
Es ist an der Zeit, auch besonders anstrengende Fragen
auszuzeichnen. Es war Hurni, der mir kurz nach der Bundesratswahl die Frage des
Jahres 2017 stellte: «Woher nimmst du nur immer die Ideen für deine Kolumne?»
Nun, einer intelligenten Frage gebührt eine noch gescheitere Antwort und die
lautet etwa so:
In unlustig mondlosen Nächten schleiche ich mich lautlos
und doch behende durch Moos bewachsene Eichenwälder. Meistens trage ich bei
meiner Ideensuche eigenartige Verkleidungen. Besonders gerne kombiniere ich
meine alten Latzhosen mit dem rosa Rüschenhemd von Tante Martha. Die alte
Fliegermütze verschafft mir einen Hauch von Welt, und dank der Taucherbrille
erkennt mich niemand. So eingekleidet, wühle ich mich durch die nebligen
Niederungen des gemeindeeigenen Unterholzes bis an die Grenzen zur Nebenwelt.
Und während ich so gemütlich vor mich hin wühle, erfinde ich hemmungslos
lustige Geschichten. Meine cholerische Phantasie kennt dabei keinerlei
moralische Grenzen. Ich erfinde auf Teufel komm raus unwahre Tatsachen, falsche
Behauptungen und ketzerische Lügengeschichten. Anschliessend begutachte ich das
Resultat in meinem Eulenspiegel, verfeinere es mit einem Hauch Ironie und
übergiesse es mit beissendem Spott.
Sollte ich immer noch keine Ahnung haben, welches Thema ich sezieren könnte, spaziere ich durch den Sissacher Dorfkern. Ich setze mich an einen Tisch vor das «Stöpli», bestelle ein Glas Wein und zünde mir einen Stumpen an. Gegenüber erwacht das Mezzo, beim Muff werden die Weber-Grills poliert. Nebenan in der Bäckerei werden endlich wieder Sunneredli ― ohne Kümmel ― angeliefert. Godi hat eben im Lotto gewonnen, den Gewinn übergibt er mürrisch seiner Frau. Ein Mann mit zwei Eseln läuft vorbei. Ich aber danke Hurni für die Frage des Jahres 2017.
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