Der Sommelier eines bekannten
Restaurants hat mir folgende Geschichte erzählt: Sie handelt von
einem durchaus erfolgreichen Unternehmer der eine Gruppe von Freunden
regelmässig zum Essen einlädt. Er wollte sich nicht nur als
Unternehmer, sondern auch als Gourmet und Connaisseur profilieren –
sich einen Namen machen. Wie bei jedem Besuch gab er die erste
Flasche Weisswein mit der Begründung "Der Wein korkt!"
zurück. Nach dem ersten Schluck aus der neuen Flasche meinte er
"Wunderbar. Wie schön, dass man auch im Dézaley den
Barrique-Ausbau entdeckt hat. Ober! Einschenken!" Der Kellner
schenkte die übrigen Gläser voll, der erfolgreiche Unternehmer
brachte einen Toast aus, man prostete sich zu und trank. Der Wein
aber hatte einen mordsmässigen Korkgeschmack, war, so der Sommelier,
eigentlich untrinkbar. Diesen Korkgeschmack aber hatte der
erfolgreiche Unternehmer zum Barrique-Aroma verklärt.
Wie aber erkennt man Korkgeschmack? Es
gibt Menschen, die am Korken riechen nachdem sie ihn herausgezogen
haben. Nützt gar nichts! Ich habe an fauligen Zapfen gerochen, der
Wein war wunderbar. Ich habe an perfekten Zapfen gerochen, der Wein
war untrinkbar. Ich habe Weine degustiert, die einen deutlichen
Korkgeschmack auswiesen, nach einer halben Stunde war er weg. Der
Höhepunkt: Ich degustiere einen Wein und deklariere ihn als
wunderbar, nach ein paar Minuten schmeckt er nach Kork. Tja.
Probieren geht über studieren. Zum
Beispiel an der Basler Weinmesse. Das Verb „korken“ sollte man
jedoch nicht verwenden. Auch wenn der Ausdruck „er hat Zapfen“
sprachlich nicht korrekt ist: Zapfen bleibt Zapfen.
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