Er hatte
für die ganze Familie Zimmer in schönsten Wellnesshotel des ganzen
Tales gebucht. Das Angebot an scheinbar gesunden Aktivitäten war
schon beinahe obszön gross. Ein ganzer Irrgarten voller
Schlammbäder, Salzgrotten, Saunen mit und ohne Steinbeschwörungen,
duftende Chilloutbereiche, türkische Dampfbäder und fernöstliche
Ritual, bedampft gepeelt, massiert, Ganzkörperpackungen mit
Teezeremonien, Erlebnisduschen im Krätuerstadel, Feuerberg mit
Schwitzstube, Jägersauna mit Reflexzonenpfad, Sprudelliegen mit
Nackenschwall, Vollmondwellness.
Nur
schlafen konnte er nicht mehr. Stundenlang drehte er sich im wohligen
Himmelbett, weckte sein Frau, drehte sich wieder um, stand auf und
unternahm einen längeren Spaziergang. Nada. Nichts. Kein Schlaf
wollte sich einstellen.
Tagsüber
unternahm er noch mehr, jagte seine müden Knochen durch all
erdenklichen und angebotenen Folterapplikationen, bestieg einen
Viertausender. Doch auch die zweite Nacht gabs keinen Schlaf. Am
dritten Tag stellte er die Ernährung um, ernährte sich bereits am
Mittag nur noch biovegan und gegen Abend nur noch frugan.
Selbstredend verzichtete er auf Alkohol und hörte mit dem Rauchen
auf.
Nada.
Nichts.
In der
Nacht rannte er einen Marathon, dachte kurz an die Magie des
Synchronschwimmens und legte sich um 6 Uhr morgens erschöpft ins
Bett. Um sich nach 30 Minuten wieder zu erheben.
Ob er
auch noch auf seinen geliebten Morgenkaffee verzichten musste? Eben
brachte ihm Sean, sein 11-jähriger Sohn die dritte Tasse herrlich
duftenden Café Crème.
„Papi,
warum muss ich an der Kaffeemaschine immer 11 mal die Taste „R“
drücken bis die Tasse voll ist?“
Hugentobler
kapierte sofort, dass die Taste „R“ für Ristretto stand. 3
Tassen mal 11 Ristretto das waren dann 33 Ristretti. Jeden Morgen.
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