Aus dem Buch Hühnerbrust und Federkiel
von Hanspeter Gsell - erschienen bei BoD
Ich bin mir als langjähriger Raucher einiges an Gefahren
gewohnt. So entging ich in Singapur nur knapp der Todesstrafe, als ich mir am
falschen Ort und zur falschen Zeit einen Zigarillo anzünden wollte. In
Kalifornien wurde ich von grimmigen Sheriffs bedroht, und bigotte alte Damen mit
blauen Haaren zeigten mit ihren goldberingten Fingern auf mich. Ich habe die
Rauchkammern in den Flughäfen von Hongkong und Manila überstanden und aus Wut
auch schon mal einen brennenden Glimmstängel vor dem Auge des Gesetzes lebendig
geschluckt.
Eigentlich dachte ich, alle gegen Raucher entwickelten
Foltermethoden zu kennen. Ich rechnete aber nicht mit dem Schweizer
Erfindungsgeist. Nachdem ich an der Eingangstüre zum Restaurant die Werbung einer berühmten Zigarrenmanufaktur entdeckt hatte, freute ich mich auf einen gelungenen Abend.
Als ich dann auf der Menükarte den folgenden Aufdruck las, war diese Freude
allerdings auch schon wieder vorbei. «Wir danken Ihnen, wenn Sie erst ab 22.00
Uhr rauchen.»
Es ist 19.30 Uhr und ich weise den Dank umgehend zurück.
Was wird wohl als Nächstes kommen? Es gibt ja bereits Restaurants mit
Handy-Verbot, mit Kreditkarten- und Kinderverbot.
«Italienern und Zürchern ist
das Sprechen erst ab 23.00 Uhr erlaubt. Das Benutzen von stark riechenden
Deodorants ist ab 19.00 Uhr verboten. Wir danken Ihnen, wenn Sie unsere
Toiletten erst nach 22.15 Uhr benutzen. Wir danken Ihnen, wenn Sie unser
Restaurant um 23.00 Uhr ruhig und gesittet wieder verlassen. Bitte bezahlen Sie
nur den aufgedruckten Betrag.
Wir danken Ihnen, wenn Sie nicht mehr wiederkommen.»
Bitte, gern geschehen.
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