Samstag, Mai 21, 2016

Der Tag danach

Immer nach Ostern bin ich tief beeindruckt von der Preisschlacht unter den Schoggihasen. Kostete solch ein Ding VOR den Feiertagen 20 Franken, ist es nachher noch ganze 10 Franken wert. Wartet man noch etwas zu, gibt’s das Vieh glattwegs für einen Fünfliber. Stellen sie sich vor, SIE wären ein Osterhase! Da ist doch ihr ganzes Selbstbewusstsein weggeblasen! Was folgt, sind Selbstzweifel und Depressionen! Habe ich meine Steuererklärung etwa zu früh eingereicht? Wäre es günstiger gewesen, sie erst nach Pfingsten abzuliefern?

Der Osterhase von Pulau Pef / Raja Ampat ..Danke Maya!

Und wie steht’s eigentlich mit Tante Marthas Drohung «Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen! »? War das auch wieder nur Erpressung? Habe ich ihretwegen ein Leben lang zu viel bezahlt für das Schokoladenvieh? Rein rechnerisch komme ich auf einen Verlust von über 500 Franken! Dabei hat mich Tantchen noch nicht einmal beerbt! Obwohl sie reich war. Sehr reich sogar. Und das kam so:

 Ihr Vater hatte als Müller ein Vermögen verdient. Er besass nämlich eine gutgehende Getreidemühle und belieferte unzählige Bäckereien mit Mehl. In Zeiten grosser Not gab er bedürftigen Bäckern auch mal ein Darlehen für einen neuen Backofen. Konnte der arme Bäcker die fälligen Raten nicht mehr bezahlen, machte er kurzen Prozess und übernahm den Betrieb für weniger als nichts.

Tante Martha mahlt schon lange kein Getreide mehr, sondern lebt ganz gut von den vielen Immobilien. So weit, so gut. Doch Tante Martha ist nicht nur sehr reich, sondern auch geizig. Schuld daran sind, wie könnte es auch anders sein, die bösen Eltern, eine schwierige Jugend sowie ein paar Blumen.
Martha war vielleicht 8 Jahre alt, als sie ihre Mamma zum Muttertag beschenken wollte. Sie erschlug hinterrücks ihr Sparschein, ging in die nobelste Blumenboutique der Stadt und kaufte das teuerste Bouquet.
„Für Sie, Frau Mutter!“ stammelte sie und wollte ihr die Blumen überreichen. Sie kam nicht dazu. „Martha“, sagte sie. „Martha, so wird nie etwas aus dir!“ Da Frau Mutter sie nur selten beim Namen nannte, befürchtete sie das Schlimmste. Sie hatte recht.
Frau Mutter – nie hätte sie diese Frau „Mamma“ genannt – versetzte ihre Arme in Pendelbewegungen, gab ihr eine gewaltige Ohrfeige und drohte, ihr auch noch die Ohren stehen zu lassen.
„Nimm dir ein Vorbild an deinem Vater. Der kaufte den Strauss immer erst NACH dem Muttertag. Dann kosten Blumen nur noch die Hälfte! Und vergiss die Boutique, Blumen kauft man beim Discounter. Und überhaupt, der Muttertag ist eine Erfindung der internationalen Blumenhändlermafia, also vergiss gleich den ganzen Mist. Oder kauf dir wenigstens Plastikblumen, die kannst du mehrmals verwenden!“

 
Natürlich gibt es Tage, die man unter keinen Umständen vorbeigehen lassen sollte. Gestern war so ein Termin, gestern war Bürgergemeindeversammlung. Weshalb ich diese nicht verpasst habe, erfahren sie am 20. Mai an dieser Stelle.

 

 

 

 

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