Montag, September 17, 2018

Ulithi 1 Brüllende Winde






Es gibt den Orkan, den Hurrikan, den Taifun, Blizzards, Tornados, Wind- und Wasserhosen. Je nach Weltgegend und Ausmass nennt man es anders, wenn einem ein Sturm die Haare zersaust.
Klar haben wir alle schon mal einen Sturm erlebt. Im Vergleich zu ihren tropischen Vettern war dieser wohl eher ein Sturm im Wasserglas. Wenn die äquatorialen Wettergötter mal so richtig schlecht gelaunt sind, dann ist die Hölle los! Bei Windstärken von weit über 200 km/h und Spitzen von bis zu 300 km/h fliegt buchstäblich alles davon.
Solche Super-Taifune sind keineswegs selten. Eher selten brechen sie über bewohnte Gebiete herein. Sollte es trotzdem passieren, sind die Folgen verheerend. Keine Palme steht mehr, Hütten und Häuser lösen sich in ihre Bestandteile auf und landen nach Hunderten von Kilometern irgendwo im Meer. Noch gefährlicher als der Wind an sich, sind umherfliegende Kokosnüsse und Wellblechdächer. Die Nüsse werden zu fliegenden Kanonenkugeln, die Dächer zu messerscharfen Wurfmessern, die eine Palme mühelos durchsäbeln können. Die brüllenden Winde überdecken locker den Lärm eines startenden Jumbojets.
Zum Albtraum werden die Taifune auf flachen Inseln. Das Land wird völlig überflutet und alles, was nicht fest verankert ist, verschwindet für immer im Meer.
Auf solchen Inseln hält man sich deshalb immer ein paar dicke Seile in Reserve. Hat Grossvater Hütte und Boote so gut wie möglich gesichert, bindet er zuerst seine Familie und zuletzt sich selbst an einer möglichst dicken Palme fest.
Im Anschluss helfen nur noch inniges Beten und die Hoffnung auf himmlischen Beistand. Da sich der dafür zuständige Missionar angesichts der bedrohlichen Wetterprognosen jedoch längst aus dem Staub gemacht hat, wartet Grossvater auch heute noch auf eine göttliche Eingebung.

Aus dem Buch Ikefang und Gutgenug
Hanspeter Gsell 
erschienen bei Bod
erhältlich als Paperback oder E-Book



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