Als
Schweizer sind wir ja nicht wirklich verwöhnt mit fussballerischen
Meistertiteln. Nur in Randsportarten oder Spezialdisziplinen wie
Grillieren, Frisieren und Glassammeln gelingt uns der Griff zu
weltmeisterlichen Pokalen. Im Laufe der Evolution hat sich deshalb
der Homo Helveticus – mit Ausnahme einiger Mutanten aus der
Muttenzerkurve – zum perfekten Zuschauer entwickelt. Diese Tugend
ist mir in den vergangenen Tagen völlig abhanden gekommen. Die
Überdosis an Informationen aus Brasilien verursacht bei mir ähnliche
Symptome wie eine Überdosis Alkohol und ich beschloss gestern, bis
auf weiteres meinen Dienst als WM-Zuschauer zu verweigern. Wieso
sollte mich ein Orbitalbodenbruch, eine Muskelzerrung, ein
Kreuzbandriss oder irgendwelche Adduktoren interessieren?
Ein
25-jähriger Lifestyle-Koch empfahl den Boulevard-Lesern zum
Deutschland-Spiel Würstchen im Teig. Mein lieber Schwan! Die hättest
du wohl besser zum Spiel der Schweizer serviert! Nur gerade Hurni von
vis-à-vis fand, dass die verkohlten Wienerli farblich ganz apart zu
den Afrikanern gepasst hätten. Da ich wusste, dass Hurni farbenblind
war, ignorierte ich ihn und las weiter. „Wählen Sie den schönsten
Fussballer!“ wurde ich auf Seite 3 aufgefordert. „Die sollen
tschutten und nicht vor dem Spiegel stehen“, ereiferte sich Hurni,
und ich gab ihm ausnahmsweise recht. Auch die schönsten Bärte, die
schärfsten Kniescheiben sowie die männlichsten Nasenflügel
interessieren mich nicht. Da Schreiben sehr kräfteraubend ist,
wollte ich jedoch wissen, was ich denn vor dem nächsten Match essen
soll. Die Ausbeute meiner Suche im Internet war nicht ergiebig. Ich
einigte mich auf ein Menu mit Eiweiss, Kohlehydraten, Fett,
Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen, etwas Zucker und Salz, sowie
lebensnotwendiger Flüssigkeit.
Heute
Abend gibts Gnagi mit Senf und Bürli.
Dazu ein grosses Helles.
Passt
doch.
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