Eigentlich
wollte ich ihn nicht ansprechen, die bissige Kälte liess meinen Atem gefrieren.
Trotzdem konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und tippte dem Wichtigtuer
auf die Schultern.
«Hallo
Kaderli. Na, schon Ferien gebucht, wohin geht’s denn? »
Nachdem
er sich vom Schrecken erholt hatte, plusterte er sich auf und antwortete etwas
überheblich.
«Bambi
und ich fahren dieses Jahr nach Fushi…– äh – Bambi, weisst du wie das heisst
und wohin wir fliegen? »Wieso Kaderli seine Frau Bambi nannte, war mir ein Rätsel. Weder war sie ein junges Reh noch herzallerliebst.
Tatsächlich hatten aber Kaderli und Bambi keine Ahnung, in welchem Land denn das ominöse «Fushi-äh» liegt und wussten deshalb auch nicht welche Sprache man dort spricht. Ich empfahl ihnen deshalb, sich danach zu erkundigen und sich gleichzeitig die Hunderter-Regel hinter die Ohren zu schreiben.
Man kaufe sich hundert Tage vor der Abreise ein Wörterbuch, lerne jeden Tag ein Wort und bereits nach wenigen Wochen wird man lustige Unterhaltungen führen können. Man vergesse Konjugation, Deklination und andere grammatikalischen Hürden. Man lerne nur die wichtigsten 10 Verben in ihrer Grundform, «ja und nein», «kalt und warm» sowie 86 Substantive. Diese können je nach Befindlichkeit selbst ausgesucht werden. Damit können nun lustige Sätze wie «Wollen Bier», «Haben Durst», «Suchen Trinkhalle» ausgesprochen werden.
Natürlich werden sie mit diesen Worten keine Diskussion über den Genitiv führen können. Und es wird ihnen auch nicht gelingen, einem Beduinen die Richtlinien des «Eidgenössischen Amts für die Gleichstellung von Mann und Frau» zu erklären. Aber vielleicht werden sie sich im italienischen Hotel nicht mehr die Hände verbrühen, weil sie «caldo» wieder einmal mit «kalt» verwechselt haben. Am besten reden sie eh so wenig wie möglich und -- so leise wie möglich. In gewissen asiatischen Ländern ist ein allzu lautes Auftreten nämlich absolut tabu: Sie könnten glattweg das Gesicht verlieren. Und wie wollen sie dieses je wiederfinden, so ganz ohne Fremdsprachen!
Seien
sie auch vorsichtig mit der Deutung von Kopfbewegungen. Schüttelt ein alter
Grieche den Kopf und sagt dazu anhaltend «Ne!» dann meint er damit «Ja». Würde
er «Nein» meinen, täte er nicken und ein gutturales «ochi, ochi» rufen. Daran
sollten sie denken, wenn ihnen demnächst ein Einheimischer vor der Akropolis
beim Einparken hilft.
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