Es ist genial, was die
Menschen im Pazifik alles aus einer Kokospalme herstellen können. Aus den
Blättern fertigen sie Baströckchen, flechten sich ein schickes Handtäschchen
oder überdachen ihre Hütten neu. Aus den Fasern webt man einen Teppich und mit
dem Holz kann man ein gemütliches Feuerchen entfachen. Die Milch aus den Nüssen
trinkt man oder benutzt sie zum Kochen, das Fleisch trocknet man und verkauft
es als Kopra. Vor kurzem habe ich noch eine weitere Anwendung kennen gelernt.
Man kann damit einen Flugplatz lahmlegen.
Als ich von der kleinen Insel
im Bismarck-Archipel zurück nach Port Moresby fliegen wollte, war das hölzerne
Tor zum Flughafengebäude geschlossen. Daran hingen zwei gekreuzte Blätter einer
Palme namens „Chiefs Palm“. Diese Blätter, man nennt sie „Nameele“, waren von
Chief Tautu, dem für diese Gegend zuständigen Häuptling, an die Türe genagelt
worden. Sie bewirkten, dass das Gebäude per sofort tabu war und somit nicht
mehr betreten werden durfte. Sollte man das Verbot missachten, würde man sofort
vom Blitz getroffen und elendiglich grilliert werden.
Erst als der Chief des
benachbarten Dorfes mit zwei Wagenladungen grimmig blickender Krieger
angebraust kam, konnte Tautu dazu bewegt werden, die Nameele wieder zu
entfernen und das Tabu somit wieder aufzuheben. Leider werden wir nie wissen,
weshalb er den Flughafen mit einem Bann belegt hatte.
Ich jedoch habe mir einige
dieser geheimnisvollen Blätter eingepackt um sie bei mir zu Hause an die
Wohnungstüre zu nageln. Laut den Worten von Chief Tautu wirken sie nicht nur
gegen aufdringliche Missionare, Bouillonverkäufer und Staubsaugervertreter,
sondern auch gegen unerwünschte Anrufe von Telefonverkäufern.
Ich wünschte mir solche Tabus
auch im Kampf gegen die elektronischen Umweltverschmutzer die mich tagtäglich
mit Werbung zumüllen. Wer einmal bei Amazon, Zalando oder andern Online-Shops
eingekauft hat, wird im Wochentakt mit Sonderangeboten überschwemmt. Jedes
Hotel in dem ich einmal genächtigt habe, gratuliert mir zum Geburtstag, schickt
Weihnachts- und Neujahrsgrüsse und freut sich angeblich auf meinen nächsten
Besuch. Auf solchen unpersönlichen, computergenerierten Spam verzichte ich. Da
ich weder debil noch senil bin, werde ich mich auch in zwei Jahren noch daran
erinnern, wie das entsprechende Hotel hiess. Allerdings nur wenn ich zufrieden
war. Zur Zufriedenheit gehört aber auch, dass ich in der Zwischenzeit nicht mit
verblödeten Mails eingedeckt wurde.
Heute habe ich die restlichen
Nameele eingepackt und einen Flug nach Papua-Neuguinea gebucht. Ich werde denen
mal was vor die Türe nageln!
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