Aus der Kolumnensammlung Hühnerbrust und Federkiel von Hanspeter Gsell, Verlag BoD, Erhältlich als Printausgabe oder E-Book.
Anrufbeantworter sind selten das, was sie sein sollten.
Abgesehen davon, dass bereits der Name falsche Hoffnungen weckt, sind viele
Benutzer diesem Ding gegenüber völlig hilflos. Auch ich beschloss kürzlich,
meine klamme Schreibkammer aufzurüsten und besprach wohlgemut den soeben
installierten Anrufbeantworter. Im schönsten Bariton teilte ich jedem mit,
dass ich zurzeit aus diesem, jenem oder einem anderen Grund leider nicht
erreichbar sei und bat um Hinterlassung einer Nachricht. Nachdem auch nach
Wochen mein Schweigen die einzige Antwort war, veränderte ich den Text subtil
und legte meine Stimme eine Oktave höher. Nach einem kleinen Anfangserfolg
(„Bischesdu?“ – Klick und aufgelegt) und einer anonymen Drohung schmiss ich das
Ding wutentbrannt in den Sondermüll.
Was sich bis hierhin noch wie ein Sketch aus einer
Seifenoper anhört, kann sich in einem Hotel leicht zu einer Tragikkomödie
weiter entwickeln. Wenn der Anrufbeantworter während den Betriebsferien nicht
eingeschaltet ist oder auch noch eine Woche danach immer noch Ferien meldet,
dann handelt es sich schlicht um einen Fall von Anrufschädigung. Aber auch
minutenlange Warteschleifen mit Litaneien wie „Ab 1. Mai gibt’s wieder zarte
Spargeln und frische Erdbeeren“, können mich nur zum vorzeitigen Abbruch meines Reservationsversuches bewegen: Keine Reservation unter dieser Nummer!
Bei Anruf Musik! Neulich auf dem Anrufbeantworter einer
Pizzeria: „Isse verbunden mit (). Bitte sprechen nach Biip.“ Nach einer Arie aus
der Zauberflöte kam die Stimme von Antonio: „Danke für Reservation.“ Auf den
Biip warte ich heute noch.
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