Samstag, November 22, 2014

Die Gewürzinseln

Das Eldorado aller Gewürzfetischisten liegt in Indonesien, zwischen den Inseln Sulawesi und Neuguinea. Waghalsige Seefahrer hatten die Molukken im 16. Jahrhundert entdeckt. Bereits am nächsten Morgen führten Portugiesen, Spanier, Holländer und Engländer blutige Kriege um die Vorherrschaft über das grüne Gold.

Was hatte die Seefahrer dazu gebracht, die halbe Welt zu umsegeln, dabei unvorstellbare Qualen und Strapazen zu erleiden, nur um „Gewürze zu entdecken“? War es der gleiche Trieb, der heute Menschen dazu bringt, den Amazonas von der Quelle bis zur Mündung zu durchschwimmen oder freihändig den Mount Everest zu besteigen?

Tauchen wir kurz ein in das Europa des 16. Jahrhunderts. Die meisten von uns waren arme Bauern und litten nicht nur unter der Schwarzen Pest , sondern waren vor allem immer eines: hungrig. Denn noch hatte Herr Linde den Kühlschrank nicht erfunden. Sie werden es ahnen: Kaum hatten wir den Wochenendvorrat bei Aldi eingekauft, war schon wieder alles vergammelt.

Wohl konnte man Salz kaufen und das Fleisch einpökeln. Und auch die Räucherkammer kannten wir bereits. Aber irgendwann hatte man einfach genug von versalzenem Fleisch und den ewigen Rauchwürsten. Als einfache Bauern nahmen wir dies zwar gottgegeben hin, nicht jedoch, wenn wir Könige waren. Da man weder Lardo di Collonato noch Rucola kannte, servierte man ein Soufflée au Muscat oder vielleicht eine Mousseline au Clous de Girofles. Diese beiden Zutaten hingegen, die Muskatnuss und die Gewürznelke, waren rar geworden in jenen Zeiten. Und so sprach König Carlos V von Spanien eines Morgens: „Man möge schnell mal ein paar Inseln entdecken und Gewürze mitbringen, die dem Wohle des Königreichs dienen sollen.“

Der gute Karl wird wohl eher an sein eigenes Wohl gedacht haben.







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