Was hatte
die Seefahrer dazu gebracht, die halbe Welt zu umsegeln, dabei
unvorstellbare Qualen und Strapazen zu erleiden, nur um „Gewürze
zu entdecken“? War es der gleiche Trieb, der heute Menschen dazu
bringt, den Amazonas von der Quelle bis zur Mündung zu
durchschwimmen oder freihändig den Mount Everest zu besteigen?
Tauchen
wir kurz ein in das Europa des 16. Jahrhunderts. Die meisten von uns
waren arme Bauern und litten nicht nur unter der Schwarzen Pest ,
sondern waren vor allem immer eines: hungrig. Denn noch hatte Herr
Linde den Kühlschrank nicht erfunden. Sie werden es ahnen: Kaum
hatten wir den Wochenendvorrat bei Aldi eingekauft, war schon
wieder alles vergammelt.
Wohl konnte
man Salz kaufen und das Fleisch einpökeln. Und auch die
Räucherkammer kannten wir bereits. Aber irgendwann hatte man einfach
genug von versalzenem Fleisch und den ewigen Rauchwürsten. Als
einfache Bauern nahmen wir dies zwar gottgegeben hin, nicht jedoch,
wenn wir Könige waren. Da man weder Lardo di Collonato noch
Rucola kannte, servierte man ein Soufflée au Muscat
oder vielleicht eine Mousseline au Clous de Girofles. Diese
beiden Zutaten hingegen, die Muskatnuss und die Gewürznelke, waren
rar geworden in jenen Zeiten. Und so sprach König Carlos V von
Spanien eines Morgens: „Man möge schnell mal ein paar Inseln
entdecken und Gewürze mitbringen, die dem Wohle des Königreichs
dienen sollen.“
Der
gute Karl wird wohl eher an sein eigenes Wohl gedacht haben.
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