Donnerstag, April 10, 2014

Rache

Schon immer wollte Kari K., der berühmte Kunstkocher, die Vinitaly in Verona besuchen. Er missgönnt mir nämlich die jährlichen Besuche dieser Weinmesse schon lange von Herzen. Nachdem er kürzlich wieder seine Gäste mit lampigen Spargeln, schlechter Sauce und lauwarmem Wein beleidigt hatte, kombinierte ich das Unnütze mit dem Angenehmen.
Letzten Sonntag war es soweit: Noch glaubte er an ein erholsames Wochenende als wir nach Italien fuhren. Auch als wir die Messehallen betraten, ahnte er noch nichts. Er ahnte nicht, dass über viertausend Weinproduzenten schätzungsweise 40'000 Weine zur Degustation bereit halten. Doch bereits nach dem vierzigsten Glas beklagte sich Kari über irritierte Zahnhälse, angesäuerten Zahnschmelz und bröckelnde Kronen.
Die nächsten Weine überlebte er zwar, konnte sich jedoch ab Km 8.4 nur noch kriechend fortbewegen. Seine Haare standen wild zu Berg, die Nase glänzte unfröhlich und die abgeschmirgelte Zunge hing leblos zwischen den blauen Lippen. Ich liess mich von diesem Aussehen jedoch nicht beeindrucken, dachte an seine lampigen Spargeln und verdonnerte ihn zu weiteren 32 Grappas. Als sich Kari anschliessend über Magenbrennen, Leberkoliken und Wandernieren beklagte, nannte ich ihn eine Memme, packte ihn auf einen Gepäckwagen und schob ihn weiter. Beim Brunello di Montalcino DOCG 2008 Riserva von Andrea Cortonesi war dann Schluss. Kari fiel wie ein Mehlsack zu Boden und verabschiedete sich lautlos und ohne mit der Wimper zu zucken in die Bewusstlosigkeit. Ich packte ihn daraufhin in den Kofferraum, passierte die Grenze ohne Probleme und deponierte ihn zwecks Ausnüchterung in einem abgelegenen Waldstück im Oberbaselbiet.



Seine Spargeln waren heute übrigens wirklich etwas besser. Nur der Weisswein war immer noch lauwarm. Vielleicht sollte ich ihn heute Abend ins Stadtcasino zwingen. Am dortigen Wymärt kann er locker nochmals 1'000 Weine degustieren.





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