Donnerstag, Mai 15, 2014

Salz & Pfeffer

Eigentlich wollte ich heute die Grillsaison einläuten, eine Ode an die Wurst hätte es werden sollen. Angesichts der gleichnamigen österreichischen Kaiserin verzichte ich jedoch darauf. Anstatt mich mit musikalischen Belanglosigkeiten europäischer Gesangskunst zu befassen, wende ich mich den gastronomischen Niederungen zu.

Auf Grossmutters Tisch war früher, ausser dem Sonntagsbraten, gar nichts zu finden. Bei Tante Martha erschien in den 60er-Jahren eine versilberte Menage mit winzigen Salz- und Pfefferstreuern. Onkel Otto manifestierte daraufhin seine Auslandsreisen in Form von Worcestersauce, Tabasco und einer giftgrünen Brühe namens „Bull Sweat“. Zu einem Auftritt verschafften es auch Essig, Öl und Aromat..

Was aber gehört nun wirklich auf den gepflegten Tisch? Angesichts der aus Gesundheitsgründen (?) immer fader werdenden Gerichte gehört Salz auf jeden Tisch. Gutes Schweizer Salz: Von „Fleur de Sel“ und rosa Salz aus dem Hindukusch lässt sich niemand mehr beeindrucken.
Zur Pflicht gehört a uch eine Pfeffermühle, gefüllt mit schwarzem Pfeffer. Nur Dilettanten füllen gläserne Mühlen mit kunterbunten Mischungen farbiger Körner. Besonders der rosa Pfeffer – der botanisch gar keiner ist – beweist eindrücklich die Unwissenheit eines jeden Gastgebers. Rosa Pfeffer ist weder scharf noch besonders würzig und eignet sich nur zur Dekoration farbloser Gerichte. Elektromühlen mit silbernen Schutzkappen und integrierter Beleuchtung sind unnötig und weisen auf eine schwierige Jugend des Besitzers hin.
Natürlich gibt es auch Gastgeber, die gar nichts aufstellen. Für solche Fälle habe ich immer drei Döschen dabei. Zwei davon sind gefüllt mit Salz und Pfeffer. Mit deren Inhalt – die Döschen selbst stammen aus dem Krämerladen meines Enkels – wird jedes noch so fade Gerichte geniessbar. Sie wollen wissen, was sich im dritten Döschen befindet? Natürlich Aromat!


Alle Angaben zu meinen Büchern finden Sie hier: www.gsellschreibt.blogspot.com







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