Nein - ich habe keine Probleme (mehr). Das neuste Buch wird zur Zeit gedruckt. Damit Sie die Katze nicht im Sack kaufen müssen, sind zwei Lesungen angesagt.
Gsell liest ... in Basel
Ristorante Da Roberto, Sala Venezia
Küchengasse 4, 4051 Basel
Donnerstag 5. September 2019, Beginn pünktlich um 19.30 Uhr
Anmeldung 061.205.85.50
Gsell liest ... in Sissach
SISSACH: Eigengewächs-Wirtschaft Zelglihof
bei Ramona und Dani Wiedmer
Donnerstag 3. Oktober 2019, ab 19.00
Anmeldung 079 674 06 65 (Hanspeter Gsell) oder hpgsell@bluewin.ch
Nein,
nicht in den Süden!
Als ich meinen Freund Umberto wissen liess, dass wir eine Reise nach
Süditalien planten, war er ausser sich. Es gelang ihm mühelos, seine vornehme
Erziehung in kürzester Zeit zu vergessen; sein südlicher Teint wurde eine Spur
blasser, seine Stimme senkte sich um zwei Oktaven.
«Nach Süditalien? Womöglich
gar nach Apulien? Nach Kalabrien? Nach Sizilien? Nein, kommt nicht in Frage,
nicht in den Süden! Ihr könnt zu mir nach Mailand kommen, auf meinem Golfplatz wohnen,
jeden Abend im Salon speisen und anschliessend einen Passito di Pantelleria süffeln.»
Da mich weder die Aussicht
auf einen Golfplatz noch auf einen Salon mit Passito reizte, lehnte ich sein Ansinnen ab und wiederholte meine
Frage.
«Wir werden bald nach
Süditalien fahren und nicht nur Apulien und Kalabrien besuchen, sondern obendrein
die Abruzzen, das Molise sowie die Marken bereisen. Und Pantelleria. Kannst du
mir ein paar nette Hotels empfehlen?»
«Nein. Ich werde
dir keine netten Hotels empfehlen. In Afrika gibt es keine netten Hotels.»
Es ist auch für
ungeübte Italienreisende unschwer zu erkennen, dass Umberto Anhänger der Lega Nord ist. Deren Anhänger würden
noch so gerne Padanien, den nördlichen Teil Italiens, vom Süden abspalten. Umberto
wäre somit sofort bereit gewesen, die Gebiete hinter der Porta Romana, dem südlichen Stadttor von Florenz, den Libyern
abzutreten.
Dass deren
Chefbeduine demnächst das Zeitliche segnen und sich mit seinen mutmasslich 99
Jungfrauen im Himmel tummeln würde, konnte er in diesem Moment noch nicht
wissen.
Auf meinen Einwand
hin, so schlimm könne es ja wohl nicht sein, meinte er ärgerlich:
«Es wird wesentlich
schlimmer werden! In Apulien wird dich die Mafia ausrauben, in Kalabrien
erschiessen und in Sizilien entführen. Man wird dich in einem alten Schafstall
bei Wasser und Brot gefangen halten, dir das rechte Ohr abschneiden und ein
Lösegeld verlangen.»
Da ich niemanden
kannte, der für meine Freilassung aus der Geiselhaft Geld bezahlen würde,
lächelte ich nur müde.
Die anderen
Geschichten glaubte ich ihm auch nicht, Umberto ist ein begnadeter
Geschichtenerzähler.
«Ich kenne da ein nettes Hotel in Rimini»,
fuhr er fort.
«Nein», entgegnete
ich ihm und konnte es mir nicht verkneifen, ihn darauf aufmerksam zu machen, dass
es am Teutonengrill keine netten Hotels gibt.
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