Freitag, Oktober 09, 2015

Ménage a trois

Diese Überschrift ist natürlich irreführend, möglicherweise sogar journalistisch unkorrekt. Es geht hier um das Menage, um das „Tischgestell für Salz, Pfeffer und sonstige am Tisch benötigten Gewürze“. (Wikipedia)
Auf Grossmutters Tisch war früher, ausser dem Sonntagsbraten, gar nichts zu finden. Bei Tante Martha erschien in den 60er-Jahren ein versilbertes Menage mit winzigen Salz- und Pfefferstreuern die meist verstopft waren. Onkel Otto manifestierte daraufhin seine Auslandsreisen in Form von Ketchup, Worcestersauce und Tabasco.

Was aber gehört heute auf den gepflegten Tisch? Angesichts der aus Gesundheitsgründen immer fader werdenden Gerichte gehört Salz auf jeden Tisch. Gutes Schweizer Salz aus einer Salzmühle. Von „Fleur de Sel“ und rosa Salz aus dem Hindukusch lassen sich höchstens noch Neureiche beeindrucken.
Zur Pflicht gehört auch eine Pfeffermühle, gefüllt mit schwarzem Pfeffer. Nur Dilettanten füllen gläserne Mühlen mit kunterbunten Mischungen farbiger Körner. Besonders der rosa Pfeffer – der botanisch gar keiner ist – beweist eindrücklich die Unwissenheit eines jeden Gastgebers. Rosa Pfeffer ist weder scharf noch besonders würzig und eignet sich nur zur Dekoration farbloser Gerichte.
Bereits zur Kür gehört ein gutes Olivenöl. Kaufen sie ihr Olivenöl bei einem Händler ihres Vertrauens. Er sollte sich im Dschungel der Qualitäts- und Herkunftsbezeichnungen auskennen. Und – obwohl der Preis an sich noch keine Qualität garantiert – gönnen sie sich das Teurere. Sollten sie übrigens für einen Liter Motorenöl mehr bezahlen als für einen Liter Olivenöl, dann vergessen sie diesen Text umgehend.

Nicht auf den Tisch gehört Aceto Balsamico. Kaum noch ein Gericht, das nicht auch noch mit Balsamico „veredelt“ wird. Balsamierte Rindsfilets sind an der Tagesordnung, beim Salat ist die undefinierbare Brühe zum reinsten Ärgernis verkommen. Der Balsamico oder „Aceto balsamico di Modena“ war ursprünglich ein absolut aussergewöhnlicher Würzessig. Es gibt ihn natürlich immer noch: Er ist jedoch nur echt mit der Bezeichnung „Tradizionale“ und dem Zusatz D.O.P (Denominazione di Origine Protetta). Ein Tradizionale ist mindestens 12 Jahre alt. Ein Flacon (1 dl) kostet ab Fr. 80.--, ein Extravecchio (mindestens 25 Jahre gelagert) auch mal Fr. 250.--. Was landauf, landab unter dem Namen Balsamico unsere Gaumen beleidigt, ist ein Industrieprodukt billigster Qualität und zweifelhafter Herkunft und nichts anderes als eingekochter, oxydierter und im Schnelldurchgang fermentierter Traubenmost.

Natürlich gibt es auch Gastgeber, die gar nichts aufstellen. Für solche Fälle habe ich immer drei Döschen dabei. Zwei davon sind gefüllt mit Salz und Pfeffer. Mit deren Inhalt – die Döschen selbst stammen aus dem Krämerladen meines Enkels – wird jedes noch so fade Gerichte geniessbar. Sie wollen wissen, was sich im dritten Döschen befindet?
Natürlich Aromat!

Die perfekte Ménage à trois!

 

 

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