Wir folgten dem von Zypressen gesäumten Weg und erblickten ein schlossähnliche Anwesen. Der Haushofmeister hatte die Schweizer Fahne gehisst und erwartete uns bereits. Mit einer tiefen Verbeugung hiess er uns willkommen. Nachdem er meine Visitenkarte studiert hatte, gab er den Bläsern ein Zeichen. Als die Fanfare von den Zinnen ertönte, öffnete sich das Tor und heraus trat der alte Parmiggiani. Hinter ihm schwebte die Signora und klapperte heftig mit ihren Wimpern. „Benvenuto – Benvenuto!“ rief sie begeistert. „Darf ich ihnen mein klein‘ Gärtchen zeigen?“ Die Ansprache duldete keinen Widerspruch und wir folgten der Signora durch den Palastgarten. Tausende von Rosen in allen Farben verströmten betörende Düfte. Im Teich tummelten sich Karpfen, in der Orangerie blühten Orchideen und in den exotischen Bäumen krächzten Papageien. Auf einer Anhöhe blieb Signora stehen, streckte ihre Hände gen Himmel und begann in fremden Zungen zu sprechen. Der Redeschwall war beträchtlich und ich beriet mich derweil mit meiner Frau, wie wir uns aus den Fängen dieser Verrückten befreien könnten. Die Signora schien unser Missbehagen gespürt zu haben und beendete ihre Litanei mit den Worten: „Dante – die göttliche Komödie, in russischer Sprache. Wenn sie möchten, könnte ich dieses wunderbare Werk auch noch in französischer oder finnischer Sprache rezitieren.“
Wir zeigten kein
Interesse, verliessen den Garten durch den Karpfenteich und
beschlossen, fortan ein Leben ohne Wein zu führen.
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