Bereits
die Ankunft vor dem ehrwürdigen Palazzo war denkwürdig. Ich stoppte
den Wagen genau neben dem roten Teppich. Noch bevor ich den Motor
abgestellt hatte, wurden wir von zwei Pagen in nordkoreanischen
Generalsuniformen umzingelt. Der grössere, ich tippte auf
Schuhgrösse 64, riss die Fahrertüre auf und salutierte. Der
kleinere öffnete meiner Frau galant die Beifahrertüre und hauchte
einen angedeuteten Handkuss. Ein Feldwebel hatte in der Zwischenzeit
den Kofferraum geöffnet, stellte unser Gepäck auf einen vergoldeten
Pollerwagen und brachte uns auf unser Zimmer.
Die
Degustation fand in der Fechthalle eines altehrwürdigen Klubs, dem
„Circolo delle Rose“, statt. Da gemäss den Statuten aus dem
Jahre 1498 nur Männer Zutritt zu den heiligen Hallen hatten, stand
Dottore Ettore Strozzi di Napoli vor einem ernsthaften Problem. Denn
ich weigerte mich standhaft, meine Frau in irgendeinem Salon
zwischenzulagern.
Es
kam zu einem unblutigen Staatsstreich und der gesamte Klubvorstand
trat zurück. Eine Militärjunta, zusammengesetzt aus einem
pensionierten Offizier der Carabinieri, einem subalternen Mitarbeiter
der Guardia di Finanza sowie dem früheren Hausmeister der
benachbarten Postamtes übernahm das Territorium.
Es
war gegen Mitternacht, als ich zusammen mit meiner Frau den Fechtsaal
betrat. Sowohl die andern Gäste als auch der Gastgeber hatten sich
längst wieder verabschiedet, der adlige Oberkellner schnarchte leise
vor sich hin. Da wir ihn nicht wecken wollten, schlichen wir aus dem
Haus und machten uns von dannen.
mehr zum weinen...und zu Weinen
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