Eine Kolumne aus dem Buch "HUEHNERBRUST UND FEDERKIEL" von und mit Hanspeter Gsell, erschienen bei BoD. Erhältlich überall dort, wo es gute (und schlechte) Bücher gibt.
Ob klein gedruckt oder Kleingedruckt, das Wort ist mir zutiefst
suspekt. Das "Kleingedruckte" dieser Welt symbolisiert nämlich nicht nur
Kleinbürgerlichkeit und Kleinmut sondern auch den Kleingeist und manchmal auch
noch das Kleingeld. Kleingedrucktes ist verwirrend wie ein Flugtarif,
hinterlistig wie ein Kreditvertrag und hinterhältig wie eine
Versicherungspolice. Und es begleitet uns durchs ganze Leben.
Laut dem Kleingedruckten
auf dem Beipackzettel „kann dieses Medikament Schwindelgefühl, Kopfschmerzen
und Krämpfe auslösen, ihr Blutbild verändern und ihre Bauchspeicheldrüse
entzünden.” Kann. Kann?
Auch auf
Lebensmitteln finden sich immer mehr klein gedruckte Kann-Hinweise zu meiner
Gesundheit. Manchmal sind sie nur mit der Lupe zu entziffern: mein Kaugummi kann abführend wirken, die
Lieblingsschokolade kann Spuren von
Nüssen enthalten und das Sojamehl kann
genverändert sein. Nur beim Basler Trinkwasser wissen wir seit einiger Zeit,
dass es nicht nur Perchlorethen enthalten kann,
sondern es auch wirklich enthält.
In der Gastronomie findet man kaum Kleingedrucktes. Und
schon gar nicht das Wort „kann“. Wenn auf der Getränkekarte steht: ein Glas
Champagner kostet 16 Franken, dann kostet es auch so viel. Und es gibt keine
klein-gedruckten Hinweise wie „kann lauwarmen Prosecco enthalten” oder „kann
auch ohne Kohlensäure oder überhaupt nicht serviert werden“.
Auch diese Glosse
hat ihr Kleingedrucktes. „Kann zu Magenübersäuerung oder geistiger Verwirrtheit
führen. Kann mit giftiger Tinte geschrieben sein.“
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