Es ist
wahrlich erstaunlich, was sich Menschen einfallen lassen, um ihren
Geist zu befreien. Nicht dass man auf den indonesischen Inseln keinen
Alkohol oder andere Drogen finden würde. Die wahre Liebe jedoch gilt
der Betelnusspalme, beziehungsweise deren Nüsschen, die man sich
gerne und regelmässig hinter die Backen schiebt. Damit sich deren
Wirkung so richtig schön entfalten kann, braucht es jedoch noch
weitere Zutaten. Die halbierte Nuss wird zuerst mit pulverisiertem
Korallenkalk bestreut und anschliessend mit dem Blatt eines
Pfefferstrauches umwickelt. Um den bitteren Geschmack etwas
erträglicher zu machen, packt man etwas Tabak oder Pfefferminze
dazu. Das ganze Paket wird nun hinter die Backen geschoben und
langsam zerkaut. Da das Zeugs die Produktion von Speichel anregt und
sich überdies mit der Zeit rot färbt, sind viele Strassen und Böden
mit lustigen roten Pickeln gespickt.
Was
allerdings die Wirkung anbelangt, kann ich keine abschliessende
Aussage machen. Denn selbstverständlich konnte auch ich der
Versuchung nach dem ultimativen Palmenkick nicht widerstehen: Auf
eine dröge Wirkung – man versprach mir „Wohlbefinden“ –
warte ich allerdings noch heute. Auch der mir einst angebotene Drink
namens „Puuh-Royale“, eine Art Caipirina mit einer halbierten
Betelnuss und einem Blatt Minze konnte mich nicht begeistern.
Die Auswirkungen des jahrelangen Konsums von Betelnuss auf den Liebreiz indonesischer Schönheiten aber sind grausam, wenn nicht sogar grauenhaft. Sollte die Angebetete etwa ihren Kussmund öffnen, wird der Liebende einen teuflischen Abgrund aus schwarzen Zahnstummeln vor rotem Hintergrund erblicken.
Zum
letzten Mal berichtet Hanspeter Gsell heute aus Indonesien
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