Was ist eigentlich Suser? Um das Rätsel
zu lösen, tauchen wir ab ins 16. Jahrhundert, bzw. ins Idiotikon,
ins Schweizer Wörterbuch. Hier finden wir folgenden, durchaus
allgemein gültigen Satz: „Suser ist der Saft nit grad der ersten
zyt wyn, sunder zum ersten most, darnach suser, zuletst erst wyn.“
Sauser (Suser) ist also noch kein Wein, sondern
aus Trauben gepresster Most, dessen alkoholische Gärung gerade
begonnen hat. Sauser nennt man ihn, weil er im Glas – und manchmal
auch in den Gedärmen – so schön „saust“. Man nennt ihn auch
„Neuer Wein“, manchmal Rauscher (Südtirol), Sturm (Österreich),
Bitzler (Pfalz) oder Bremser (Franken).
In alten Zeiten hatte man keine grosse
Ahnung, wie denn der Alkohol in den Wein gelang. Man presste die
Trauben und füllte den frischen Saft in ein Fass. Anschliessend
betete man zu Bacchus (bei den alten Römern) oder Dionysos (wenn man
Grieche war). Wollten unsere Vorfahren „Met“, den altgermanischen
Honigwein herstellen, zog man höchstwahrscheinlich die gute alte
Freya, Göttin der Fruchtbarkeit und der Liebe, die Schirmherrin des
Ackers und der Feldfrüchte zu Rate.Erst vor rund 150 Jahren brachte der Franzose Louis Pasteur Licht ins Dunkel der sausenden Säfte. Dank der von ihm entwickelten „Pasteurisierung“, der kurzzeitigen Erhitzung auf 100 Grad Celsius, gelang es, eine Gärung zu verhindern oder jederzeit zu stoppen. Man konnte ab sofort Sauser in einem bestimmten Stadium pasteurisieren, ihm das Leben entziehen. Somit ist pasteurisierter Sauser ein önologischer Kastrat, ist weder Fisch noch Vogel, ist nichts, gar nichts.
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