Dienstag, Oktober 18, 2016

Bommel regiert

Bildergebnis für beamter witzig

Es war ein gewöhnlicher Donnerstagmorgen im Juni 2016. Es regnete, so wie es bereits die ganze Woche geschüttet hatte. Genau besehen regnete es seit 27 Tagen, acht Stunden und 3 Minuten. Aber wer möchte das im Nachhinein schon so genau wissen. Der Verlauf des Wetters war höchstens geeignet, Melancholikern und Satirikern einen Lustgewinn zu verschaffen. Normale Menschen, zu denen gehört zweifellos auch Frau Bommel, hatten sich in den letzten Wochen im besten Fall ein Magengeschwür angejammert.

Frau Bommel, nur Freunde dürfen sie «Bommeli» nennen, ist beruflich so etwas wie Hilfsgemeindeverwalterin einer kleinen Baselbieter Gemeinde. Dort ist sie unter anderem für Freinachtbewilligungen, Gelegenheitswirtschaften und Wohnsitzbescheinigungen zuständig. Es ist unschwer zu erkennen, dass es sich hierbei um äusserst kräfteraubende und anspruchsvolle Tätigkeiten handelt. Und so wundert es niemand, dass sie schwer seufzte, als eine elegante Dame mittleren Alters ihr Büro betrat. Nur langsam hob Bommel ihren Kopf, strafte die Erscheinung kurz ab und zischte «Was-wait-ihr?»
Nun, die elegante Dame mittleren Alters hatte beschlossen, ihren Wohnsitz in die kleine Baselbieter Gemeinde zu verlegen. Nach einem Leben in der Stadt wollte sie zurück zu ihren Wurzeln, dorthin wo schon ihre Vorfahren gelebt hatten und angesehene Geschäftsleute gewesen waren. Sie hatte genug von der Stadt, vom Lärm und von der Hektik. Deshalb hatte sie sofort «Ja» gesagt, als ihr eine gute Freundin angeboten hatte bei ihr einzuziehen. Sie hätte, so meinte diese, genügend Platz in ihrem Haus; es lebe sich gut hier, in dieser kleinen Baselbieter Gemeinde inmitten von netten Menschen und Kühen.
Die Dame – sie war nicht nur elegant und mittleren Alters, sondern auch durchaus vermögend – beabsichtigte, sich an diesem regnerischen Donnerstagmorgen auf der Gemeindeverwaltung anzumelden.
«Ich wohne neu in der Vogelwaid 3, bei Tschümperli.»
«Nein, bei Tschümperli wohnen sie nicht», beschied ihr Bommel.
«Ich bin aber letzte Woche bei Tschümperlis eingezogen, also wohne ich jetzt auch bei Tschümperlis. Oder wollen sie mir unterstellen, dass ich lüge?», gab sie leicht genervt zurück.
«Nein. Aber an der Vogelwaid 3 gibt es laut meinem, von mir persönlich verwalteten Wohnungsregister nur eine Wohnung und dort wohnen Tschümperlis. Und genau deshalb können sie dort nicht wohnen! Adieu», zischte Bommel und ging nach Hause.
Und deshalb zahlt die geheimnisvolle Dame auch heute noch ihre Steuern in der grossen Stadt. Hätte Bommel gewusst, wieviel Einnahmen der Gemeinde entgangen waren, so wäre ihr wohl der Kragen geplatzt. Hätte sie zudem geahnt, dass die elegante Dame mittleren Alters immer noch bei Tschümperlis wohnt, dann wäre ihr möglicherweise auch noch die Hutschnur weggeflogen.

 

Mein Fussabdruck gehört mir!

Es muss wohl ein frühkindliches Trauma gewesen sein, das meine Abneigung gegenüber Essensvorschriften geprägt hat.
«Es wird aufgegessen!», sagte die nette Tante, nicht ohne mich auf ein mögliches Fernsehverbot hinzuweisen. Ich dachte an Lassie und Fury und wies die Drohung zurück.
Grossmutter versuchte es auf die sanfte Art: «Wenn du deinen Teller brav leer isst, wird das Wetter schön!» Natürlich unterstand ich mich, sie zu fragen, ob sie denn auch noch an den Storch glauben würde.
«Denk’ an die armen Kinderlein in Biafra!», griff nun der Onkel in den Monolog ein. Als ich mir vorstellte, dass diese Hungerleider vielleicht bereits vor meiner Türe stehen könnten, lenkte ich sofort ein.

Natürlich gab es noch weitere Essensbefehle. «Rüebli! Hast du schon dein tägliches Rüebli gegessen? Du weisst doch, Hasen müssen nicht zu Fielmann!» Kaum war das Gemüse weg, kamen die Früchte an die Reihe.
Bildergebnis für a guinness a day keeps the doctor away«An apple a day keeps the doctor away! – Ein Apfel pro Tag hält den Doktor fern.» Kann sein, aber gegen den Zahnarzt hat es leider nicht geholfen. Und den Apfel kann man auch durch ein Guinness ersetzen …

Neben den Essbefehlen gab es noch eine ganze Suppenschüssel voller Essverbote. So durfte nach den Kirschen kein Wasser getrunken werden. Verschluckte man aus Versehen – oder absichtlich – einen Kirschenstein, wurde man, infolge der unmittelbar bevorstehenden Blinddarment-zündung, direkt ins nächste Spital gefahren.
Ein absolutes Verbot galt ebenfalls dem noch warmen, frischen Brot. Und auch der noch rohe Teig beim Backen war tabu.
Am Abend durfte nichts mehr gegessen werden, weil es angeblich dick mache. Während ich meinen Bauch betrachte denke ich, dass auch dieses Verbot rein gar nichts genützt hat.
Auf Salz musste wegen des Blutdrucks verzichtet werden.

«Wenn du mal 80 bist, wirst du noch an mich denken!»
Stimmt nicht. Ich hatte bereits mit 40 zu hohen Blutdruck. Das strikte Salzverbot verdanken wir der Fehlinterpretation eines Experimentes mit Ratten. Wir müssten uns täglich (!) ein ganzes Pfund Salz einwerfen ...

Heute stehen andere vor der Türe. Weder haben sie Hungerbäuche noch sind sie schwarz. Nein, sie sind gut genährt und grün. Und sie wollen mir ihre Volksinitiative «Grüne Wirtschaft» schmackhaft machen. Man will mir vorschreiben, wie ich mich zu ernähren habe. Fleisch, Fisch und Milchprodukte sollen von meinem Teller verschwinden. «Der «ökologische Fussabdruck» der Schweiz soll – auf die Weltbevölkerung hochgerechnet – eine Erde nicht überschreiten.» Welcher, mit Dyskalkulie gesegnete, Werbetexter hat wohl diesen Wurmfortsatz zusammengebastelt?
Natürlich wird meine Wurst nicht einfach so huschhusch von meinem Teller verschwinden. Dazu braucht es zuerst neue Gesetze, Verordnungen und Vorschriften. Wieder einmal will man mir Essensvorschriften machen! Und wieder einmal werde ich wütend. Mein Fussabdruck gehört einzig und allein mir!

Widewidewitt, bumm, bumm



Ohne wirklich überrascht zu sein, nehmen wir zur Kenntnis, dass die Prämien für die obligatorische Krankenversicherung ein weiteres Mal steigen. Je nach Branchenverband sitzen die Schuldigen in Spitälern, in Arztpraxen oder in Apotheken. Doch nicht überall wird abkassiert, es gibt auch Ausnahmen!
Die heutige Geschichte handelt von zwei uneigennützigen, edlen und grossmütigen Ärzten, die in zwei Spitälern mindestens eine Patientin und einen Patienten aus dem Baselbiet kostengünstig behandelt haben.

Die bevorstehende Operation, so der Professore, werde er natürlich persönlich ausführen. Immerhin handle es sich um einen etwas diffizilen Eingriff. Da wolle er nicht, dass etwas schiefgehe. Nach dem nachmittäglichen Golfspiel bereitete er sich bei einem Glas Laurent-Perrier Brut und einem Lachsbrötchen auf die nächsten Operationen vor. Und wie immer dachte er dabei auch ans Sparen. Deshalb telefonierte er kurz seinem Assistenten und wies ihn an, den für Morgen geplanten Eingriff selber durchzuführen. Weil doch sein Honorar deutlich tiefer sei als das professorale Entgelt. Und schon hatte er dem schweizerischen Gesundheitswesen Kosten in der Höhe eines Kleinwagens erspart! *.
Aus den wohl gleichen Gründen verzichtete man bei der postoperativen Wundbehandlung auf schmerzstillende Mittel und liess die Patientin in ihrem Blute liegen. Tönt zu pathetisch? Mitnichten! Da kennen sie den Dottore noch nicht! Die Bitte nach einem Luftbefeuchter – die Luftfeuchtigkeit im Zimmer betrug unwirtliche 20 % – lehnte er aus Kostengründen glattweg ab.

«Ich möchte nicht schon wieder das schimmlige Gemäuer renovieren lassen. Ganz zu schweigen von der Bettwäsche, die feucht und grau wird.» Sagte es, und entschwand in die Ferien.
Da er dies nicht alleine tat, fehlte auch die Oberschwester. Und somit wusste auch niemand, welche Medikamente die Patientin bekommen sollte. Und deshalb musste auch auf die übliche Austrittsuntersuchung verzichtet werden. Das nenne ich Sparen!

«Elvis lebt!», so der Titel einer spätsommerlichen Gruselgeschichte in der Regenbogenpresse. Ja. Ist ja gut. So wie man Michael Jackson in einem Pfadilager gefunden hat, General Suter in Rünenberg aufgetaucht sei und die SVP Schattdorf Tell auf dem Brunnistock gesehen haben will.

Wahr hingegen ist, dass Nachfahren des berühmten Chirurgen und Quacksalbers Dr. Eisenbarth im Baselbiet wirken.
In mondleeren Nächten sitzen sie unter bemoosten Eichen und singen das alte Trinklied über ihren Vorfahren:
 
Abbildung Notgeldschein Ich bin der Doktor EisenbartIch bin der Doktor Eisenbarth,              
widewidewitt, bum, bum,
kurier die Leut’ auf meine Art,
widewidewitt, bum, bum.
Kann machen, dass die Blinden geh’n,
widewidewitt, juchheirassa,
und dass die Lahmen wieder seh’n,
widewidewitt, bum, bum.

* Verrechnet wurde dann doch das professorale Honorar.
Die Antwort der Krankenkasse nach einem entsprechenden Hinweis: «Widewidewitt, bum, bum.»