Donnerstag, Januar 24, 2019

Volksstimme Kolumne Januar 2019


Nur Ludmilla nicht

Viele Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichen regelmässig Gastrokolumnen. In vielen Fällen überlässt man diese Aufgaben Praktikanten und Lehrlingen und somit jungen Menschen mit einem unerhört reichen kulinarischen Erfahrungsschatz.

Fast immer wird entweder äusserst positiv, mehrheitlich positiv oder zumindest positiv- überrascht berichtet. Waren die Erfahrungen eher negativ, verzichtet man auf eine Veröffentlichung. Ich finde solche Entscheidungen sehr weise: Denn, wo gearbeitet wird, geschehen Fehler; wo gekocht, serviert und Gastfreundschaft zelebriert wird, ebenso. Kein Koch soll in die Pfanne gehauen werden, nur weil an diesem Tag einfach gar nichts geschmeckt hat. Es könnte ja auch durchaus sein, dass der Kritiker mit dem linken Bein zuerst aufgestanden ist und deshalb selbst einen schlechten Tag zu verbuchen hat.
Allerdings müsste dieser Grundsatz auch umgekehrt angewendet werden. Nur weil ein Abend aussergewöhnlich war, sollte niemand in den Himmel gelobt werden. Es könnte ja
sein, dass der Kritiker eben den Schweizer Buchpreis erhalten hat und ihm seine Dauerverlobte endlich die Ehe versprochen hat.
In der Praxis heisst dies: Einmal ist keinmal: Jeder bekommt eine zweite Chance.
Nur Ludmilla nicht.
Ich muss gestehen, ich weiss nicht mehr, wie sie wirklich hiess. Aber «Ludmilla» passt ganz gut. Es war ein düster-nebliger Abend in der Provinz. Nach einem anstrengenden Tag suchten wir einen ruhigen Platz; ein netter Drink, ein Glas Wein und ein erfrischendes Bier standen auf unserer Wunschliste. Ich verlangte die Weinkarte und tippte auf einen Schweizer Weisswein.
«Nicht chaben», antwortete die Wirtin, die wie gesagt, möglicherweise Ludmilla hiess.
«Kein Problem», entgegnete ich, «dann eben ein Glas Chardonnay.
«Nicht chaben.»
«Gut, dann sagen sie mir doch einfach, was sie chaben.»
«Nein. Du sage wasse wolle, ich mach’ so, oder so.» Bei «so» nickte Ludmilla, bei «oder so» schüttelte sie den Kopf.
Nachdem sie während einer halben Stunde den Kopf geschüttelte hatte, sagte sie plötzlich: «Chabe Binogridscho.»
«Chabe? Bringe!», antwortete ich und war ob meiner seltsamen Aussprache überrascht. Wo um Himmelgottswillen waren wir hingeraten?
Nachdem mir Ludmilla den Pinot grigio serviert hatte, warf sie sich in Pose und verkündete stolz: «Cheute Abend ich singe!».
Ludmilla bestieg die Bühne und testete die Mikrofone: «Test, Check, Quietsch.»
Hinter den umfangreichen Bühnenaufbauten war sie kaum zu sehen, was ihr jedoch nicht zum Nachteil gereichte. Denn Ludmilla war von der Natur etwas vernachlässigt worden, oder aber, sie hatte die Fliehkräfte des eigenen Fleisches unterschätzt.
«Begrisse alle Menschen hier und jetzt ALLE singen!»
Sie stimmte atemlos das gleichnamige Lied von Helene Fischer an.
«Und jetzt alle!» Die Zuschauer reagierten sprachlos.
«Und jetzt ALLE!», tönte es atemlos von der Bühne.
Ich schaute mich um. Wir waren allein, atmeten aber meines Wissens noch.
«Und jetzt ALLE!»

«Ja doch. Wir gehen. ALLE!»
Ludmilla bekommt keine zweite Chance.



Freitag, Januar 18, 2019

Ulithi 40 Erstickt in Manila

In Manila kann man auf verschiedene Arten ersticken. Durch Smog, Dreck, Lärm, Armut, Konsum, Bürokratie usw.
Die letzte Station auf unserer Reise   macht die Heimreise in die Kälte einfach .... ich hoffe auf frische, saubere Luft.
Die Koffer werden schon bald wieder gepackt .... Bleiben sie dran, kommen Sie mit auf unsere nächste Reise  ...

Mittwoch, Januar 16, 2019

Ulithi 39 - Squijor und das Paradies



Siquijor ist kein Paradies

Das Paradies, in welcher grammatikalischen Form auch immer, ist überstrapaziert. Wir verstehen zwar, dass Hotels und Reisebüros das «Paradies» immer wieder einsetzen. Aber gab und gibt es wirklich «paradiesische» Strände? Lag der Garten Eden wirklich am Meer?
Kann eine Kreuzfahrt paradiesisch sein? Sind Badewannen und Küchen paradiesisch? Können Pfannkuchen paradiesisch sein? Und wie verhält es sich mit paradiesischen Rabatten?

Ich habe beschlossen, das Wort Paradies nicht mehr zu verwenden, ich habe mich auf die Suche nach Alternativen gemacht. Auf die Suche nach Synonymen, nach sinnverwandten Worten. Bei woxikon.de bin ich fündig geworden. Hier eine kleine Auswahl von A bis Z:

Siquijor ist ambrosisch, atemberaubend, bildhübsch, bildschön, einladend, einzigartig, elysisch und exquisit. 
Siquijor ist aber auch famos, fantastisch, friedlich, gastlich, grandios, grossartig, herrlich, hervorragend, himmlisch, hinreissend und hübsch.
 
Zudem ist Siquijor idyllisch, lieblich, malerisch, prächtig, schön, toll, traumhaft, unbeschreiblich, unübertrefflich, unvergleichlich, vortrefflich, vorzüglich, wunderbar, wunderschön, wundervoll und zauberhaft. 
Sie sehen, es geht auch ganz ohne Paradiese. Wie aber war es nun wirklich?

Siquijor ist grün, die Vegetation dicht, die Blumen farbenfroh und duftig. Bauern bearbeiten Reisfelder, Fruchtplantagen, Äcker. Auf Wiesen grasen einsame, angebundene Kühe und Ziegen. Man züchtet Kampfhähne, die Hühner leben frei. Eine asphaltierte Strasse führt rund um die Insel. Obwohl sich auch hier die Missionare austoben, die Präsenz der katholischen Kirche ist erdrückend: Kathedralen, Kirchen und Klöster beweisen deren Einfluss eindrücklich.

Es sollen auch Affen und Schlangen auf der Insel leben, wir haben keine gesehen. Wir wohnen in gutfreundschaftlicher Nachbarschaft mit Geckos und Eidechsen, sie halten uns die Schnaken fern.

Die Arbeit hat man hier in Siquijor nicht erfunden, man beweist täglich, dass es auch ohne geht. Wenn man ein Huhn will, klaut man es beim Nachbarn; Hühnerraub ist neben dem Hahnenkampf Volkssport. Das Meer bietet (noch) Fische zuhauf, man verpflegt sich aus dem eigenen Garten, ist mehrheitlich glücklich, lacht viel und gern. Und wenn das Zipperlein zickt, geht man zum Quak-Doktor.

Morgen reisen wir zurück in die Schweiz.
Die letzten Sonnenuntergänge auf den Klippen an der Westküste sind spektakulär.

Unser Hotel liegt auf einer Klippe an der Westküste.

Es ist das Kawayan Holiday Resort.
Schon gebucht?






















Montag, Januar 14, 2019

Ulithi 38 Abgründe II


Gestern dachte ich über Begegnungen nach, über Menschen, denen wir auf unseren Reisen begegnet sind. Nicht immer waren es nette Menschen. In meinem Zettelkasten fand ich, unter der Rubrik «Unglücke und Verbrechen», einen Hinweis mit der Überschrift «Marguerite».

 
Abgründig: Paradiesische Morde II
(Erster Teil siehe Ulithi 37)

 
Marguerites Redefluss war nicht zu stoppen gewesen, so dass Yefgeni sie kurzerhand mit einer geraden Linken ruhiggestellt hatte. Der Bischof war von dieser Tat nicht sonderlich begeistert und holte vorsorglich das «kleine Gepäck». Darin befand sich, neben diversen Bibeln, Traktätchen und Kreuzen, auch eine gut assortierte Auswahl verschiedener Öle. Doch bevor er zur letzten Ölung schreiten konnte, erwachte Marguerite, setzte sich auf und fragte den entsetzten Bischof: „Waren sie auch schon in Bora Bora? Ich schon dreimal, geil!“

Am dritten Tag hatten wir genug von Marguerite und jemand sprach den folgenschweren Satz: „Wir sollten SIE umbringen.“

Yefgeni war begeistert und begann schon mal sein Messer zu schleifen. Dagegen jedoch wehrte sich sowohl der Bischof als auch der Fürst.
«Nein! Kommt überhaupt nicht in Frage! Keine Metzeleien und abgeschnitten wird schon gar nichts! Es soll alles ganz natürlich erscheinen.»

Tja, aber welche natürlichen Todesarten kamen denn auf einer kleinen Insel am Arsch der Welt in Frage? Ertrinken? Könnte sie bei ihrem nächsten Tauchgang einfach so mal ertrinken? Bei einer Schnorcheltour von Salty, dem inseleigenen Salzwasserkrokodil, verspeist werden oder aus dem gemieteten Kajak fallen und von der Strömung weggetragen werden? Beim Spaziergang von einer Kokosnuss erschlagen zu werden schien doch so einfach zu sein! Es soll hier ja auch giftige Frösche geben …

Wie bei solchen Meetings üblich, brach man es zu später Stunde ergebnislos ab und beschloss, sich morgen Abend wieder konspirativ zu treffen. Doch ETWAS sorgte dafür, dass es nicht dazu kam.

Am nächsten Morgen fiel der Bischof aus dem Kajak und wurde von der Strömung Richtung Australien getrieben, der Fürst wurde kurze Zeit später von einer Kokosnuss erschlagen. Turi fühlte sich nach dem Mittagessen schlecht, dachte kurz an Frösche, und ging über den Jordan. Yefgeni erschoss sich versehentlich, als er seine Maschinenpistole reinigen wollte, der Herr Kommerzialrat unterschätzte die Beisslust von Salty, dem Salzwasserkrokodil. Als Scholastika, seine Frau, ihn aus dem Rachen der Bestie retten wollte, wurde sie von einer unbekannten Person ins Wasser gestossen.


Als sie ein letztes Mal auftauchte erkannte sie das hässliche, verwaschene Gesicht von Marguerite. Ihre roten Augen flackerten irrlichtern durch die Mangroven. Sie seufzte leise, als sie den Kopf der Kommerzialratsgattin zurück ins Wasser drückte.

Hanspeter Gsell
"Storyteller" of the Year 2019, Yap-State (FSM)



 

 

 

 

 

 

Ulithi 37 Abgründe I

Gestern dachte ich über Begegnungen nach, über Menschen, denen wir auf unseren Reisen begegnet sind. Nicht immer waren es nette Menschen. In meinem Zettelkasten fand ich, unter der Rubrik «Unglücke und Verbrechen», einen Hinweis mit der Überschrift «Marguerite».

 
Abgründig: Paradiesische Morde I

«Wir sollten SIE umbringen!»

Leider weiss ich heute nicht mehr, wer diesen folgenschweren Satz als erster ausgesprochen hatte. Ich weiss aber noch, dass alle begeistert waren. Nur der Bischof, er war Mormone, hatte etwas säuerlich geschnieft und seinen Blick himmelwärts gerichtet.

«Da!» schrie Yefgeni der alte Kasache und führte auch gleich ein imaginäres Messer an die Stelle, an der bei den meisten Menschen der Hals begann.

Sogar der Fürst, ein ansonsten gutmütiger, um nicht zu sagen edler Mensch, stimmte nickend zu. Turi schien anfänglich nicht begeistert zu sein, wollte er doch der Todgeweihten noch das aktuellste Modell des Stausaugers «Taifun Ultramax» verkaufen. Kommerzialrat Dr. Gerhard von Plaschensky war jedoch sofort bereit, den kurz vor dem Abschluss stehenden Vertrag – natürlich nur gegen einen entsprechenden Nachlass – zu übernehmen.

Was aber hatte SIE getan, um die Menschen derart in Aufruhr zu versetzen?

Wir verbrachten geruhsame Tage auf der einsamen Insel bis SIE kam. Als sich das Boot der Anlegestelle genähert hatte, stand sie wie eine Gallionsfigur auf der äussersten Bugspitze. Kaum angelandet, sprang sie auf den Holzsteg. Sie hiess Marguerite und sah auch aus wie eine solche.

„Ach ist das schön! Geil! Fast so schön wie in Bora Bora, waren sie auch schon in Bora Bora? Ich war schon dreimal in Bora Bora. Wobei, nein, der Vergleich mit Bora Bora ist zu ungenau. Es ist eher wie auf Samoa, war ich schon zweimal. Oder vielleicht war’s auf Tonga, Fiji, den Malediven, Moorea, Sansibar; waren sie auch schon in Sansibar? Nein? Lecker! Ich war schon dreimal, nein, warten sie vielleicht sogar viermal auf Sansibar, habe vor Südafrika mit den weissen Haien getaucht, bin mit dem Motorrad vom Mount Everest hinunter gefahren, und dies im Winter! Mein lieber Herr Gesangsverein! Und im Ballon über die Wüste Gobi, wie geil ist denn das!»

 
Wie es weiterging mit Marguerite, wer wen, warum und wie umbrachte … Alles dazu morgen auf diesem Blog.

P.S. Ich hasse Fortsetzungsgeschichten ...

Sonntag, Januar 13, 2019

Ulithi 36 Siquijor und die Relativitätstheorie

Objektiv, subjektiv oder doch relativ?

Schönheit ist relativ
fotocommunity.de
Manchmal erreichen mich Kommentare in Form von Leserbriefen. Hier ein Auszug aus dem oder der Mail (Achtung: schwankendes Genus!) von Rosa B. aus Hugelshofen:

«Oh mein Gott! In die Philippinen würde ich NIE reisen. Weil doch hinter jeder Palme bärtige Kopfabschneider warten, Vulkane spucken, Tsunamis drohen und die Kriminalität riesige Ausmasse angenommen hat. Und dann dieser Präsident. Wie heisst er noch? Trumperte oder so ähnlich. Oder?»
Liebe Rosa: Kennen Sie die Relativitätstheorie? Nein? Hier ist sie in leicht abgeänderter Form: Objektiv betrachtet ist alles subjektiv und relativ. Und auch dies noch: Der Präsident heisst nicht Trumperte sondern Duterte. Trump ist der andere …

Die Philippinen – relativ einfach erklärt

Mit 300'000 qkm sind die Philippinen beinahe so gross wie Deutschland (350'000 qm), jedoch siebenmal grösser als die Schweiz mit qkm 42'000. Den 105 Millionen Philippinos stehen 83 Millionen Deutsche bzw. 8.5 Millionen Schweizer gegenüber. Geburten pro 1'000 Einwohner (2016): Deutschland 8.5, Philippinen 24.1. Zum besseren Verständnis dieser Zahlen sei noch angemerkt, dass 92 % der philippinischen Bevölkerung Christen sind und die mittlere Tagestemperatur 30 Grad Celsius beträgt. In Deutschland bekennen sich gerademal 58 % zum Christentum; und dies bei einer durchschnittlichen Tagestemperatur von 13,6 Grad Celsius.

Die Philippinen – sowohl objektiv als auch subjektiv
Terrorismus

mein-krefeld.de


Reisewarnung der deutschen Regierung: Von nicht erforderlichen Reisen in die Region Mindanao wird abgeraten. In diesen Gebieten sind unterschiedliche Gruppen von islamistischen Terroristen und Rebellen aktiv, es kommt immer wieder zu Anschlägen sowie Kampfhandlungen mit der philippinischen Armee und Sicherheitskräften.

Reisewarnung der philippinischen Regierung: Von nicht erforderlichen Reisen nach Chemnitz und die Region Sachsen wird abgeraten. In diesen Gebieten sind unterschiedliche Gruppen von rechtsextremen Terroristen und Neonazis aktiv, es kommt immer wieder zu Anschlägen sowie zu Kampfhandlungen mit Sicherheitskräften.

NaturkatastrophenReisewarnung der deutschen Regierung: Die Philippinen liegen in einer seismisch aktiven Zone, so dass es zu vulkanischen Aktivitäten, Erd- und Seebeben sowie Tsunamis kommen kann. Von nicht erforderlichen Reisen in seismisch aktive Gebiete wird abgeraten.


Reisewarnung der philippinischen Regierung: Im oberbayerischen Chiemgau ist wegen des massiven Wintereinbruchs der Katastrophenfall ausgerufen worden. Von nicht erforderlichen Reisen nach Bayern wird abgeraten.

Kriminalität
Reisewarnung der deutschen Regierung: Seit Juli 2016 führen Polizei und Behörden eine intensive Kampagne gegen illegale Drogen durch. Schon der Besitz kleinster Mengen illegaler Substanzen führt in den Philippinen zu schweren Strafen. Von nicht erforderlichen Reisen in die Drogenhölle von Manila wird abgeraten.

Reisewarnung der philippinischen Regierung: Mit einer großangelegten Razzia sind Ermittler in Deutschland gegen Mitglieder der Mafia vorgegangen. Auch der Besitz grösserer Mengen illegaler Substanzen führt selten zu schweren Strafen. Von nicht erforderlichen Reisen in die Drogenhöllen von Berlin und Frankfurt wird trotzdem abgeraten.

unbekannter Denker auf twitter.de


Objektiv betrachtet ist alles subjektiv und relativ.


































 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Samstag, Januar 12, 2019

Ulithi 35 - Siquijor



      Von Hexen, Heilern und einem                  wunderbaren Hotel
           Mit Auszügen aus einer Arbeit               von Anke Rebbert,  im Auftrag der                   Friedrich-Ebert-Stiftung.



Die Insel Siquijor gilt den Einheimischen als Zauberinsel, als Ort, der Fremde in seinen Bann zieht. Die Spanier, welche die Insel entdeckten, gaben ihr den Namen Isla del Fuego, Insel des Feuers. Allerdings nicht, weil dort ein Vulkan spukte, sondern wohl eher wegen der unzähligen Glühwürmchen, die auf Siquijor nachts leuchten. Doch nicht nur die leuchtenden Tierchen geben dem Eiland dieses geheimnisvolle Flair. Es sind die Geschichten von Wunderheilern, Hexen und Magiern. Quak-Doktor oder Bubble-Man, so nennen die Einheimischen die Männer, die sich mit Kräuterheilkunde ebenso auskennen wie mit faulem Zauber.

Wer mit der Fähre in Siquijor anlegt, kommt nicht nur wegen des blauen Meeres und der einsamen Strände, viele erhoffen sich Heilung. Bei den Einheimischen sind es oft finanzielle Gründe, die medizinische Versorgung in einem Spital können sich nur wenige leisten, der Quak-Doktor nimmt nur so viel, wie man geben kann. Ob er hilft oder nicht: Was zählt ist allein der Glaube an seine Fähigkeiten.
Da sich mein Vertrauen in «Heiler» in Grenzen hält - ich weder von einem bösen Zipperlein geplagt werde und auch nach dem dritten Rum nicht mit

Kopfweh erwache - gibt es für mich keinen Grund, einen Bubble-Man aufzusuchen. Umso mehr ist es mein Wunsch, endlich mal eine besenreitende Hexe zu sehen. Zusammen mit Janilyn machen wir uns auf den Weg zur einer Inselrundfahrt. Nach dem Besuch von Wunderbäumen, Wunderquellen und anderen wunderlichen Sachen, halten wir neben einer alten Bretterbude. Genauso habe ich mich doch das Knusperhäuschen aus dem Märchen Hänsel und Gretel vorgestellt! Nur die Lebkuchen hatten es noch nicht bis hierhergebracht.
 
Vorsichtig nähern wir uns dem Hexen-Flugplatz. Hier sollen sie, so unsere Reiseführerin, jeweils starten und landen. Wir verstecken uns hinter einem Gebüsch und warten. Bereits nach kurzer Zeit ist ein himmlisches Brausen zu hören. Ssssssst, tönt es. Vielleicht auch schschschscht … Und aus heiterem Himmel saust eine Gestalt auf einem Besen vorbei! 

Auf dem Foto erkenne ich später Janilyn, unsere lokale Führerin. Wie immer es gewesen sein mag, den Trick verrate ich Ihnen natürlich nicht. Da müssen Sie schon selbst hin(fliegen). Auch ohne Besen ist Siquijor gut erreichbar.

Zum Beispiel via Singapur nach Manila, weiter nach Dumaguete und vor dort nach Siquijor.
Perfekter Ausgangspunkt für Hexensichtungen ist das garantiert hexenfreie Kawayan Holiday Resort. Wer diesen Blog regelmässig liest, weiss dass ich mich mit Empfehlungen zurück halte. Nicht so heute:

www.kawayanholidayresort.com


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, Januar 09, 2019

Ulithi 34

«Wenn das nächste Mal ein Joseph, mit oder ohne Maria, die Insel betritt, wolle ER ihm zur Begrüssung ein ganz gewaltiges Donnerwetter hinunter zaubern.»
«Das kostet 10 Makrelen, zwei lavalavas und ein paar Zigaretten!», meinte der Donner-Macher. Man wurde sich handelseinig und wartete die nächste Ankunft der unheiligen Kohorten ab.

  Urumal und der Donner-Macher von Alik - 3/3

Als sich nach einigen Wochen ein motorisiertes Kanu der Insel näherte, schien der grosse Tag gekommen. Als Josef, heut ohne Maria, dann plötzlich bei Urumal in der Hütte stand – zu Josefs Ehrrettung sei gesagt, dass er sich aufgrund fehlender Türklopfer oder Klingeln auch nicht anmelden konnte - erhob sich der Gastgeber und bat den Gast, mit ihm an den Strand zu gehen.

 «Du bist nicht willkommen hier. Unsere Götter werden dich für deine Aufdringlichkeit bestrafen. Siehst du die kleine schwarze Wolke am


Himmel stehen? Da drin hockt der Geist des Donner-Machers und er wird dir gleich mal zeigen wo Bartli den Most holt. Wenn du nicht gleich den Hintern in dein Kanu setzt, wird er es ganz schön krachen lassen.

Josef hielt sich vor Lachen den Bauch, aber nicht lange. Der Blitz traf ihn auf der Stelle, der folgende Donner war so gewaltig, dass sogar die Kokosnusskrabben aus ihren Löchern kamen, ihre Stielaugen ausfuhren und in die Runde blickten. Doch da war nichts zu sehen. Da wo Josef eben noch gestanden hatte, waren nur noch dessen Heiland-Sandalen zu sehen. Sie kokelten leicht, es stank nach Weihrauch und Schwefel. Ansonsten war nichts mehr zu sehen vom heiligen Drücker.

Urumal erschrak gewaltig. Eigentlich hatte er Josef nur erschrecken und nicht abfackeln wollen. Er ging zum Donner-Macher und bat ihn um ein paar klärende Worte zum Donnerwetter. Dieser zeigte auf ein altes Kanonenrohr. Daneben standen je ein Sack Dünger und Zucker, sowie ein paar alte Kugeln. Er war sichtlich stolz auf seine Arbeit und meinte zu Urumal, er müsse ihm dann schon noch ein paar zusätzliche Makrelen rüberschieben.

«Noch nie habe ich mit dem Ding was getroffen! Immer hat es nur Bumms gemacht. Aber heute habe ich die Kugel mal von vorne ins Rohr geschoben und der geheimen Mischung noch etwas mehr Dünger beigefügt. Hast du den Bumms gehört?»


P.S. Der Donner-Macher lebt immer noch auf der Insel Alik. Seit seinem Donnerwetter soll er allerdings kaum noch zum Einsatz gekommen sein.

Da erschrak sogar der Osterhase bei Maya.
(Foto raja4divers.com)




Ulithi 31

Dekadenz (II) Fortsetzung vom Ulithi 30

Bei der Dekadenz handelt es sich um einen kulturellen Zustand, der als durch Überfeinerung in Lebensgewohnheiten und Ansprüchen entstandener Verfall angesehen wird.
 

"Auf der Insel Yap servieren uns barbusige Jungfrauen europäischen Blauschimmelkäse, angerichtet auf Platten aus Steingeld. Den fantastischen österreichischen Riesling trinken wir aus dem Degustationsglas von Riedel."
Soweit die Menükarte des Wahnsinns.

Im Land der Kokosnüsse sollten also Käse und Wein degustiert werden. Der Aufwand war riesig. Alles musste aus dem Flieger ausgeladen und verzollt werden: Die Rechnung sei gewaltig gewesen, so der Manager des Resorts, wo die holde Gesellschaft übernachtete und eine «sinnliche Degustation» erleben sollte.

Viele Flaschen des köstlichen Rieslings blieben in Yap zurück. Eine Wiederausfuhr wäre zu kostspielig gewesen. Vielleicht aber gibt es noch andere Gründe ... Ich konnte eine der zurück gebliebenen Flaschen versuchen; hier mein Degustationsprotokoll:

 

Riesling Landhaus Mayer 2017
Qualitätswein, trocken, 12.5 %, aus Niederösterreich

 
Auf der Etikette ein zotteliges, ungeschorenes Wesen mit kleinen Ohren und dem dümmlichen Blick eines Schafes.
 
 
 
 
 
 
 

Auf der Rücketikette salbadert ein Texter:

«Dieser Riesling bringt die mineralischen und vielschichtige Böden seiner Heimat Niederösterreich bestens zum Ausdruck. Animierend sein klarer Duft nach saftigem Steinobst und zitroniger Frische, faszinierend sein athletischer Körper und vitaler Stil. Ein Wein für anregenden Genuss.»




Was soll man nur zu einem solchen Text sagen? Was zum Beispiel meint man mit vielschichtigen Böden? Welche der offensichtlich in grosser Zahl vorhandenen, heimatlichen Schichten, soll bitte was genau zum Ausdruck bringen?

Animierend? Ich brauche keinen Wein der animiert, das mach ich schon selbst. Saftiges Steinobst? Zwetschgen und Kirschen im Wein? Nein danke! Auch die Zitrone hat im Wein nichts zu suche. Höchstens in einem gespritzten Weissen, einer Weinschorle.

Und weshalb soll ein Wein einen athletischen Körper haben? Stellen Sie sich dies jetzt plastisch vor. Sie sehen wirklich einen Körper? Das wird dann wohl eher der Geist des Weines sein, der ihnen eben erschienen ist!

 

Lieber Herr Mayer,

Sicher haben Sie einen wunderbaren Wein gekeltert. In Niederösterreich und angrenzenden Regionen wird er manches Gericht perfekt begleiten. In den Tropen jedoch haben solche Weine nichts zu suchen. Weissweine in den Tropen schmecken nur «on-the-rocks», auf Eis serviert. Was aber hat dort ihr athletischer Körper zu suchen, Herr Mayer? Richtig! Gar nix.

 
P.S. Diese Reise hat wirklich stattgefunden. Die Details dazu wurden von mir frei erfunden.
P.P.S. Den beschriebenen Wein habe ich bei 32 Grad Celsius degustiert. (Das Verb degustieren verwendet man nur in der Schweiz. In Deutschland nennt man den Vorgang verkotzen, ähh, natürlich verkosten.

Die Geschichte des Donner-Machers.
Die unheimliche Geschichte eines Magiers in Ulithi.
 
Demnächst auf diesem Blog.
Exklusiv, kostenlos, unzensiert und ohne Werbung.

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Ulithi 33

Ulithi - sehen und lernen

Ich sitze immer noch auf der Insel Siquijor, träume von Ulithi, und stelle mit Erstaunen fest, dass ich heute bereits den fünfzigsten (in Zahlen: 50) Blog darüber schreibe. Ulithi wird mich weiter beschäftigen, noch längst ist nicht alles darüber geschrieben. Heute geht's weiter mit dem zweiten Teil der Geschichte über den Donnermacher von Alik.


Urumal und der Donner-Macher von Alik - 2/3 
 

Die Zunft der Donner-Macher hingegen hält, im Gegensatz zu den Wellen-machern, nicht viel von der Meteorologie. Man interessiert sich nicht für Wetterprognosen, schon gar nicht für Kachelmann und seine Blumenkohlwolken. Man macht Wetter! Und zwar Donnerwetter. 

Wer aber braucht denn so was wie ein Donnerwetter? Vielleicht Urumal. Er war einer der wenigen, die sich den Taufversuchen erfolgreich widersetzt hatten. Aber die Missionare liessen nicht locker. In Anbetracht des kleinen Restangebots an ungetauften «Wilden», stritten sich gleich mehrere Fraktionen um Urumal. 
Auf in de Kampf - das Bild stammt
von den Mormonen.

Gestern klopften die Mormonen an seine Hütte, vorgestern machten ihm die Zeugen Jehovas ein Angebot. Radikale amerikanische Wiedertäufer drohten ihm mit Himmel, Hölle und einer Zwangstaufe. Deutsche Sekten mit Namen wie «Die heiligen Brüder von der Hinteregg», die «Kreuzritter Marias von der Vogelweid» und andere suspekte Gruppierungen machten ihm eigenartige Angebote. Warum sollte er diesen Heinis 10 % seines Lohnes bezahlen? Gut, Urumal hatte gar keine Arbeit im herkömmlichen Sinn und somit auch keinen Lohn. Trotzdem wollte er endlich seine Ruhe von den Bettlern haben. Da seine Hütte weder eine Türe und somit auch kein Türschloss oder einen Türgucker besass, war das gar nicht so einfach. Und so entschloss er sich eines Tages, dem Donner-Macher einen Auftrag zu erteilen.

«Wenn das nächste Mal ein Joseph, mit oder ohne Maria, die Insel betritt, wolle ER ihm zur Begrüssung ein ganz gewaltiges Donnerwetter hinunter zaubern.» 


 «Das kostet 10 Makrelen, zwei lavalavas und ein paar Zigaretten!», meinte der Donner-Macher. Man wurde sich handelseinig und wartete die nächste Ankunft der unheiligen Kohorten ab.


Wie in diesem Blog früher erwähnt, verzichte ich vollständig darauf, Fotos von real existierenden Menschen aus dem Ulithi-Atoll zu publizieren. Beim diesem netten Herrn handelt es sich um einen Krieger aus Chuuk (ca. 1734).

Den letzten Teil der unendlichen Geschichte des Donner-Machers von Alik, wie gewohnt wieder auf dieser Seite. Bis dann!




Ulithi 32

Ulithi

Während ich im Schweisse meines Angesichts diese Zeilen schreibe, befinden ich mich auf der Insel Siquijor, in den Philippinen. Buchstabe nach Buchstabe tippe ich in die Tastatur - des von der Hitze völlig überforderten - Laptops. Dabei erinnere ich mich an die Aussage des freundlichen Verkäufers zur Qualität des Computers: «Isse gut, isse schnell, chabe viele Batterie, isse entspiegelt. Könne fallenlasse, auch in die Wasser. Und isse itzebeständig!» Soweit Herr Uezgür von di oder da Migro …. . Danke.

 

Urumal und der Donner-Macher von Alik 1/3

Bevor unheimliche Missionare noch den letzten Insulaner aus seiner Kultur weggetauft und ihm den einzig wahren Gott verordnet hatte, war das Leben in den Weiten des Pazifiks noch einfach gewesen. Es gab jede Menge Götter, jeder hatte seinen Zuständigkeitsbereich. Sollte ein Unglück nahen, dann wusste man ganz genau, wer dafür zuständig war. Wieso also sollte ein einziger Gott ALLES wissen, ALLES können? Woher nahm sich dieser die Zeit dazu?
«Allein der Glauben fehlt mir», sagte manch einer auf der Insel Alik und kehrte zu seinen altvertrauten Göttern und ihren Vertretern auf Erde, den Magiern, zurück.

Magier gab es jede Menge, so auch den Wellen-Magier. Dieser sass meist am Strand, hatte seinen Blick in die Ferne gerichtet und beobachtete die Wellen. Sie denken wohl, das sei ein einfacher Job? Weit gefehlt! Das ist ganz schön anstrengend! Woher kamen sie und wohin gingen sie denn, die Wellen? Was brachten sie mit, was holten sie sich zurück? Wie hoch waren sie? Was ist mit Ebbe und Flut? Ein Wellen-Magier wusste alles über den Stand des Mondes, wusste wann Vollmond zu erwarten war. Und so konnte er auch weit im Voraus wissen, wann Sturmfluten zu erwarten waren. Man konsultierte ihn, bevor man mit dem Kanu auf grosse Reise ging, die Fischer befragten ihn zu den zu erwartenden Fischschwärmen.

Als Wellen-Macher wird man geboren, es gibt weder Lehrgänge noch Studienplätze, nicht einmal das allwissend erscheinende Internet weiss etwas darüber. Der Beruf des Wellenmachers wird vom Vater auf den Sohn übertragen. Ist keiner da, oder ist der Junge bildungsfern aufgewachsen, kommt ein Cousin in Frage. Oder ein männlicher Nachkomme eines Cousins wird zum staatlich überhaupt nicht geprüften Wellen-Magier ernannt.
 
Morgen mehr zum Berufsbild des Donner-Machers.

Montag, Januar 07, 2019

Ulithi 30

 
Ulithi - Nachwehen
 
Dekadenz (I)

"Bei der Dekadenz handelt es sich um einen kulturellen Zustand, der als durch Überfeinerung in Lebensgewohnheiten und Ansprüchen entstandener Verfall angesehen wird." Danke Wikipedia!
 Als Gourmetreise um die Welt war der Trip angepriesen worden. Die österreichische Reisegruppe, neben ein paar ausgemusterten Geheimräten 
sollen auch noch Erbschleicher aus der Schweiz und Adabeis aus Deutschland mitgeflogen sein, hatte sich mit dem Vorsatz aufgemacht, in drei Wochen so viel wie möglich ihres hart erschlichenen Geldes auszugeben. 
Man hatte einen Privatjet gechartert, einen wahnsinnig berühmten Koch verpflichtet, und diesem den Auftrag erteilt, die besten Speisen und Getränke der Welt an möglichst exotischen Plätzen auffahren zu lassen.

Die Organisatoren aber hatten ein wichtiges Prinzip einer Degustation ausser Acht gelassen. Ich nenne es mal das «Krabbenbrötchen-schmeckt-nur-an-der-Nordsee»-Prinzip. Was heisst, dass gewisse Produkte nur dort schmecken wo sie gewachsen sind, gefangen oder produziert wurden.

Ein Auszug aus der fliegenden Speisekarte offenbart nicht nur die Dekadenz der Reise an sich, sondern auch die Ignoranz, um nicht zu sagen die Dummheit der Organisatoren. Und der Reisenden.

 
Kambodscha: Im Schatten der Tempelanlagen von Angkor Wat süffeln wir französischen Schampus und löffeln köstlichen Kaviar aus dem Iran.

 
 
 
Thailand: Am Strand von Phi Phi Le, auch «The Beach» genannt, werden uns zu flambierten Flamingozünglein eine Auswahl Aceto Balsamico di Modena tradizionale von Contessa Baldassarini serviert. Natürlich nur die besten Jahrgänge aus dem 18.Jahrhundert.

 
 
 
 
 
In Papua-Neuguinea lassen wir uns von den Krokodilmänner am Sepik-River ein Chateaubriand aus japanischem Kobe-Beef auftragen und degustieren dazu sämtliche Jahrgänge Château Mouton-Rothschild.

 
 
 
 
 
 
 
Auf der Insel Yap servieren uns barbusige Jungfrauen europäischen Blauschimmelkäse, angerichtet auf Platten aus Steingeld. Den fantastischen, österreichischen Riesling probieren wir aus dem Degustationsglas "Schorsch Schmon-fu" ( je m'en fous) von Riedel.

Im Land der Kokosnüsse sollten also Käse und Wein degustiert werden. Ob das gut gegangen ist, erfahren Sie morgen. Und zwar exklusiv, kostenlos und werbefrei auf meinem Blog.

Sonntag, Januar 06, 2019

Ulithi 29

.... Fortsetzung von Ulithi 28 ... Krokodile ...

Der «Fall» zog polizeiliche Ermittlungen nach sich. Das Ergebnis: Der Besitzer des Teichs, eine gewisser Günther, befinde sich zurzeit in Urlaub und könne nicht kontaktiert werden.


O'Keefes Bar, Colonia, Yap State (FSM)

Natürlich konnte Günther aus Werne nicht kontaktiert werden. Er sass nämlich genau neben mir in der Hafenkneipe von Colonia und genehmigte sich ein kühles Bier. Wie es so unter Weltreisenden üblich ist, sprachen wir über Gott und die Welt. Und über Krokodile. Ich weiss nicht mehr, wer das Thema aufgegriffen hatte. Ob ich es war? Vielleicht. Denn auch Blogger leiden manchmal unter Realitätsverlust.
Wie es auch immer gewesen sein mag: Als ich ihm die Geschichte vom Münsterländer Krokodil erzählte, stutzte er kurz und bestellte sich noch eine kühle Blonde.
"Was erzählst du mir da für eine Geschichte! Ein Krokodil in einem Fischteich? In Werne? Das darf doch nicht wahr sein!"
"Natürlich stimmt das! Zeitungen schreiben immer nur die Wahrheit", entgegnet ich, dachte kurz an Trump, und zeigte ihm den Artikel im Internet.
"Meine Fresse - dat iss mein Fischteich und mein Krokodil. Es heisst Horst-Ferdinand und ich habe es vor vielen Jahren meinen Kindern geschenkt. Dann war es weg. Und jetzt ist Horst-Ferdinand wieder hier. Hier in Yap!"
"Nein", beruhigte ich ihn, "Horst-Ferdinand ist nicht in Yap. Er liegt bei der Polizei in Werne. Du kannst ihn dort nach deiner Rückkehr aus den Ferien abholen."

Noch ist nicht Sommer in Europa. Die bevorzugte Zeit für die Sichtung von Krokodilen, Kaimanen und Schnapp-Schildkröten steht noch bevor. Auch der weisse Hai in der Bucht von Neapel ist noch nicht aufgetaucht. Aber eins ist sicher: Alle werden sie wieder da sein. Auch Horst-Ferdinand. Spätestens im Juli, wenn es in den Redaktionsstuben heiss und ungemütlich sein wird.










Samstag, Januar 05, 2019

Ulithi 28

Fortsetzung von Ulithi 27


... und so könnte es sehr wohl der 31. Februar gewesen sein, an dem in Yap, und zwar in den Mangroven des German Channels, ein Krokodil gesichtet wurde. Vielleicht aber geht die Geschichte anders rum …

 


Das Krokodil (2)
Werne im Münsterland, Deutschland

(gda) Ein mutmassliches Krokodil in einem Angelteich an der Varnhöfeler Strasse führte gestern zu einem Polizeieinsatz. Eine Spaziergängerin hatte im Teich eine verdächtige Entdeckung gemacht. Ein grosser Kopf habe aus dem Wasser geragt, riesige Augen hätten sie angriffig angeschaut. Sie ging sogar so weit, das Tier in die Familie der Kaimane einzuordnen. Sicherheitshalber machte die Polizei, wie sie es selbst bezeichnete, sogenannte Vitalversuche. Man warf kleine Steinchen auf den Kopf der Bestie. Da der Teich umzäunt, die Wurfweite somit beträchtlich war, gab es etliche Fehlversuche. Als dann die blutgierige Bestie endlich am Kopf getroffen wurde, verhielt sich das Vieh äusserts ungewöhnlich. Es drehte sich nämlich auf den Rücken und streckte alle Viere in die Luft. Es handelte sich eindeutig, so der Polizeisprecher, um ein Plastik-Krokodil aus möglicherweise chinesischer Produktion
Die Polizeimeldung sorgte für ein politisches Donnerwetter. Der chinesische Botschafter in Berlin sprach beim Innenminister vor und beschwerte sich über die Berichterstattung. Gutmenschen werden wohl denken, dass sich der chinesische Diplomat daran gestört habe, dass es sich um ein «chinesisches» Krokodil handelte. Nein, er störte sich ausschliesslich am Wort «möglicherweise». Denn – so der Chinese – alle Plastik-Krokodile dieser
Welt würden ausnahmslos in China hergestellt. Der Aussenminister stellte eine geänderte Wortwahl des Polizeiberichts in Aussicht. Ob sich denn der Herr Botschafter dem Satzteil «mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit» zufriedengeben würde.

Nein, meinte der Diplomat. In diesem Fall würde die chinesische Regierung ihre Zusage, den ganzen Plastikscheiss aus Deutschland wieder in China zu entsorgen, zurücknehmen.
 
 
Und so einigte man sich auf die Wortwahl: Es handelte sich eindeutig, so der Polizeisprecher, um ein qualitativ einwandfreies und hochstehendes Plastik-Krokodil aus chinesischer Produktion.
Der «Fall» zog polizeiliche Ermittlungen nach sich. Das Ergebnis: Der Besitzer des Teichs, ein gewisser Günter, befinde sich zurzeit in Urlaub und könne nicht kontaktiert werden.

Weiter im Text - demnächst in diesem Blog ....