Freitag, April 24, 2015

Auf der Suche nach Gauguin - Frankfurt

II Frankfurt

Mein Weg zu Gauguin führt über Frankfurt und zu den ersten Zweifeln, ob ich doch vielleicht zu pensioniert sei, mich solchen Torturen zu unterziehen. Obwohl ich durch  frühere Erfahrungen mit unhöflichen, rechthaberischen und überheblichen Lufthansa-Mitarbeitern der Gattung „Grus lufthanseatis“ hätte gewarnt sein sollen: Es kam alles noch viel schlimmer. Der Bestand der „Grus“ – der Kraniche – hatte zwar massiv abgenommen. Leider aber waren sie nicht mit netten Menschen aus Fleisch und Blut, sondern durch Check-in-Automaten aus Blech und Plastik ersetzt worden. Im Wissen, dass es noch keine Automaten gibt, die mit meiner genetisch bedingten Abneigung gegen elektronisches Gerät fertig werden, wandte ich mich an ein zufällig vorbeikommendes Wesen.

„Nein!“ antwortete Es auf meine Frage, ob ich denn nicht angesichts meines musealen Alters bei einem richtigen Menschen für den Flug zu Gauguin einchecken könne.

„Aber einer unserer netten Assistenten wird ihnen gerne behilflich sein.“

Zaghaft näherte ich mich dem elektronischen Säulenwald und begann zu lesen.

„Legen Sie ihr Ticket mit dem FGiK6dç nach oben nach unten.“

Es war wohl Zeit, die Hilfe des netten Assistenten in Anspruch zu nehmen.
Ich wollte ihn eben fragen, was denn die tiefere Bedeutung von FGiK6dç sei und ob mit unten vielleicht oben oder umgekehrt gemeint sei.

„Iss neu, manchmal kaputt, mache so. Oder so. Oder so.“

Ratzfatz hatte er sich meines Tickets sowie meines Passes bemächtigt, steckte alles in einen Schlitz und tippte wie ein wildgewordener Affe auf einer Tastatur herum.

„Verflixt, FGiK6dç, kaputt, nix, grosses Scheisse!“ Sagte es und drückte mir einen Zettel in die Hand. „Schalter 165 hilft Ihnen weiter, gute Reise!“

Wenn „Kranich“ der Überbegriff für unhöfliche, rechthaberische und überhebliche Mitmenschen ist, dann war die Dame am Schalter 165 ein Kolibri, ein höflicher, netter und zuvorkommender Piepmatz.

„Oh je!“ seufzt sie. „Sie haben keinen biometrischen Pass, deshalb brauchen Sie ein Visum für die USA!“

Mein Pass aber war derart biometrisch wie das vermessene Leben nur sein kann. Der Computer aber verweigerte sich jeder Korrektur der Passdaten. Erst nachdem das Buchungssystem der Lufthansa zusammengebrochen war, gelang es dank eines fulminanten Neustarts, meine Passdaten zu korrigieren. Dabei waren jedoch die Sitzplätze abhandengekommen. Meiner Frau wurde der Notsitz im Cockpit zugeteilt, ich selbst sollte im Gepäckabteil mitreisen. Irgendwann gegen Mitternacht hatte unser Kolibri jedoch sein Werk vollbracht und ich war stolzer Besitzer der Boardingkarten. Gottseidank hatten wir uns entschieden, bereits am Vorabend einzuchecken. Ansonsten wäre die Reise zu Gaugin wohl bereits zu Ende gewesen.
Es war schon beinahe Mitternacht als wir das Hotel erreichten. Im Traum erschien mir ein unbekannter aber alter Grieche und deklamierte:

„Merke du auf, sobald du des Kranichs Stimme vernommen,
Der alljährlich den Ruf von der Höh' aus den Wolken dir sendet
Bringt er die Mahnung doch zum Säen, verkündet des Winters Schauer...“

Hoffentlich irrt er sich. Wir wollen nämlich zu Gauguin.

Bildergebnis für Kranich Lufthansa

 

 


 

 

 

 

 

 

 

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