Steiner
ist reich. Sehr reich. Sein Vater hatte als Müller ein Vermögen
verdient. Er besass nämlich eine Getreidemühle und belieferte
unzählige Bäckereien mit Mehl. In Zeiten grosser Not gab er
bedürftigen Bäckern auch mal ein Darlehen für einen neuen
Backofen. Konnte der arme Bäcker die Raten nicht mehr bezahlen,
machte er kurzen Prozess und übernahm den Betrieb für weniger als
nichts. Steiner junior mahlt schon lange kein Getreide mehr, sondern
lebt ganz gut von den vielen Immobilien. Aber Steiner ist nicht nur
reich, sondern auch geizig. Und das kam so:
Steiner
junior war vielleicht 8 Jahre alt, als er seine Mamma zum Muttertag
beschenken wollte. Er erschlug sein Sparschein, ging in die nobelste
Blumenboutique der Stadt und kaufte das teuerste Bouquet.
„Für
Sie, Frau Mutter!“ stammelte er und wollte ihr die Blumen
überreichen. Er kam nicht dazu. „Steinerli“, sagte sie.
„Steinerli, so wird nie etwas aus dir!“ Da ihn Frau Mutter nur
äusserst selten „Steinerli“ nannte, befürchtete er das
Schlimmste. Er hatte recht.
Frau
Mutter – nie hätte er diese Frau „Mamma“ genannt – versetzte
ihre Arme in Pendelbewegungen, gab ihm eine gewaltige Ohrfeige und
drohte, ihm auch noch die Ohren stehen zu lassen.
„Nimm
dir ein Vorbild an deinem Vater. Steiner senior kaufte den Strauss
immer erst NACH dem Muttertag. Dann kosten Blumen nur noch die
Hälfte! Und vergiss die Boutique, Blumen kauft man bei Aldi. Und
überhaupt, der Muttertag ist eine Erfindung der internationalen
Blumenhändlermafia, also vergiss gleich den ganzen Mist. Oder kauf
dir wenigstens Plastikblumen, die kannst du mehrmals verwenden!“
Und
so wird Steiner auch dieses Jahr wieder die letztjährigen
Plastikgeranien aus der Garage holen und sie etwas abspülen. Und
seine Frau wird wieder ein Tränchen vergiessen und denken: Aus dem
Steinerli ist wirklich nichts geworden.
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