Donnerstag, August 23, 2018

Lieber Rossi (2)

Lieber Rossi,

Weisst Du eigentlich, woher der Ausdruck "Cin-cin" stammt und durch welches Lied das Wort "Ciao" salonfähig wurde? Nein? Dann weisst Du wohl auch nicht, wer Herr Papparazzo war und weshalb ein Pappagallo ein Papagei ist, ein Papagallo jedoch nicht. ...

Dies und noch viel mehr wirst Du in meinem nächsten Buch erfahren. Wann es erscheint?
Keine Ahnung. Vielleicht im Herbst 2019. 

Salutispaghetti
Hape

Freitag, August 17, 2018

Lieber Rossi

"Weshalb gibts keine neuen Posts mehr auf deinem Blog?", fragte mich letzthin Rossi. "Ist dir der Griffel aus der Hand gefallen oder bist du in deiner Schreibstube erfroren?"

Weder noch, mein lieber Rossi. Ich schreibe beinahe täglich, auch über dich. Ob dir das gefallen wird, weiss ich noch nicht ... 

Ich kann dir schon mal sagen, dass es ein Buch voller neuer Geschichten über Italien sein wird. Dieser Hinweis muss dir genügen. Schau einfach regelmässig hier rein, dann wirst du immer der Erste sein, der den aktuellen Stand der Arbeiten erfahren wird.

Im Moment jedoch bereite ich unsere nächsten Reisen vor. Wohin, willst Du wissen? An einen Ort wo ich Dich in keinem Fall treffen kann und Du mich auch nicht mit saublöden Fragen löchern kannst.

Ciao a presto! Bis dann!
Hape

P.S. Nein, das Bild zeigt nicht mein Schiff.





Freitag, August 03, 2018

Ikefang und Gutgenug: Wie Chief Otto zu seinem Namen kam

Otto ist Paramount-Chief der Insel Ik, Inhaber eines Wasserfalls und Besitzer mehrerer alter japanischer Panzer.
Um hinter das Geheimnis seines für diese Gegend doch eher seltsamen Namens zu kommen, sollte ich vielleicht zuerst erklären, was ein Paramount-Chief denn ist. Chiefs sind Vorsitzende von Grossfamilien. So ein Clan kann sich durchaus aus einigen Hundert Menschen zusammensetzen! Als Chief ist er Standesbeamter, Aussenminister, Polizeichef, Richter, Abteilungsleiter des Büros für die Gleichstellung von Mann und Frau, Verwalter der Alkohol- und Dieselreserven, Amtsarzt, Chef der Feuerwehr, Forstwart und Staatsanwalt in einer Person.
Sind nun auf einer Insel mehrere Clans angesiedelt, oder haben sich mehrere Eilande zu insularen Kooperativen zusammengeschlossen, muss der Häuptling aller Chiefs bestimmt werden. Wie auch bei der Wahl zum Chief sitzen die weisen Männer zusammen, trinken ein Gläschen und palavern unter schattigen Palmen.
So eine Wahl kann sich durchaus über mehrere Tage hinziehen. Mindestens aber, solange es noch zu essen und zu trinken gibt. Die einzelnen Kandidaten geben sich äusserst grosszügig und lassen auch mal eine Schiffsladung Budweiser andampfen, um die Wahlmänner günstig zu stimmen. Ein ganz normaler Wahlkampf also! Der Gewinner der Wahl darf sich nun Paramount-Chief nennen, er ist der neue Herr über die Völker „hinter und vor den Bergen“.
 Unser Otto ist also Paramount-Chief von Ik, einer kleinen Insel irgendwo im unendlichen Blau des Pazifischen Ozeans. Ik ist ein sogenanntes High Island, eine hohe Insel. Im Gegensatz zu den Flat Islands, den flachen Inseln, verfügt sie über einen Berg von mindestens 90 Meter Höhe. Wenngleich solche „Gebirge“ wohl nur gerade Holländer und Dänen in Begeisterungsstürme ausbrechen lassen: In Zeiten der Klimaerwärmung und steigender Meeresspiegel ist es von unschätzbarem Wert, auf einer hohen Insel zu sitzen. Und nicht auf einer Sandbank, die gelegentlich im Meer verschwinden wird.
Ik ist quasi ein Hügel im Wasser, von undurchdringlichen Mangrovenwäldern umgeben, mit Palmen bewachsen und mit einem Berg von eigenartiger Gestalt. So haben sich die Amerikaner einst erdreistet, das Symbol von Ik Chickenshit-Mountain zu nennen. Ich denke nicht, dass ich diesen Ausdruck übersetzen muss. Allerdings ist der einheimische Name dieses bewaldeten Haufens auch nicht viel einfacher auszusprechen: er heisst Ifekit-raen-mongowatte-watte, was frei übersetzt in etwa „Haufen mit viel Wasser drumrum“ bedeutet.
 Auf unserm Haufen im Wasser plätschert auch ein Wasserfall. Und Inhaber dieses Wasserfalls ist, wie bereits erwähnt, Chief Otto.
Auf pazifischen Inseln gehört jeder Stein und jeder Stock einer Familie. Es gibt praktisch kein Land, das einer Gemeinde oder einem Staat gehört. So kann es durchaus sein, dass der Inselflughafen im Besitz von 35 Familien ist. Muss nun über eine Pistenverlängerung, über eine neue Anflugregelung oder ein neues Lärmschutzgesetzabgestimmt werden, ist dies immer sehr lustig. Die Auseinandersetzungen können locker auch mehrere Generationen beschäftigen! Landbesitz und Zeit – sehr viel Zeit – sind die einzig wahren Besitztümer dieser Menschen. 

Zurück zum Wasserfall: Da sämtliche Touristen, es werden hier wohl um die 5’000 pro Jahr eingeflogen, den schönsten, grössten und most beautiful Wasserfall des ganzen Pazifiks besuchen wollen, kommt ein schöner Batzen zusammen. Denn – wer den Wasserfall von Ik bestaunen möchte, bezahlt zwei US-Dollar, Kinder die Hälfte, Einheimische haben freien Zutritt. Das Kassieren obliegt traditionsgemäss dem ältesten Sohn der Familie.
Weitere Einnahmequellen sind drei alte japanische Panzer. Da sowohl die Japaner als auch die Amerikaner ihren alten Gerümpel nach Kriegsende einfach stehen und liegen liessen, mussten die militärischen Hinterlassenschaften irgendwie versilbert werden. Otto hat sie neu gestrichen und vor die Kirche stellen lassen. Einmal fotografieren kostet einen Dollar. Keine Antwort erhält man auf die Frage, weshalb der eine Panzer rosarot und der andere hellblau bemalt wurde. Was aber weiter auch nicht stört. Denn immerhin sehen sie in diesen Farben eindeutig weniger bedrohlich aus.

B
evor ich die Familienchronik weiter erzähle, möchten Sie vielleicht noch wissen, wieso ein Insulaner eigentlich den Familiennamen Otto trägt. Sicher werden Sie es ahnen: Es sind die letzten Erinnerungen an die deutschen Südseekolonien.
Nachdem Deutschland 1899 diese Kolonien günstig von den Spaniern erwerben konnte, tat man zuerst das, was man am besten konnte: Man reorganisierte die Inseln ruckzuck-zackzack. Und da die Einheimischen bis dahin keinerlei Nachnamen hatten, wurde ihnen als Erstes ein christlich-germanischer Familienname verpasst. Auch wenn es keine schriftlichen Unterlagen über das System der Namensgebung gibt, kann ich mir die ganze Chose folgendermassen vorstellen.
Eines schönen Morgens, noch waren die Palmen von sanftem Tau überzogen, blies der kaiserliche Trompeter zum Antrittsverlesen. Es wurde der Grösse nach in Einerreihe eingestanden. An einem kleinen zusammenlegbaren Tischchen sass der Amtsschreiber und tat seine Pflicht. Zu seiner Linken stand ein Edler Wilder und wedelte anmutig mit einem Palmblatt. Zu seiner Rechten hielt Schütze Schmitz den Vorderlader im Anschlag.
Da man den Einheimischen keine allzu komplizierten Namen zutraute, einigte man sich auf eine Auswahl einfacher, möglichst einsilbiger und einprägsamer Namen. Zur Auswahl standen beispielsweise Otto, Fritz und Franz. Je nach Körpergrosse und Aussehen wurden diese Namen ehrlich und redlich unter den Anwesenden verteilt.
Und so kam es, dass unser Chief vom kaiserlichen Amtsschreiber zum Otto geschlagen wurde. Aus Solidarität zu Schütze Schmitz bat er gleich auch noch um einen neuen Vornamen. Er wurde erhört und auf den schönen Namen Fritz getauft.