt es keine Pläne. Wenn das Wetter gut ist, gehe ich fischen. () Wenn es schlecht ist, ruhe ich mich aus.»

Die meisten Nachkommen, insgesamt sollen es mehr als 2'500 sein, leben heute im Ausland. Da es auf Pitcairn nur eine Grundschule gibt, heisst es – früher oder später – die Koffer und den Schulsack zu packen, und nach Neuseeland zu übersiedeln. Dort wohnt man bei Verwandten, macht eine Ausbildung oder besucht später eine Universität. Ob sie je wieder zurückkehren werden? Einige schon. Andere aber können oder wollen nicht zurück in die Einsamkeit der kleinen Felseninsel inmitten des Pazifischen Ozeans. Doch Pitcairn ist kein aussterbendes Gemeinwesen.

Die wirtschaftliche Situation der Insel ist zwar prekär, ohne die finanzielle Unterstützung durch Grossbritannien, Neuseeland und die EU würde es Ende Monat jeweils knapp werden. Die beiden Eckpfeiler der Wirtschaft sind der Briefmarkenverkauf und der Verkauf von Souvenirs an vorbeikommende Kreuzfahrtschiffe. Diese Erträge genügen jedoch längst nicht, um die finanzielle Schieflage zu meistern. Solange jedoch Grossbritannien bereit ist, jährlich über eine Million US-Dollar in die kleine Überseebesitzung zu pumpen, kümmert das die Pitcairner wenig.

Denn: Man macht hier keine Pläne. Man geht fischen, wenn das Wetter gut ist. Ansonsten aber ruht man sich aus.

Noch mehr Infos und Links zum seltsamsten Steinhaufen inmitten des Pazifiks gibt es hier zu finden:


www.bountyclub.ch

Mit Auszügen aus einem Text von Markus Kappeler, erschienen in der «Flags of the Nations» Stamp Collection (www.markuskappeler.ch)

Aus technischen Gründen ist die Anzeige von Fotos zurzeit nicht möglich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pitcairn heute

MS Aranui to Pitcairn

Pitcairn heute

Pitcairn besteht aus insgesamt vier Inseln: Pitcairn, Henderson, Ducie und Oeno. Nur Pitcairn-Island ist bewohnt. Bei den anderen handelt es sich um Atolle. Allerdings liegen sie nicht gleich in der Nachbarschaft: Bis Oeno sind es 121, bis Henderson 168 und bis Ducie sogar 477 km. In die Ferien fliegen die Pitcairner nicht mit Easyjet nach Mallorca; sie fahren mit ihren «Longboats», schwerfälligen jedoch äusserst seetüchtigen «Langschiffen» nach Henderson. Dort campiert man drei Wochen, fällt Bäume für den Hausbau, sammelt Kokosnüsse und ruht sich zwischendurch mal aus.

Pitcairn ist seit 1838 britische Kronkolonie. Doch erst 1902 wurde die Eingliederung auch offiziell vollzogen. Seit 1946 steht das Territorium auf der UN-Liste der «Hoheitsgebiete ohne Selbstregierung». Es ist heute das letzte verbliebene britische Überseegebiet im Pazifik.

Staatsoberhaupt ist Königin Elizabeth II, vertreten von einem Hochkommissar, der in Neuseeland residiert und quasi auch Gouverneur der Pitcairn-Inseln ist. Da sich keine Sau wirklich um die Inseln kümmert sind sie teilautonom, ein kleines Parlament wählt alle 3 Jahre einen Bürgermeister. Dabei singt man – was auch sonst – «Save the Queen».

Die Menschen in Pitcairn sind Selbstversorger: Auf den Inseln wächst so ziemlich alles, was man braucht. Gemüse und Früchte in riesiger Auswahl, der Ozean ist voller Fische und Meeresfrüchte. Auch Kartoffeln wachsen in Hülle und Fülle: Stocki braucht man keinen zu kaufen. Nur mit Fleisch und frischer Milch hapert es: Weder Kühe, Schweine noch anderes Vieh tummelt sich auf den Wiesen, die manchmal an eine Weide im Jura erinnern.

Nur viermal pro Jahr bringt ein Versorgungsschiff aus Neuseeland die benötigten Waren. Ob Zement oder Ziegelsteine, Nachschub für die Krankenstation, ein paar Kisten Bier oder ein lang ersehntes Steak: Alles muss frühzeitig bestellt werden. Da ist nix mit 24-Stunden-Hauslieferdienst.

Die medizinische Grundversorgung ist durch einen Arzt oder eine Krankenschwester aus Neuseeland sichergestellt. Trotzdem lassen sich viele Insulaner, bei einer ihrer Aufenthalte in Neuseeland, vorsorglich den Blinddarm herausnehmen. Denn eine akute Blinddarmentzündung wird ziemlich schnell zu einem lebensgefährlichen Problem. In solchen Fällen würde man eine Evakuation per Schiff in das Spital von Mangareva organisieren. Von dort geht’s dann mit einem Flieger oder, mit etwas Glück, mit einem Helikopter der französischen Armee nach Tahiti. Ob man diese lange Reise (3 – 6 Tage, insgesamt 2'325 km) jedoch überstehen würde, ist eine andere Frage.

Und noch ein paar Angaben zu Distanzen:

Neuseeland: 5'000 km

Europa 16'000 km¨

USA Westküste 10'000 km

Südpol 15'000 km

 

Samstag, März 30, 2019

Zügeln in Pitcairn

MS Aranui to Pitcairn

Zügeln in Pitcairn

Die Zeiten haben sich nach dem Tod von John Adams 1829 geändert. Eigentlich haben sie sich sogar mehrmals radikal geändert. Bereits vor seinem Tod hatte Adams Kontakt zur britischen Regierung aufgenommen, er sorgte sich um die Zukunft des kleinen Völkleins. 1831 brachte man die ganze Bevölkerung nach Tahiti.

Ein solches Zügelunternehmen konnte natürlich nicht gutgehen. Die Körper der Einwanderer waren nämlich gänzlich unvorbereitet auf die Massen von Viren und Bakterien, die in jener Zeit bereits in Tahiti lebten. In kürzester Zeit starben viele an Krankheiten. Krank waren sie sowieso alle: Sie hatten Heimweh nach ihrem Felshaufen im Pazifik. In Tahiti sammelte die Bevölkerung Geld, um ihnen die Rückfahrt finanzieren zu können. Die Menschen aus Pitcairn ihrerseits verkauften ihr letztes Hemd. Man würde sich solche zuhause wieder stricken können. Fünfhundert US-Dollar soll die Überfahrt gekostet haben. Wie lange sie gedauert hat, ist nicht überliefert.

1856 standen die Verantwortlichen in Pitcairn vor einem neuen Problem, einem Problem, dem der Rest der Welt später auch noch begegnen würde: Man war überbevölkert. Es bestand die Gefahr, dass nicht genügend Lebensmittel für alle angebaut werden konnte. Also unternahm man einen neuen Anlauf: Man wanderte mit Kind und Kegel auf die Norfolk-Inseln aus. 1864 aber war das Heimweh wieder übergross geworden. Man packte «seine sieben Sachen» einmal mehr in die Zügelkisten und segelte zurück nach Pitcairn. Dort erwartete sie jedoch nicht nur eitel Sonnenschein. In ihrer Abwesenheit hatten «fremde Fötzel» und andere, unerwünschte Personen, die Häuser geplündert, die Felder verwüstet und auch sonst eine richtige Schweinerei hinterlassen.

Man ging daran das Dorf Adamstown, benannt nach John Adams, wieder aufzubauen, spuckte in die Hände und griff zur Spitzhacke. Zuerst aber führte man noch eine Landreform durch. Die Ländereien waren nämlich, kurz nach der Ankunft der Meuterer, von ihrem Anführer Fletcher Christian zugeteilt worden. Da es kein Katasteramt gab, herrschte ziemliche Unsicherheit darüber, was denn überhaupt wem gehörte.

Wie es sich heute lebt in Pitcairn, dazu mehr im nächsten Blogpost.
 
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Ein schweres Leben

MS Aranui to Pitcairn

Pitcairn: Ein schweres Leben

Neun Meuterer von der Bounty, sechs polynesische Männer und zwölf Frauen aus Tahiti waren am 15. Januar 1790 auf dem Steinhaufen Pitcairn gelandet und übten ihr neues Leben.

Die Engländer machten sich daran, ganz Kolonialisten, das fruchtbare Land aufzuteilen. Unter sich natürlich. Die polynesischen Männer, darunter Häuptlinge und Priester, gingen leer aus. Vielmehr wurden sie gezwungen, ab sofort für die Weissen zu arbeiten; sie wurden versklavt.

Die Frauen verteilte man ebenfalls unter sich: Von insgesamt zwölf verblieben somit noch drei für die sechs Polynesier. Damit war der Schlamassel natürlich vorprogrammiert. Die nächsten Jahre hätten Vorlage sein können für die Geschichte von den «10 kleinen Meuterlein». Bereits im Jahre 1800, zehn Jahre nach der Ankunft der Meuterer auf Pitcairn, war das Spiel vorbei:

 "Da war es nur noch eines … "
 
Der eine aber, das war der Matrose John Adams. Obwohl er nur über eine bescheidene Schulbildung verfügte, wuchs Adams an der Aufgabe, die ihm nun als Oberhaupt der kleinen Gemeinde zufiel. Er organisierte das tägliche Leben neu und sorgte dafür, dass die Kinder Englisch lesen und schreiben lernten. Er tat diese anhand einer Bibel, die von der Bounty gerettet wurde. Er lehrte die Gemeinschaft ein gottesfürchtiges Leben. Er schaffte es, die ihm anvertraute Kolonie aus der Verwahrlosung zu Tugend und Friedfertigkeit zu führen.

1808 wurde Pitcairn wieder einmal entdeckt. Es war ein amerikanisches Walfangschiff, die Topaz, welche das Geheimnis der kleinen Kolonie am Ende der Welt lüftete. Man wollte auf der Insel Wasser bunkern und stellte erstaunt fest, dass die Insel bewohnt war. Bald wusste auch die britische Regierung von ihrer neusten Kronkolonie. Obwohl der Haftbefehl gegen John Adams immer noch Gültigkeit besass, sah man davon ab, eine Strafexpedition loszuschicken. Man beschloss, die kleine Siedlerkolonie auf ihrer abgeschiedenen Insel in Ruhe zu lassen. John Adams konnte sein Werk fortsetzen und lebte glücklich und zufrieden bis zu seinem Tod 1829 auf Pitcairn. Er wurde 65 Jahre alt.

Mehr zu seinem Vermächtnis lesen Sie im nächsten Blogpost.



 

 

Donnerstag, März 28, 2019

Tag 5 / Tag 6

MS Aranui to Pitcairn

Pitcairn: Ein Steinhaufen inmitten des Pazifiks

Erstmals auf einer Landkarte erschien der Steinhaufen am 2. Juli 1767. Die HMS Swallow unter dem Kommando von Captain Phillip Carteret kreuzte mehr oder weniger ungemütlich durch die stampfenden Wellen des Südpazifiks, als der Ausguck die Sichtung eines «Puddings» meldete.

Der «Ausguck», es soll sich um einen 15-jährigen Schiffsjungen namens Robert Pitcairn aus Edinburgh gehandelt haben, kam so zu seiner «eigenen Insel» und kurzfristigem Ruhm. Kurzfristig deshalb, weil er zwei Jahre später zusammen mit Maus, Mann und der HMS Aurora unterging.

Seine Füsse haben nie den Boden von Pitcairn betreten: Eine Anlandung war auf Grund des Wellengangs nicht möglich, und so notierte Captain Carteret in seinem Logbuch: «25 Grad 4 Minuten Süd, 130 Grad 6 Minuten West. Am Abend des 2. Juli erblickten wir Land. () Ich wäre gerne gelandet, aber die Brandung war viel zu heftig, als dass ich es hätte wagen dürfen.»

Carterets Reisbericht wurde 1773 von John Hawkesworth publiziert. Das Buch befand sich auch an Bord der Bounty, als sie 1787 von England aus in Richtung Südsee aufbrach. Und genau dort soll es Fletcher Christian auf der Suche nach einem geeigneten Domizil gefunden haben. Da Carterets Logbucheintrag ungenau war, dauerte es einige Zeit, bis man die Insel Pitcairn gefunden hatte.

Am 15. Januar 1790 war es so weit. Nachdem neun Meuterer, sechs polynesische Männer und zwölf Frauen aus Tahiti an Land gegangen waren, sowie alles Wertvolle von Bord gebracht worden war, steckt man einige Tage später, am 23. Januar 1790, das Schiff in Brand. Kein zufällig vorbeifahrendes Schiff und schon gar nicht die Schiffe der englischen Krone auf der Suche nach den Meuterern sollte sie finden können. Noch heute begeht man auf Pitcairn jährlich den «Bounty-Day». Im Laufe des Tages wird ein Modell der Bounty zu Wasser gelassen und angezündet.

Es schien, als ob nun für die Meuterer alles gut werden würde. Kein Mensch würde sie hier je finden. Die Insel bot alles was man zum Leben braucht: Wasser, Holz, Früchte, Gemüse, tropisches Klima. Hatte man sogar das Paradies gefunden? Nicht wirklich. Wie es war und wer wen totgeschlagen hat, darüber mehr im nächsten Blogpost.

Mit Auszügen aus einem Text von Markus Kappeler, erschienen in der «Flags of the Nations» Stamp Collection (www.markuskappeler.ch)

(Aus technischen Gründen ist die Anzeige von Fotos zurzeit nicht möglich.)

 

 

 

 

 

Tag 5 / Tag 6

MS Aranui to Pitcairn

Regelmässige Leser meines Blogs werden es gemerkt haben: Da fehlt doch noch ein Tag: Der Besuch von Rikitea auf der Insel Mangareva (Gambier-Islands). Keine Angst: wird später nachgeholt.

 
Pitcairn und die Meuterei auf der HMAV Bounty

Als echte Bounty-Fans kennen sie natürlich die Fakten. Hier eine kurze Übersicht der Geschehnisse der Jahre 1787 bis 1790:

Am 23. Dezember 1787 sticht die HMAV Bounty (HMAV = His Majesty Armed Vessel) von England aus in See. Sie soll in Tahiti Setzlinge des Brotfruchtbaumes an Bord nehmen und diese in die Karibik bringen. Dort sollen deren Früchte die Sklaven auf den britischen Zuckerrohrplantagen ernähren.

Doch es kommt völlig anders: Die Reise dauert auf Grund widriger Verhältnisse länger als gedacht. Erst am 25. Oktober 1788, nach einer Fahrt von über zehn Monaten, kommt das Schiff in Tahiti an und ankert in der Bucht von Matavai. Die Stecklinge aber sind zu dieser Zeit ausverkauft, man wartet und geniesst das schöne Leben, die liebreizenden Damen und sicher auch den Rum.

Am 4. April 1789 ist es so weit: Die Brotfrucht-Setzlinge sind versandbereit, werden geladen, die Reise geht weiter, westwärts Richtung Karibik.

Nach dem Lotterleben in Polynesien hielt sich das Reisefieber der Mannschaft in Grenzen. Nur mürrisch gehorchte man dem alten Choleriker, Captain William Bligh. Sein Maat, Fletcher Christian, beschloss wieder umzukehren und drückte auf den Knopf «Halt auf Verlangen». Über die Auseinandersetzungen vom 27. April 1789 gibt es verschiedene Berichte: Ich überlasse die Details den Historikern.

Auf jeden Fall ignorierte der Kapitän das Haltesignal, was den guten Fletcher dermassen erzürnte, dass er die berühmt-berüchtigte Meuterei auf der Bounty vom Zaune – besser formuliert: von der Reling – riss. Er bootete den Kapitän kurzerhand auf freier Strecke aus, schmiss ihn mit einer Handvoll Getreuen in eine alte Schaluppe, winkte ihnen kurz zu und liess das Schiff um 180 Grad wenden.

Am 22. September 1789 war man zurück in Tahiti.

Bereits am 14. Juni 1789 hatte der ausgebootete Kapitän mit seiner rudernden Nussschale die Insel Timor im heutigen Indonesien erreicht. 5'800 km in 41 Tagen! Natürlich war die Besatzung nicht mehr vollzählig, einige starben an Erschöpfung, andere wurden unterwegs von Einheimischen totgeschlagen. Trotzdem war diese Fahrt eine seefahrerische Meisterleistung die, sollte die Geschichte denn wirklich stimmen, kaum zu wiederholen wäre.

Und die Meuterer? Natürlich wusste deren Anführer, dass der Tatbestand der Meuterei nur mit dem Tode bestraft werden konnte. Trotzdem entschieden sich acht Meuterer, auf Tahiti zu bleiben.

Nach einem nur kurzen Aufenthalt in Tahiti, machte man sich wieder auf die Socken. An Bord waren zu diesem Zeitpunkt 9 Meuterer, 6 polynesische Männer und 12 Frauen. Am 15. Januar 1790 landete man auf der Insel Pitcairn. Warum, wieso und überhaupt? Mehr dazu im nächsten Blogpost ….

Mit Auszügen aus Texten von Markus Kappeler, erschienen in der «Flags of the Nations» Stamp Collection (www.markuskappeler.ch)


 

Dienstag, März 26, 2019

Tag 4 Auf See

Auf hoher See / MS Aranui
Vom Fremdschämen

Auf dem Weg von Amanu nach Rikitea (Mangareva, Gambier-Islands) fahren wir durch ein Gebiet, das weltpolitisch gesehen, einiges an Strahlkraft bietet. Wobei mit der «Strahlkraft» an dieser Stelle die nukleare Strahlung der Atombombentestes der französischen Armee gemeint sind. Wir fahren nämlich in der Nähe des Mururoa- und des Fangataufa-Archipels vorbei. Es liegt nicht an mir, mich zu diesem Thema zu äussern, es steht mir nicht zu. Ganz abgesehen davon, das ganze Gebiet ist militärische Sperrzone, französische Truppen überwachen den Zugang. Man mache sich, so ein Reiseführer, bereits verdächtig, wenn man bei der Einreise nach französisch Polynesien einen Geigerzähler mitführt. 

Ich mache mich viel lieber daran, etwas über die Mitreisenden in Erfahrung zu bringen. Die Amerikaner schämen sich über die Amerikaner die laut sprechen, gruselig gekleidet sind und manchmal sehr protzig auftreten. Die Franzosen schämen sich über die Franzosen, die den ganzen Tag über das Essen reklamieren. Die Deutschen schämen sich über die Deutschen, die immer so verdammt laut sein müssen, alles besser wissen und dies die Amerikaner und Franzosen auch spüren lassen. Und die Schweizer? Ja. Ich schäme mich manchmal auch für sie. Für das Anbiedernde, das ach so Biedere.

Ein Schweizer erzählt mir die Geschichte von den Lang- bzw. Gummihälsen, die er partout nicht aussteht. Sie wissen auch nicht, um welche Spezies sich hier handelt? Um Preussen! Wenn diese VOR dem Sesseli*-Lift anstehen, ist deren Schnauze immer bereits IM Sesseli*.

Ein ganzes Schiff schämt sich fremd! Nur von den Australiern, Neuseeländern, Kanadiern und Holländern hört man nichts. Zum Fremdschämen braucht’s – um bei der Nukleartechnik zu bleiben – eine kritische Masse, die in dem Fall auch eine kritische Menge sein kann.

Ich mag Tage auf See, sie sind so unglaublich entspannend. Das Frühstück auf dem Balkon, das Mittagessen lassen wir aus. Das Nachtessen nehmen wir in Kauf und versuchen, neue Leute kennenzulernen. Etwas, dass uns auch regelmässig gelingt: Monika hat ein gutes Auge für interessante Menschen!

* Damit auch die Preussen die Geschichte kapieren: Ein Sesseli ist ein kleiner Sessel. So einfach geht das mit der eidgenössischen Verkleinerungsform.

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Tag 3 Amanu

Auf dem Weg nach Pitcairn
Insel Amanu / Tuamotu-Atoll

Die Aranui treibt vor der Insel Amanu, erste Häuser des Hauptortes Hikitake sind zu sehen. Auf den Wellen vor dem Pass, der Eingangspassage zur Lagune, surft die Dorfjugend. Der Empfang durch den Bürgermeister des Dorfes, er ist gerademal 24 Jahre alt, ist herzlich, beinahe überschwänglich. Man hat sich auf unsern Besuch vorbereitet, rund um die Kirche wurde ein Markt aufgebaut, Kunsthandwerk wird angeboten. Die Kinder tanzen und spielen: die Fotoapparate klicken ununterbrochen. Hätte man fünf Cents pro Aufnahme verlangt, das Dorf wäre reich geworden. Aber vielleicht wäre auch mit jedem Klick ein wenig Farbe von der Insel gewichen, ein Gedanke, der traurig stimmt. Südsee ohne Farben? Das wäre dann Nordsee, einfach ein wenig wärmer.

Ein alter Leuchtturm, eher eine Plattform für ein Feuer, steht noch immer in der Nähe des Passes, dem Eingangstor zur Lagune. Unklar ist, ob ein Feuer andere Schiffe sicher durch die Tuamotus leiten sollte, den Eingang zum Pass weisen, oder aber unwillkommene Gäste abhalten sollte. Auf Grund der Lage des Feuerturms befürchte ich eher letzteres.
 
Uralte Dou-Bäume flankieren unsern Weg von der Anlegestelle zur Dorfkirche. Sie wurden über die Jahrhunderte von Eroberern und Semmännern auf die Inseln gebracht. Ihr hartes Holz eignet sich perfekt für den Schiffbau. Sie sollen über 300 Jahre alt sein! Könnten sie doch sprechen! Sie haben die ganzen Eroberer gesehen, aber auch blutige Kriege, Stürme und Tsunamis überlebt. Als es noch keine Schutzbunker gab, haben sich die Einwohner bei Taifunen übrigens mir Stricken an Dou’s und anderen Bäumen festgemacht. Die Mutigsten stiegen auf hohe Palmen und konnten so auch Tsunamis überstehen. So erzählt es der Reiseführer. Ich habe ihm, obwohl wir es ausnahmsweise besser wissen, nicht widersprochen.

Te-motu-tuta-tau, der Dorflehrer erzählt uns die Geschichte der Krabbe Kaveku.
Kaveku ist eine Kokosnuss-Krabbe, ein sogenannter Palmdieb. Er steigt nachts auf Kokospalmen und zwickt mit seinen gewaltigen Scheren die schönsten Nüsse vom Baum. Anschliessend steigt er wieder von der Palme runter und macht sich genüsslich über seine Leibspeise her.

Dummerweise ist die Krabbe ihrerseits die Leibspeise von Toto. Toto wohnt hinter dem Schulhaus und fängt regemässig Kokoskrabben. Da diese die Angewohnheit haben, etwas streng zu riechen, werden sie für einige Tage in einem Verschlag eingesperrt und dort mit Kopra, dem getrockneten Fleisch der Kokosnüsse gefüttert. Das Fleisch der Krabbe ist eine Delikatesse und eine willkommene Abwechslung im eintönigen Speiseplan der Insulaner.

Als nun Toto erfuhr, dass heute eine Ladung Touristen die Insel «überfallen» würde, bekam er es mit der Angst zu tun. Womöglich würde man ihm Kaveku klauen! Fremde Leute würden seine Krabbe mitnehmen, betatschen oder sonst was mit ihr anstellen. Das konnte er nicht zulassen. Noch bevor der Pfarrer zur Frühmesse bimmelte, hatte er Kaveku bereits mit Haut und Scheren aufgegessen.

Mit Kaveku’s ist ganz und gar nicht zu spassen. Mit seinen Scheren kneift er jeden Finger ab, Holzwände sind für ihn kein Hindernis. Wer einen Kaveku in seinen Schlafzimmerschrank sperrt, wird nicht schlafen können. Sein Trommeln wird man auch noch im Nachbarhaus hören.

 

 

 

 

 

 

Montag, März 25, 2019

Tag 2 Anaa

MS Aranui to Pitcairn
Tag 2  Insel Anaa / Tuamotu-Atoll

Anaa war in alten Zeiten ein gefürchtetes Räubernest. Nach einer Fahrt durch die Tuamotus, wegen ihrer vielen Untiefen und unbefahrbaren Riffpassagen auch «die gefährlichen Inseln» genannt, kein gemütlicher Ort. Sollten die Menschen gerade wieder unter Hunger gelitten haben, verspeisten sie kurzerhand einen Besucher.

Im 19. Jahrhundert waren es amerikanische Mormonen, später französische Katholiken, die den Bewohnern die seltsamen Tischsitten ausgetrieben haben. Als sie dies mehr oder weniger erfolgreich erledigt und den - nur scheinbar gottlosen – Ureinwohnern den Weg zur Erleuchtung gewiesen hatten, kam es zwischen den rivalisierenden Missionaren zu schweren Ausschreitungen. Sie prügelten sich derart, dass die französische Armee eingreifen musste
 
Hätten Sie nicht gedacht, gell!

Wer heute in Anaa ankommt, findet einen friedlichen Ort mit freundlichen Menschen. Die Dorflehrerin führt uns über das Inselchen, und präsentiert, zusammen mit einer Schar Kinder ihr kleines Naturschutzprojekt. Jedes Jahr wird ein Fisch zum «Tier des Jahres» bestimmt. Während dieser Zeit dürfen diese in einem definierten Gebiet nicht gefangen werden.

Der Wasseraustausch zwischen der Lagune – quasi dem Meer innerhalb des Riffs – und dem Meer wird normalerweise durch Kanäle, auch Pässe genannt, sichergestellt. Einige sind tief genug, um auch grossen Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen. Auf Anaa jedoch findet man keine Pässe, sondern sogenannte «Hoa’s». Sie gleichen eher Bächen oder kleinen Flüssen, die bei Flut das Wasser durchlassen, bei Ebbe jedoch wieder abtrocknen. Diese kleinen Wasserläufe sollen sich gut für eine ganz besondere «Sportart» eignen: das Fliegenfischen. Da ich keine Ahnung habe, welche Fliegen mit welchen Fischen oder umgekehrt gefangen werden sollen, verlasse ich dieses Thema sofort wieder. Ausser ein paar Fliegen auf meinem Sandwich habe ich keine der erwähnten Protagonisten auf der Insel Anaa gesehen.

Die Insel Anaa wurde gestern das erste Mal in der Geschichte von einem Passagierschiff angefahren. Vor zwei Monaten konnte der geplante Besuch nicht stattfinden: Der Bürgermeister der Insel meinte, man sei noch nicht bereit gewesen, Besucher zu empfangen. Besuche solcher Inseln, sind auch für Passagierschiffe nicht ganz einfach. Was sollte man den Gästen zeigen? Was zeichnet die einzelnen Inseln besonders aus?

So hatte ein Bürgermeister der Reederei gemeldet, dass man auf seiner Insel den Besuchern ein verlassenes, geheimnisumwittertes Dorf zeigen würde. Das hat man dann auch getan: Das «Dorf» bestand aus einer einzigen, windschiefen Hütte. Wo denn das Dorf sei, fragte der Mann der Reederei. «Keine Ahnung!», meinte der Bürgermeister. Aber irgendwas muss man den Gästen doch zeigen können und beendete seine Rede mit Erzählungen aus alten Zeiten.

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Tag 1 Papeete - Anaa

MS Aranui to Pitcairn
Tag 1 Papeete to Anaa / Tuamotu-Atoll

Endlich sind wir an Bord unseres Dampfers angekommen. Natürlich ist der Dampfer kein alter, rauchender «Steamer», sondern ein modernes Schiff, eine Mischung zwischen Frachter und Passagierschiff. Gebaut wurde die Aranaui 5 in China, nach Plänen der Eigner-Familie Wong aus Tahiti. Mit Romina Wong, eine der Verantwortlichen der Reederei, haben wir gestern zusammengesessen. Wir haben sie bereits auf unserer ersten Reise, mit der Aranui 3 auf dem Trip zu den Marquesas-Inseln kennengelernt. Eine Aranui 4 gabs übrigens nie. In der chinesischen Zahlenmystik bringt die Zahl «Vier» Unglück.
Am Tisch sass auch ihr Cousin Miko (Maiko), der Verantwortliche für den amerikanischen Markt. Nach dem Abendessen langte die Mannschaft tüchtig in die Saiten. Ukulelen, Gitarren und achtstimmiger Gesang: viel brauchte es nicht, um die Stimmung anzuheizen – die Lufttemperatur lag bereits bei über 30 Grad.

Die Gäste an Bord stammen aus der ganzen Welt. Mehrheitlich wird englisch und französisch gesprochen, die Gruppe der Deutschsprechenden ist klein. Gottseidank. Ich bin ja nicht nach Polynesien gefahren, um mit Schweizern über Rösti, Raffeln und Schmelzkäse zu parlieren. Von diesen Menschen werde ich später berichten.

Gestern haben wir pünktlich in Papeete abgelegt. Nach knapp 400 km erreichen wir am Morgen des 22. März die Insel Anaa. Sie zählt zum Tuamotu-Atoll. Moorea und Tahiti gehören zur Gruppe der Gesellschaftsinseln. Auf unserm Weg nach Pitcairn werden wir auch die Gambier- und die Austral-Inseln besuchen. Sollten Sie eben mit Ihrem SUV unterwegs sein: Hier die Koordinaten für Anaa: 17 Grad Süd, 147 Grad Ost.

Das Schiff treibt vor Tukuhora, dem Hauptort der Insel Anaa. Man zählt zurzeit gerademal 480 Einwohner, früher sollen es einige Tausend gewesen sein. «Früher», das bedeutet hier: vor 1983.
Der Pazifik wurde schon immer von Zyklonen heimgesucht. Das Jahr 1983 aber wurde zur Katastrophe für die schutzlosen, kleinen Inselwelten Polynesiens. Ganze Eilande sind im Meer verschwunden, wurden weggeschwemmt von gewaltigen Fluten, weggeblasen von ungeheuren Windmassen. Auch die Insel Anaa war wochenlang von der Aussenwelt abgeschnitten. Das Dorf Tukuhora hatte aufgehört zu existieren. Das einzige Haus, das den Zyklon Orama einigermassen unbeschadet überstanden hat - und den Menschen während langer Zeit als «Dach über dem Kopf diente» - war die katholische St.Joseph-Kirche. Somit muss ich meine Meinung zur Kirche revidieren: Es gab tatsächlich Fälle, bei denen sie «Menschen gerettet» hat ...

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Sonntag, März 24, 2019

Morgen wird wieder gebloggt

Ich hoffe auf die Technik des Schiffes und einen vorbei fliegenden Satelliten. Die Texte sind gschrieben ...

Dienstag, März 19, 2019

Pitcairn Papeete

Auf dem Weg nach Pitcairn: Papeete, Tahiti
Der Tag erwacht

Durch die Zeitverschiebungen ist mein Rhythmus etwas durcheinandergeraten, die aufgehende Sonne lädt zu einem kleinen Bummel ein. Auf der Suche nach einem bereits geöffneten Café spaziere ich durch die erwachende Stadt. Noch sind die Trottoirs hochgeklappt, die Läden verrammelt. Am Hafen legt die erste Fähre ab, ein luxuriöser Viermaster wartet auf Kreuzfahrtgäste. Der Weg entlang der Docks ist sauber gepflegt, die ersten Schüler eilen gemächlich (Christian Morgenstern lässt grüssen!) durch die Parks. Der kleine Kiosk an der Rue Pomare hat geöffnet: Café au lait, Viennoiserie, Croissants, Baguettes. Dazu eine Gitane bleu.

Ein Taxi bringt uns gegen Mittag zum Fährhafen. Natürlich hätte man nach Moorea auch fliegen können. Doch, nachdem 1995, einige Wochen nach unserm Flug von Papeete nach Moorea, das Flugzeug in die Meerenge geplumpst ist, hält sich unser Vertrauen in Grenzen. Sie meinen, man hätte sich ja die Rettungswesten überziehen können? Nein, in einer Tiefe von 1'500 Metern lassen sich die Dinger nicht überziehen.

Die Fahrt mit der Fähre jedoch war erholsam, trocken und unterhaltsam. Auf dem Mitteldeck übte ein Gruppe Schüler einen Tanz ein. Nein, keinen Scheiss-Rap, sondern einen einheimischen Tanz. Ein paar Geschäftsleute blätterten in ihren Akten, Touristen fotografierten sich gegenseitig, Reisende beobachteten das Ganze. In der Ferne sieht man die markanten Konturen der Insel Moorea.

Die Zahlen: 133 km2, 17'000 Einwohner, Höchster Berg 1'600 Meter, Ringstrasse 62 km. Erste Sichtung durch Samuel Wallis 1767. James Cook ankert 1777 das erste Mal vor Moorea. Allerdings nicht in der heutigen Cooks Bay sondern in der daneben liegenden Opunohu-Bay. So what? Geschichtsschreibung war noch nie eine exakte Wissenschaft.

 

 

 

 

 

 

 

 

Pitcairn Auckland

Auf dem Weg nach Pitcairn
Auckland, Neuseeland

Wir haben die speienden Drachen der Lufthansa überlebt, die fliegenden Hexen von American Airlines ebenfalls. Mit einem Lied auf den Lippen passieren wir die Kontrollen am Airport von Auckland:

«Komm' sei kein Spielverderber, das Leben ist nicht lang,was nützt der schönste Ärger, es geht nichts über den Gesang.»




Lange haben wir uns auf das Wiedersehen mit «unseren Neuseeländern» gefreut. Wir waren Schulfreunde, hatten zusammen eine Band gegründet und so manches Waldfest, so manche «Hundsverlochete», bespielt. Wir haben die wilden 68-er aus der Ferne betrachtet, der «Freie Blick aufs Mittelmeer» blieb uns verwehrt.

«Weisst Du noch?», ist die an diesem lauen Abend wohl am meisten gestellte Frage. «Na klar!», die am meisten gehörte Antwort. Der Inhalt der Gespräche aber bleibt unter Verschluss, er gehört nicht auf diesen Blog.

«Verscheuche deine Sorgen und lass' uns fröhlich sein,
was kümmert uns das Morgen, d'rum stimmt mit mir jetzt ein»:

«Heute blau und morgen blau, und übermorgen wieder!», lautet der Refrain dieses alten deutschen Trinkliedes. Das «Blau» bekommt jedoch in Polynesien eine völlig andere Bedeutung. Wissen Sie, wie viele Blautöne es gibt? Harald Schendera hat auf seinem Blog «Mitternachtsblau» deren 272 aufgelistet. Während ich an diesem Text werkle, fällt mein Blick auf die Lagune von Moorea und ich bin sicher, dass es noch wesentlich mehr Blautöne gibt.

Papeete, Tahiti

Mit Air Tahiti Nui sind wir von Auckland nach Tahiti geflogen. Und Sie werden es kaum glauben: Man kann auch mit einem Lächeln fliegen. Ausgezeichneter Service, nette Mitarbeiter, bravo Air Tahiti Nui!

Die Ankunft am Flughafen von Papeete war so grossartig wie bereits vor vielen Jahren: Man wird mit Musik empfangen! Natürlich nicht mit Scheiss-Rap sondern mit Ukulele, Gitarre und polynesischen Liedern. Können Sie sich vorstellen, dass Sie in Zürich mitten in der Nacht von einem Jodelchörli erwartet werden? Wohl eher nicht!

Auf den gebuchten Transfer zum Hotel warteten wir vergebens. Kein Problem, eine ältere Dame chauffierte uns in ihrem Taxi dorthin.
 

 

Montag, März 18, 2019

Pitcairn Catch me (3)

Catch me if, You can! (3)
Vorsicht – Trump an Bord!

Vor dem Start hören die Passagiere die üblichen Ermahnungen. Man soll sich IMMER anschnallen, weder in der Maschine «spazieren» noch sich vor den Toiletten aufhalten. Hierbei handle es sich um eine strikte Anweisung von American Airlines.
Als ich während des Fluges nach einem Glas Wasser verlange, werde ich zurechtgewiesen: Ich soll mir das Zeugs doch bitteschön selber in der Bordküche holen. Die Logik bleibt auf der Strecke, die Worte bleiben im Hals stecken.

Nichts mit Logik hat das ungepflegte Äussere der Flugbegleiterin zu tun. Die Uniformen scheinen noch aus der Gründungszeit von American Airlines (1930) zu stammen. Das fliegende Personal ist zwar etwas jünger, aber auch schon wieder alt. Nein. Ich habe nichts gegen Senioren. Ich habe nur etwas gegen ungepflegte, unfrisierte und unfreundliche Seniorinnen. Irgendwer sollte sich dafür schämen! Aber, wer weiss, vielleicht handelt es sich bei den fettigen Frisuren um einen stillen Protest gegen Trump?

 
 
Zu den «Vorzügen» des modernsten Flugzeuges der Welt gehören, neben technischen Entwicklungen, die Verbesserung der "Passagierfreundlichkeit".*

«Die Fenster sind größer als in jedem anderen Flugzeug dieser Klasse und lassen sich individuell elektronisch abdunkeln.» Ob sie grösser sind, ist nicht zu erkennen. Abdunkeln lassen sie sich nur, wenn der fliegende Oberdrache dies auch will.

Von der «neuen Kabinenbeleuchtung» ist nichts zu sehen, vermutlich hat man sich die bei American Airlines weggespart. Die Leselampen sind falsch platziert. Wenn ich sie einschalte, wird mein Hinterkopf beleuchtet. Und der braucht nun wirklich keine Erleuchtung.

*Man wirft mir immer wieder vor, Worte zu «erfinden». Dieses Wort wurde jedoch nicht von mir, sondern von der Marketingabteilung des Flugzeugherstellers erfunden.
 
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Nächster Halt: Moorea.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Sonntag, März 17, 2019

Pitcairn Catch me (2)

Catch me, if You can! (2)
Vorsicht – Alte Tanten*

Fake - Fake - Fake
Flughafen Los Angeles, Terminal der American Airlines. Der Glanz der alten Tage ist längst verflogen. Die Piloten laufen in zerknitterten Uniformen durch die einst heiligen Abflughallen. Die Jacketts können nur noch mit Mühe Bierbäuche verdecken, die Knöpfe sind zur unnützen Zierde verkommen. Schlecht rasiert und kaum frisiert suchen sie mehr oder weniger schlaftrunken die Gates.

 
 
 
Das Check-in geht zügig voran, das Warten auf das Boarding eher nicht. Die Läden und Bars scheinen alle noch aus den 50er-Jahren zu stammen, die Wartezonen würden allenfalls die Passagiere einer alten DC-3 aufnehmen. Dreihundert Reisende auf dem Weg nach Auckland finden hingegen keinen Platz. So sitzen dann auch Familien in dunklen Ecken, lümmelnde Teenager fläzen auf halb zerrissenen Sitzreihen. Die Lautsprecher scheinen nicht zu funktionieren, die Ansage ist kaum verständlich.

Die Abläufe haben sich wieder einmal geändert, Bordkanten müssen beim Einstieg nicht mehr vorgezeigt werden. Jeder Passagier wird fotografiert, das Bild von einem Computer mit irgendwelchen Datenbanken abgeglichen. Schöne neue Welt: Alles geht noch einmal langsamer als früher.

Beim Einsteigen in die Maschine frage ich eine Flugbegleiterin nach meinem Sitzplatz. Sie zuckt zuerst zusammen und dann mit der Schulter: «Vielleicht hier, oder da, oder dort!» Man muss sich das schon einmal plastisch vorstellen: Diese Tanten kennen nicht einmal die Position der Sitze!

Wir sitzen im neusten Jet von Boeing, dem «Dreamliner» B 787. Er soll besonders ruhig sein - ist er schon mal nicht. Zu den anderen «Vorzügen» komme ich später noch.

kein Fake
 


* Bei den Alten Tanten, Basler Dialekt «Alti Dante» handelt es sich um eine Karikatur einer vornehmen älteren Dame der Oberschicht Basels gegen Ende des 19. Jahrhunderts.

 

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Samstag, März 16, 2019

Pitcairn Catch me (1)


Catch me, if You can! (1)
Vorsicht – Führerin an Bord

Diesen alten Film habe ich mir während des Fluges von Frankfurt nach Los Angeles angeschaut. Leonardo DiCaprio als Check-Betrüger, Fake-Pilot und Rosstäuscher – welch’ herrlich alte Komödie. Eigentlich wollte ich mir «Bohemian Rapsody», den Film über Freddie
Mercury, den charismatischen Sänger von «Queen», ansehen. Die von Lufthansa versprochenen, Geräusch absorbierenden «Spezialkopfhörer der Sonderklasse», waren jedoch nicht an Bord. Die «Kopfhörer», zwei kleine, an Kabeln montiere Ohrstöpsel, konnten nicht ordnungsgemäss in Betrieb genommen werden. Da nur ein Stecker vorhanden war, war alles nur auf einem Ohr zu hören. Zur Qualität dieses «Sounds» äussere ich mich nicht, die Gehörgänge schmerzen immer noch.

 
 
Auch Lufthansa blufft sich offensichtlich kostenreduziert durch schwierige Zeiten. Schon wieder, auf Kosten kuhäugiger Passagiere, eine müde Mark eingespart. Das gibt 100 Punkte Abzug! Für die zweistündige Verspätung bringen wir halbwegs Verständnis auf. Die Sperrung des indisch-pakistanischen Flugraumes war allerdings schon seit einiger Zeit Tatsache. Aber die zuständigen Flugplaner haben sich wohl lieber in ihren Business-Liegen ausgeruht.
Die grössten Abzüge aber gibt es für die übellaunige «Führerin», die Purserin, an Bord. Ob sie sich beim Rasieren geschnitten hat? Solche Rebhühner* sollte man zwei Jahre zu Singapore Airlines abkommandieren! Dort würde man sie Mores lehren!1'000 Punkte Abzug!

Nicht, dass all’ die Abzüge, es werden wohl gegen 80'000 Minuspunkte zusammengekommen sein, für eine Reklamation gereicht hätten. Nein, wo denken Sie denn hin! Kraniche, die Wappentiere der Deutschen Lufthansa, verhalten sich genauso wie sie ausschauen: Dumm und dämlich. Ausser krächzen tun die nix. Goarnix!

 

* Das Rebhuhn ist eine Vogelart aus der Ordnung der Hühnervögel. Aus der Ferne wirken Rebhühner eintönig grau, was zu ihrer Tarnung beiträgt. Aus der Nähe ist der rötliche Kopf, der mit der grauen Färbung des Halses kontrastiert, gut erkennbar. Bei aufgerichteten Vögeln ist der dunkle hufeisenförmige Fleck auf dem vorderen Teil des Bauches gut sichtbar (Wikipedia).

Montag, März 11, 2019

Heute frei ...

No news are good news ... Auf unserem Weg nach Pitcairn legen wir in Auckland eine Pause ein. Aktuelle Infos gibts trotzdem.

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Samstag, März 09, 2019

Auf dem Weg nach Pitcairn (8)

Diskriminierung!

Seit mehr als 25 Jahren darf über den Wolken nicht mehr geraucht werden. Ausser auf exotischen Streckenabschnitten im wilden Osten, in Afrika oder in Asien. (Selbstverständlich dürfen Sie auch in Ihrem Privatjet eine Cohiba qualmen.)


Obwohl ich selber Raucher bin, habe ich mit dem Rauchverbot kein Problem.

Weshalb aber befinden sich in Flugzeugen Aschenbecher in den Armlehnen? Weil Sie in einer ganz besonders alten Kiste sitzen!
(Unterschiedlich verhält es sich mit Aschenbechern in den Waschräumen. Eine Maschine, die nicht über Aschenbecher in den Bordtoiletten verfügt, gilt von Gesetzes wegen als nicht flugtüchtig und darf nicht abheben.)
Wie erwähnt, bin ich selber Raucher und habe trotzdem kein Problem mit Nichtraucherflügen. Nach der Landung allerdings will ich mir gerne und gemütlich einen Zigarillo anzünden; nach einem 14-Stundenflug ein ganz besonderer Genuss!

Diesen Genuss muss man sich meistens hart verdienen. Folgt man den Signalisationen, so steht öfters ein kilometerlanger Leidensweg bevor. Schamhaft bauten die Planer diese «Lounges» irgendwo am äussersten Ende eines Terminals. Der Ausdruck «Smokers Lounge» ist übrigens eine höchst eigenwillige und euphemistische Übersetzung des Wortes «Rauchkammer». Genau so nennt man den vordersten Teil des Kessels einer Dampflokomotive, über dem sich der Schornstein befindet.

Es gibt auch Raucher-unfreundliche und somit diskriminierende Hotels: Ich werde Sie zukünftig beim Namen nennen.
Und es gibt Raucher-unfreundliche und somit diskriminierende Transport-Unternehmen: Dazu gehören die Deutsche Bahn (DB) sowie die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) ... damit sind die Bahnhöfe gemeint ...
Ein Fall für die Fumeurs sans Frontières!
 
 
 


Mittwoch, März 06, 2019

Auf dem Weg nach Pitcairn (7): Der Kranich

Morgen geht's los nach Pitcairn. Unser erster Flug führt uns von Basel nach Frankfurt. Zu meiner ersten Begegnung mit diesem Flughafen erschien vor vielen Jahren diese Kolumne:
 
 
Gunhilde heisst Kranich und sieht auch so aus. Wofür sie natürlich nichts kann. Frau Kranich, mit dem durchaus passenden Vornamen Gunhilde, herrscht über einen Schalter im Transitraum des Flughafens von Frankfurt und nimmt diese Aufgabe wörtlich: Sie herrscht.
Eines unschönen Tages nun herrschte der oder die Kranich gleich über zwei Schalter: Economy und Business. Natürlich sass Kranich Business. Da weit und breit niemand zu sehen war, hatte sie sich ihren Horst gemütlich eingerichtet. Links die angebissenen Müsliriegel, rechts die Accessoires für die kleine Schönheit zwischendurch und vor ihr die abgeblätterten Boulevard-Postillen.

Etwas unschlüssig stand ich vor Gunhildes Horst: Ausser ihr und mir war niemand zu sehen. Da ich Economy gebucht hatte, steuerte ich folgerichtig auf den entsprechenden Schalter links zu.

Als ich bemerkte, dass der Kranich im rechten Business-Schalter-Horst sass, wechselte ich gekonnt die Spur. Dieser Verstoss gegen die Flughafenverkehrsvorschriften hatte unüberhörbare Folgen. Der eben noch untätige und scheinbar schwerfällige Kranich plusterte sich in Sekundenschnelle auf, spreizte seine Flügel und stiess einen spitzen Schrei aus: “Könnsenichlesen-hierisbisness!”.
Bevor mich der Kranich mit seinen rot lackierten Klauen ernsthaft verletzen konnte, wechselte ich wieder die Spur und stellte mich ordnungsgemäss vor den leeren Economy-Schalter. Worauf sich Gunhilde Kranich umgehend beruhigte und sich wieder ihrer verblichenen Schönheit widmete. Da ich sowieso nichts anderes vorhatte an diesem Abend, gab ich ihr einige Ratschläge, empfahl ihr eine neue Gesichtspflegelinie und schenkte ihr meinen neuen Nagelclip. So entwickelte sich über die Zeit eine schon beinahe freundschaftliche Beziehung und schon wenige Stunden später -  und ohne, dass der Business-Kranich zwischenzeitlich belästigt worden wäre - entschloss er sich, sich meiner zu erbarmen. Unendlich langsam holte er ein Schild aus seiner Handtasche, stellte es vor sich hin und krächzte “Economy!”