Da meine Hände vom jahrelangen Schreiben in kalten
Mansarden spröde und rau geworden sind, verwende ich regelmässig eine
Handcrème. Ihr pflegender Wirkstoff, es handelt sich um den Extrakt der Aloe
Vera, bringt meinen müden Schreiberhänden sofort lebendige Spannkraft,
prosaischen Glanz und journalistische Griffigkeit zurück.
Seit kurzem nun muss ich mich nicht mehr täglich salben,
und mein Federkiel freut sich des fettfreien Schreibens. Ich kann nämlich meine
Handcrème jetzt als Beauty-Drink zum
Apéro schlürfen. „Trink dich schön“, heisst die Werbebotschaft, und liebevoll
hat man dem Getränk neben Aloe Vera gleichzeitig auch noch Biotin zugesetzt.
Dieses wird mich ab sofort vor Ekzemen, Schleimhautentzündungen, bösartigen
Blutveränderungen und Haarausfall beschützen. Warum man das Biotin nicht
einfach Vitamin 'H' nennt, weiss ich nicht. Vielleicht, weil der menschliche
Körper im Normalfall genügend eigenes Vitamin 'H' produziert? Den Functional Drinks sind keine Grenzen
gesetzt. Man denke nur an den trinkbaren Sonnenschutz („Trink Dich braun mit Sherpa
Cola!“) oder an die süffig prickelnde Zahnpasta („Bürste Dir ein weisses
Lächeln!“). Barolo mit Betablockern für den älteren Herrn, Frizzantino gegen das Blonde im Mann, Mosquito bianco mit integriertem
Insektenschutz und Malariaprophylaxe.
Nun, ich werde meine Handcrème auch weiterhin einreiben und nicht zum Frühstück trinken. Ich streiche mir schliesslich mein Shampoo auch nicht aufs Brot. Obwohl: Immerhin enthält es Extrakte aus drei Honigsorten.
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