Auf Grossmutters Tisch war früher, ausser dem Sonntagsbraten, gar nichts zu finden. Bei Tante Martha erschien in den 60er-Jahren ein versilbertes Menage mit winzigen Salz- und Pfefferstreuern die meist verstopft waren. Onkel Otto manifestierte daraufhin seine Auslandsreisen in Form von Ketchup, Worcestersauce und Tabasco.
Was aber gehört heute auf den gepflegten Tisch? Angesichts
der aus Gesundheitsgründen immer fader werdenden Gerichte gehört Salz auf jeden
Tisch. Gutes Schweizer Salz aus einer Salzmühle. Von „Fleur de Sel“ und rosa
Salz aus dem Hindukusch lassen sich höchstens noch Neureiche beeindrucken.
Zur Pflicht gehört auch eine Pfeffermühle, gefüllt mit
schwarzem Pfeffer. Nur Dilettanten füllen gläserne Mühlen mit kunterbunten
Mischungen farbiger Körner. Besonders der rosa Pfeffer – der botanisch gar
keiner ist – beweist eindrücklich die Unwissenheit eines jeden Gastgebers. Rosa
Pfeffer ist weder scharf noch besonders würzig und eignet sich nur zur
Dekoration farbloser Gerichte. Bereits zur Kür gehört ein gutes Olivenöl. Kaufen sie ihr Olivenöl bei einem Händler ihres Vertrauens. Er sollte sich im Dschungel der Qualitäts- und Herkunftsbezeichnungen auskennen. Und – obwohl der Preis an sich noch keine Qualität garantiert – gönnen sie sich das Teurere. Sollten sie übrigens für einen Liter Motorenöl mehr bezahlen als für einen Liter Olivenöl, dann vergessen sie diesen Text umgehend.
Nicht auf den Tisch gehört Aceto Balsamico. Kaum noch ein
Gericht, das nicht auch noch mit Balsamico „veredelt“ wird. Balsamierte Rindsfilets
sind an der Tagesordnung, beim Salat ist die undefinierbare Brühe zum reinsten
Ärgernis verkommen. Der Balsamico oder „Aceto balsamico di Modena“ war
ursprünglich ein absolut aussergewöhnlicher Würzessig. Es gibt ihn natürlich
immer noch: Er ist jedoch nur echt mit der Bezeichnung „Tradizionale“ und dem
Zusatz D.O.P (Denominazione di Origine Protetta). Ein Tradizionale ist
mindestens 12 Jahre alt. Ein Flacon (1 dl) kostet ab Fr. 80.--, ein
Extravecchio (mindestens 25 Jahre gelagert) auch mal Fr. 250.--. Was landauf, landab
unter dem Namen Balsamico unsere Gaumen beleidigt, ist ein Industrieprodukt
billigster Qualität und zweifelhafter Herkunft und nichts anderes als
eingekochter, oxydierter und im Schnelldurchgang fermentierter Traubenmost.
Natürlich gibt es auch Gastgeber, die gar nichts aufstellen. Für solche Fälle habe ich immer drei Döschen dabei. Zwei davon sind gefüllt mit Salz und Pfeffer. Mit deren Inhalt – die Döschen selbst stammen aus dem Krämerladen meines Enkels – wird jedes noch so fade Gerichte geniessbar. Sie wollen wissen, was sich im dritten Döschen befindet?
Natürlich Aromat!
Die
perfekte Ménage à trois!
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