1979
zügelte ich mit meiner Familie nach Sissach. An eine Einbürgerung dachte ich
nicht: Das Altersheim im bernischen Rüeggisberg schien mir durchaus passabel,
die vielen Miststöcke im Dorf störten mich nicht. Auch die Tatsache, dass mein
Bürgerort an einem der Hauptwege des Jakobswegs nach Santiago de Compostela
liegt, interessierte mich als Nichtwanderer nicht besonders.
36
Jahre und ein paar Monate später aber änderte ich meine Meinung. Obwohl ich mich
längst als Sissacher fühlte: Jetzt wollte ich auch einer werden! Ich studierte
die Gesetze und Verordnungen, stellte fest, dass ich die wesentlichen
Anforderungen erfüllte und schickte den Einbürgerungsantrag ab. Noch aber war
ich mir nicht sicher, ob das alles wirklich so problemlos ablaufen würde.
Immerhin war ich in jüngeren Jahren in die DDR gereist. Ob ich damals
geheimdienstlich erfasst wurde? Stand in meiner Fiche obendrein, dass ich
einige Zeit in Beirut gelebt hatte und von dort aus Aleppo und Damaskus besucht
hatte? Ich trank damals, in der Nähe eines Minaretts und inmitten von Muselmanen,
mit einem Mullah ein Tässchen Pfefferminztee. Sicher würde man dies alles
überprüfen!
Während
ich mir im Dorf einen Aperitif genehmigte, beobachtete ich heimlich die
Umgebung. Heimlich deshalb, weil ich mir die Volksstimme vor den Kopf hielt und
durch ein Loch schielte. Eben ging Tännli vorbei, begrüsste Chnorzi und Battli,
hielt einen kurzen Schwatz mit Klick. Auffällig lange starrten sie auf meine
Volksstimme. Und als sich dann auch noch Bibi, Bubu und Bippli an den
Nebentisch setzten wusste ich es: Ich wurde überwacht! Gottseidank hatte ich
Eptinger bestellt und nicht einen ausserkantonalen Sprudel! Zwei unauffällige Schlapphüte
wandten allzu auffällig ihre Köpfe ab. Der Mann auf der Strassenwischmaschine hielt
an und kehrte die Überreste einer Drohne zusammen. Sollten sie doch prüfen so
viel sie wollten! Ich hatte ein ruhiges Gewissen. Obwohl, man hat mich als
Vierzehnjähriger auf einem frisierten Puch erwischt und manchmal habe ich
hinter dem Gemeindeschopf einen Rösslistumpen geraucht…Tempi passati!
Heute
nun bin ich endlich Sissecher Bürger, war schon im Schloss Ebenrain, im Kino
und auf der Fluh, kenne den Cheesmaier, das Henker- sowie das Heimatmuseum. Ich
weiss wer JR ist und auch, dass der Abt gar kein Abt ist. Ich kaufe das Brot
auf dem Bure Märt, den Aperitif gibt’s im Stöpli, das Kalbssteak in der Sonne
und die Aussicht im Alpbad. Und ich weiss auch, dass in Sissach mehr Menschen
namens Buser als Sutter oder Schaub wohnen. Nur Gysin’s – vereint mit den Gisin’s,
Gisi’s und Gysi’s – gibt’s noch mehr.
Zwischen
all den i’s und y’s hatte es für einen Gsell problemlos noch Platz.
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