Sonntag, Januar 31, 2016

Der Gast auf Platz 31 F - Die Nachspeise


 
Da ich bis heute von Lufthansa keine Antwort auf meine Mails, geschweige denn eine Entschädigung erhalten habe, kann die Nachspeise leider noch nicht serviert werden. Verfolgen Sie deshalb den einseitigen Briefwechsel, buchen Sie nicht bei Lufthansa, bei Swiss nur wenn sie Katzen mögen.....

Lieber Gast,

vielen Dank für Ihre Nachricht, welche wir mit der Referenz 0116-06498 erfasst haben.
Wir werden Ihnen so schnell wie möglich antworten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass die Bearbeitungszeit aufgrund von Recherchen variieren kann.
Falls Sie uns in der Zwischenzeit nochmals in dieser Angelegenheit kontaktieren möchten, so antworten Sie bitte auf diese E-Mail.

Freundliche Grüsse

Customer Service

Swiss International Air Lines AG
Postfach 2013
8032 Zürich
Schweiz
SWISS.COM/CUSTOMERSERVICE



Bildergebnis für kotzende katze


Liebe Referenz,
 
Natürlich weiss ich, dass sie wahnsinnig viel zu tun haben. So wie auch
Mutter Kranich wahnsinnig viel zu tun hat.
 
Ich allerdings auch. Bitte lesen Sie auch meine Glosse in der
Zeitschrift AQUANAUT - weitere werden folgen. Zum Beispiel zum
Thema "Weshalb ist LH nicht fähig, mir zu bestätigen, dass man an
dem betreffenden Tag gestreikt hat, deshalb nicht geflogen sein kann etcpp.
Ob man das in Frankfurt etwa gar noch nicht weiss?
Natürlich wurde ich auch bis heute nicht entschädigt. Weder für den nicht
durchgeführten Flug, geschweige denn für den Ersatzflug...etc.pp
Selbstverständlich haben Sie gar nichts, oder noch viel weniger mit alldem
zu tun, Sie sind ja nur das Kind vom Kranich.
 
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag - bis Morgen*
 
Hanspeter Gsell
 Von : thorfinn@bluewin.ch
Datum : 25/01/2016 - 15:27 (UTC)
An : customerservice@swiss.com
Betreff : Re: Re: Referenz: 0116-06498

Liebe Referenz,
Es sind zwar erst 6 Tage her seit meinem letzten Mail. Und sicher hatten
sie wahnsinnig viel zu tun. Sie müssen ja all diese Reklamationen bearbeiten...
es müssen tausende sein pro Tag..... Ich nehme deshalb an, dass....
..sie meinen Bericht zur kotzenden Katze noch nicht gelesen haben...
..sie ihn gar nicht lesen wollen.....
..sie in keinem Fall bereit sind, mir zu antworten..
..und schon gar nicht bereit sind, mich für meine Strapazen zu entschädigen...
..und sich schon gar nicht den Bericht über das Verhalten von SWISS und LUFTHANSA
  im Kassensturz und anderen Medien ansehen werden..
..und auch den Brief meines Anwaltes in keinem Fall öffnen werden..
 
bis bald
Hanspeter Gsell
 
Liebe Referenz,
 
Es könnte ja sein, dass meine E-Mail in den Tiefen des
Weltraums verschwunden ist. Vielleicht aber haben Sie
auch die kotzende Katze noch nicht gefunden oder finden meine
Kontonummer nicht mehr....
 
Sigswiswell...und bis bald
Hanspeter Gsell
 
      




Samstag, Januar 30, 2016

Der Gast auf 31 F - Die Hauptspeise

Miami, 8.11.2015. Die Swiss-Maschine, Kurs LX065 startete mit leichter Verspätung. Weder hatte mich der Stromausfall auf dem Flughafen, noch ein medizinischer Notfall einige Reihen hinter mir beunruhigt („Hilfe, Hilfe, er stirbt!“). Der herbeigeeilte Purser verwies auf Komplikationen bei Todesfällen auf amerikanischen Flughäfen. Der zur Begutachtung der Sachlage zugezogene Hilfselektriker stimmte ihm zu und verstaute Defibrillator und Sauerstoff wieder an dem dafür vorgesehenen Ort. Ob der Mann wohl überlebt hat?
Ich sass auf Sitz 31E in der mittleren Reihe. Links hatte ein stark schwitzender Mann mittleren Alters und erheblicher Körpergrösse Platz genommen. Gottseidank war der Sitz rechts neben mir frei geblieben. Auf der Gangseite rechts hatte sich eine spanisch sprechende Dame mit russischem Reisepass niedergelassen. Mit ihr könnte ich auf den nächsten acht Stunden sicher den leeren Sitz teilen.

Während des Starts fiel ich in einen leichten Schlaf und erwachte erst wieder, als das Flugzeug seine Reiseflughöhe erreicht hatte. Eben wollte ich meine Beine in die Richtung des freigebliebenen Platzes strecken, als ich gewaltig erschrak: Der Platz war nicht frei! Allerdings konnte ich im schummrigen Kabinenlicht nicht erkennen, was sich dort niedergelassen hatte, es schien sich nicht um ein menschliches Wesen zu handeln.

ES antwortete nicht, als ich ES ansprach. War es etwa E.T. auf der Rückreise in seine interstellare Heimat oder hatte sich in Miami heimlich ein Vieh an Bord geschlichen? Ob es Alligatoren mit Fell gab? Handelte es sich etwa um einen tasmanischen Teufel? Fliegt Swiss auch nach Tasmanien? Hatte ich ein Bier zu viel getrunken? Ich schloss die Augen und ging in mich. Als ich genug weit gegangen war, nahm ich den restlichen Mut zusammen, öffnete wieder die Augen und starrte ES an: Ich schaute dem Teufel direkt in die Augen! Diese schienen blutunterlaufen zu sein, das Vieh erwiderte meinen Blick gänzlich regungslos. Nur die Pupillen irrlichterten zitternd und glänzten im matten Licht. Genauso hatte mich Kaderli angeschaut, als ich ihn letztens völlig besoffen und bekifft angetroffen hatte. Kaderli aber, so erinnerte ich mich, hatte kein Fell und war deutlich grösser als dieses Etwas auf Sitz 31F. Ich sprach ES an:

„Hallo, auch auf dem Weg nach Zürich? Warum hast du den Pelzmantel nicht ausgezogen? Kalt, hä?“

31F antwortete nicht und ich wurde etwas mutiger.

„Was hast du geraucht und wo bekommt man das Zeugs? Muss ja arg stark sein!“

Das Ding hatte nicht die Absicht mir zu antworten, erhob sich, machte einen Buckel, verdrehte die Augen und kotzte mich an. ES war ein schwarzer, vollgedröhnter Kater gewaltigen Ausmasses. Nur der Sitzabstand von 72 cm rettete mich davor, die volle Ladung abzukommen. Der Gestank jedoch, Reinhard Mai hatte es so ähnlich bereits früher besungen, war tatsächlich grenzenlos. Auch über den Wolken.

Die Dame mit russischem Pass auf Sitz 31G sagte nichts und packte das Vieh in den vorgeschriebenen Transportbehälter. Die Flugbegleiterinnen welche das Spektakel beobachtet hatten, sagten auch nichts.

Und so beschloss auch ich, nichts zu sagen.

Bis heute.

Denn diese Geschichte ist einfach zu schön, um nicht geschrieben zu werden.

 

Freitag, Januar 29, 2016

Der Gast auf 31 F - Vorspeise

Für viele Jahre war Lufthansa meine bevorzugte Fluggesellschaft, dank ihrer Mitgliedschaft bei der „Star Alliance“ stand mir ein weltweites Streckennetz zur Verfügung. Weder verfügt Lufthansa über breitere Sitze noch wird besseres Essen serviert, die Höflichkeit verbietet es mir, über den Charme deutscher Flugbegleiterinnen zu sprechen. Nein, der ausschlaggebende Punkt war – neben dem Streckennetz – die Pünktlichkeit und die Verlässlichkeit. Nach schlechten Erfahrungen im mittleren Osten („Weh mir, Emir“) und den jahrelangen Streiks bei Air France, buchte ich deshalb meinen Flug nach Orlando/Florida wiederum bei Lufthansa. Und dies, obwohl kürzlich die Piloten gestreikt hatten. Da man sich jedoch mehr oder weniger gütlich geeinigt hatte, glaubte ich an eine problemlose Reise.
Aber ich hätte es besser wissen müssen, Denn, Glaube an sich macht im besten Fall selig und sonst gar nichts. Der Flug in die USA verlief unauffällig, der Messebesuch ebenfalls. Und so erhielt ich 24 Stunden vor dem Rückflug die beruhigende Nachricht, dass der Flug pünktlich abfliegen würde, das Check-in bereits geöffnet sei. Meine Hoffnung auf eine pünktliche Rückreise wurde jedoch einige Stunden später durch eine neue Message zerstört. Der Flug sei aufgrund eines Streiks des Kabinenpersonals gestrichen worden. Man solle sich – so weiter im Text – bei einer der folgenden Nummern melden. Die netten Mitarbeiter würden sich dann unverzüglich und kulant um unsere Rückreise kümmern. Leider hatte ich keine Gelegenheit, irgendeinen netten Mitarbeiter kennenzulernen. Dank der Geiselnahme von zehntausenden Reisenden durch grössenwahnsinnige und weltfremde, Gewerkschafter waren die Hotlines nicht erreichbar. Ich habe als Unternehmer jahrelang und problemlos mit Gewerkschaften zusammen gearbeitet. Ich habe deren Anliegen auch gegenüber andern Kollegen vertreten, ich glaubte an deren Notwendigkeit. Damit ist es nun allerdings vorbei. Was sich die beamteten Gewerkschafter und ihre tumben Gefolgsleute geleistet haben unterstützt mich im Glauben an die Aussagen von Michael O’Leary, dem umtriebigen Chef von Ryanair. Fluggesellschaften die sich derart von Gewerkschaften abhängig machen, haben keine Chancen auf eine Zukunft. Genauso schuldig am Untergang wird jedoch auch die Führungsriege sein. Ihr kollektives Versagen war derart beschämend, dass man es fast nicht für möglich hält.

Mich beschleicht das ungute Gefühl, dass man die Krise nach Kohl’schem Vorbild aussitzen wollte und auf ein Eingreifen der Politik wartete. Frau Merkel jedoch hatte zu dieser Zeit ganz andere Probleme, machte die Raute und schwieg.

Die Textmitteilungen folgten nun im Stundentakt. Einmal versprach man mir, dass der Flug am folgenden Tag durchgeführt würde um auch dies zu widerrufen. Man bot mir (es war Sonntagmittag) für Mittwoch einen Flug von Chicago nach London an, ohne mir allerdings mitzuteilen, wie ich denn von Orlando nach Chicago kommen würde. Ob man eine Wandergruppe plante? In drei Tagen würden wir es zu Fuss kaum bis nach Chicago schaffen!

Robi, ein Bekannter aus Zürich hatte die rettende Idee. Er buchte für uns einen Rückflug mit der Lufthansa-Tochter Swiss ab Miami. Da ein einfaches Ticket Miami – Zürich teurer war als ein Retourflug, buchten wir denn nicht benötigten Flug Zürich – Miami gleich mit. Wir bestellten einen Mietwagen, erreichten zeitig den Flughafen, konnten zügig einchecken. Am benachbarten Lufthansa-Schalter harrten derweil hunderte von Reisenden, darunter auch Familien mit Kindern, auf eine Rückflugmöglichkeit. Ich gehe davon aus, dass einige davon in der Zwischenzeit verhungert sind.

Im nächsten Post: Der Gast auf 31 F - Die Hauptspeise

Sonntag, Januar 24, 2016

Kaderli und das grosse Brausen II


Schon seit einigen Stunden fuhren sie ungemütlich vor sich hin.

„Meinst du, wir sind richtig?“ fragte die Signora.

„Was heisst hier richtig? Natürlich sind wir richtig! Laut Bordcomputer geht es noch 287 Kilometer!“ schnauzte Freddy zurück und konzentrierte sich wieder auf die Fahrbahn.

„Aber Kaderli hat doch gesagt, von Basel seien es gute 4 Stunden bis an den Lago. Und jetzt sind wir schon seit 9 Stunden unterwegs!“

Insgeheim kam auch ihm die Reise etwas langfädig vor. Und als er in der Ferne einen schiefen Turm erblickte, trat er ohne Vorwarnung auf die Bremse. Der Wagen kam rauchend und schlingernd auf dem Pannenstreifen zu stehen.

Heilandsagg! Das war doch DER schiefe Turm! Und der stand doch gopferdammi in Italien und nicht im Tessin!

„Scheiss Navi!“ brüllte er los, riss das Ding aus seiner Halterung und warf es im hohen Bogen über die Leitplanken. Da er, als er sich das Navigationsgerät gekauft hatte, gleichzeitig auch die Strassenkarten weggeworfen hatte, stand er nun irgendwo in der italienischen Pampas, hatte keine Ahnung wo er war und noch weniger, wo er eigentlich hinmusste.

„Ruf mal Kaderli an“ sagte er zu seiner Frau, „der Herr Präsident wird ja wohl wissen, wo wir hin müssen.“

„Hast du seine Handynummer?“

„Ich? Wieso ich? Du bist die Sekretärin hier!“

Nachdem sie alle Koffer ausgeladen und fein säuberlich auf dem Pannenstreifen aufgereiht hatten, fanden sie endlich die Reiseunterlagen und Kaderlis Telefonnummer.

„Gibst du mir mal dein Handy?“ fragte sie ihren Göttergatten.

„Warum? Du hast doch selbst eins!“

„Ja schon, aber es ist zu Hause geblieben.“

„Es ist zu Hause geblieben? Was ist denn das für eine saublöde Antwort: Es ist zu Hause geblieben!? Handys können nicht zu Hause bleiben. Handys haben keinen eigenen Willen und können nicht denken. Du wohl aber auch nicht! Vergessen hast du dieses blöde Ding! Gottseidank hast du mich dabei – hier, nimm meins!“

„Es geht nicht, der Akku ist leer“ entgegnete sie nach einer Weile und gab ihm sein Handy zurück. Wortlos steckte er es ein, startete den Motor und fuhr davon.

„Und jetzt, wohin?“ wandte er sich an seine Frau.

Die jedoch sass nicht neben ihm, sondern auf fünf Koffern auf dem Pannenstreifen der Autostrada nach Roma und hörte gar nichts.

 

Da Freddy nicht nur in Italien steckte, sondern auch Herr über Taucherflagge und Notfallkoffer war, blieben die Flossen trocken, der Pfingstausflug wurde abgebrochen.

Das angekündigte Brausen aber kam nicht vom Himmel, sondern aus Kaderlis enttäuschter Seele: Er trat noch gleichentags von all seinen Ämtern zurück.

In mondlosen Nächten sieht man ihn, mit Tischen und Stühlen schwer beladen, in den nahen Wäldern umherstreifen.

Die Tischreihe soll bereits mehrere Kilometer betragen.

Samstag, Januar 23, 2016

Kaderli und das grosse Brausen I

Nachdem sich der geneigte Leser (wohin „neigen“ sich eigentlich Leser?) in der letzten Ausgabe von meiner ausserordentlich professionellen Ausbildung überzeugen  und meine ersten Abenteuer unter Wasser mitverfolgen konnte, heisst es nun heute „back to the roots“ – zurück zu den Wurzeln! Denn, was wäre ein Taucherleben ohne Mitgliedschaft in einem Tauchclub? Richtig! Gar nichts!

Wie es sich für einen ordentlichen Verein gehört, wurde schon lange zum Voraus ein Komitee gegründet, welches den Pfingstausflug zu organisieren hatte. Fragen wie „wohin, weshalb, warum und wann?“ wurden erörtert und schon bald erhielten die Mitglieder einen akkuraten Reiseplan und den unvermeidlichen Befehl: „Besammlung um 08.00 Uhr vor dem Gemeindehaus, gemeinsame Abfahrt: 08.30 Uhr. Gez. Kaderli, Präsident“

Nachdem die geplante Abfahrt wegen fehlender Teilnehmer mehrmals verschoben werden musste, setzte sich die Karawane gegen 10.00 Uhr langsam in Bewegung. Angeführt vom Präsidenten persönlich fanden wir auch bald die Autobahneinfahrt und fuhren im Konvoi, und einer gefühlten Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern, dem Ziel unserer Träume entgegen. Bereits am späteren Nachmittag – der Chef hatte eine Reifenpanne und Kevin-Albert musste kotzen – erreichten wir den lieblichen Gasthof im Tessin.

Der Zimmerbezug verursachte einige Probleme: Das Komitee hatte nicht genügend Zimmer reserviert! Kaderli liess umgehend den ganzen Verein vor dem Hotel Aufstellung nehmen, rief zum Appell und liess die liederliche Bande sauber durchnummerieren.

Und tatsächlich: Drei Mitglieder bekannten sich schuldig, sich nicht angemeldet zu haben. Gleichzeitig aber fehlte Willi, Peter kam alleine (Frau abhandengekommen) und Gerda (Mann abhandengekommen) hatte einen Neuen dabei. Kurz bevor es zu Tätlichkeiten kam, sprach Kaderli ein Machtwort: „Willi liegt beim Neuen von Gerda, diese erhält das Einzelzimmer von Willi und die Neuen sollen doch selber schauen, wo sie hinkommen.“

Mein Einspruch, Willi sei doch gar nicht hier, verhallte ungehört. Nachdem Kaderli dessen Bettstatt umgebaut und sämtliche Schränke aus dem Zimmer entfernt hatte, fräste er einen Durchgang zwischen die Zimmer 2 und 3, vermauerte die Türe zu Zimmer 4 und schnitzte eine heilige Maria ins Dachgestühl.

Was danach geschah, kann der Apostelgeschichte entnommen werden: „Als aber der Pfingsttag gekommen war, geschah ein Brausen vom Himmel und sie wurden von dem heiligen Geist erfüllt.“ Dem Brausen aber folgte nicht der Heilige Geist sondern das obligate, unheilige Tischerücken im Restaurant.

Aus unerfindlichen Gründen fühlen sich Vereinsmitglieder nur glücklich, wenn alle an einem einzigen, langen Tisch sitzen können. Dank diesem ungeschriebenen Gesetz ergeben sich Tischreihen, die auf der Gartenterrasse beginnen, durch das Restaurant, die Küche und die Wäscherei hinunter zur Kegelbahn und hinaus zum Parkplatz führen.

Auf Grund der chaotischen Tischordnung wurden auch diesmal Familien brutal auseinander gerissen: das Kind hockte im Keller, der Vater auf dem Parkplatz und die Mutter in der Wäscherei. Die Wirtin notierte einen Kinderteller für den Keller, ein Steak für den Parkplatz und vergass die Mutter, welche anschliessend einen Wurstsalat erhielt den sie auch nicht bestellt hatte.

Der Grossvater erklärte sich sofort bereit, diesen zu übernehmen und bestellte für den Enkel noch eine Bratwurst, die dieser später heulend auf den Boden werfen sollte. „Ich will einen Pinguteller!“ schrie Bubi los, worauf die Mutter aus der Wäscherei zum Vater auf den Parkplatz eilte: „Schau du jetzt mal zu Kevin-Albert, ist ja auch dein Sohn!“

In diesem Moment betrat die Wirtin den Schauplatz: „Zum letzten Mal: Wem gehört gopferdori das Schnitzel?“ Natürlich war es wieder Grossvater der sich opferte und – nach dem Wurstsalat und dem Pinguteller – auch noch das Schnitzel ass. Als es ums Zahlen ging, artete der Abend völlig aus. Nach einem ersten Versuch beim Grossvater („ich bezahle die Bratwurst von Kevin-Albert, Freddie bezahlt meine Getränke und den Wurstsalat“) knallte die Wirtin die Rechnung auf den Tisch und zischte „selber einkassieren“.

Was Grossvater auch artig tat.

Nur Freddy fand er nicht.

(Fortsetzung am 25.01.16)

Mittwoch, Januar 20, 2016

Taxi

Eine bekannte Zeitung publizierte vor einiger Zeit eine Serie über Taxis. Fahrer aus der ganzen Welt wurden mit den immer gleichen Fragen konfrontiert. Das tönte dann so: „Wie verhalten sie sich im Stau?“ „Ich warte und denke über Jesus nach.“ Oder man las erstaunt die Antwort auf die Frage „Was würden sie tun, wenn Sie viel Geld hätten?“ „Ich würde Leuten helfen, die weniger haben als ich.“ Beschämt las ich weiter: „Wann haben sie das letzte Mal Ferien gemacht?“ „Noch nie, und ich werde wohl auch nie welche haben.“ „Womit verwöhnen Sie sich?“ „Ich höre gerne die Bibelsendungen im Radio.“ Ich gestehe, ich las diese Geschichten wirklich gerne. Denn ich habe schon immer gerne Märchen gehört und gelesen.
Nach dieser Einleitung werden sie wohl ahnen, dass ich eine etwas andere Sicht der Dinge habe. Meine Erfahrungen mit Taxis kann ich in einem kurzen Merksatz zusammenfassen: Taxifahrer sind nichts anderes als staatlich lizenzierte Wegelagerer.

Basel, Oktober 2015, Arztpraxis nähe Centralbahnplatz: Die Patientin muss dringend ins Unispital Basel, die Praxisassistentin will ein Taxi bestellen. Laut Zentrale sind jedoch alle Wagen besetzt. Ein Blick aus dem Fenster zeigt, dass beim Bahnhof Basel jede Menge Wagen warten. Es ist jedoch offenbar rentabler, die zum Tennisturnier erwarteten Gäste zur St.Jakobshalle zu fahren.

Einige Monate früher. Basel, Nähe Neuweilerplatz: Wir haben den letzten Zug verpasst und bestellen ein Taxi.
“Grüezi, bitte fahren sie uns nach Sissach.”
“Hä?”
“Ja genau. Nach Sissach”
“Wo wolle?”
“Nach Sissach. Zum Bahnhof.”
“Bahnhof?”
“Ja. Bahnhof Sissach.”
“Hä?”
"Fahren Sie einfach los.”

Das Taxi fährt los und bringt uns zum Bahnhof SBB in Basel.
“Wir müssen zum Bahnhof Sissach!”
“Hier Bahnhof.”

Da jede weitere Kommunikation sinnlos erschien, lenkte ich den Fahrer Richtung Autobahn und wies ihn an, bis zur Ausfahrt Sissach weiterzufahren. Nachdem er bereits in Muttenz die Autobahn wieder verlassen wollte, griff ich ihm ins Lenkrad, wiederholte mehrere Male das Wort “Sissach” und verfiel in einen frühkindlichen anatolischen Dialekt.
“Dü jetzt Auto brümmbrümm geradeaus bis sage stopp, aber sübito!”
Knapp konnte ich ihn daran hindern die Ausfahrten Liestal und Arisdorf zu nehmen. Der Tunnel schien ihn zu ängstigen, nachdem er vorher locker mit 140 kmh gefahren war, schlich er mit knappen 60 kmh durch’s Loch. Anschliessend beschleunigte er auf 150 kmh, im letzten Moment erwischte er die Ausfahrt Sissach. Den ersten Kreisel umfuhr er gleich zweimal, beim zweiten nahm er die erste Ausfahrt und kam kurz vor der Autobahnpolizei zu stehen. Dies erschreckte ihn währschaft. Die Netzenkurve wurde uns beinahe zum Verhängnis, den Sonnenrank schafften wir mit Müh’ und Not. Am Bahnhof fuhr er vorbei.

Solche Taxifahrer brauchen wir nicht, solche Fahrer benötigen weder Gewerkschaft noch einen Gesamtarbeitsvertrag. Solche Fahrer gehören ins Pfefferland. Dorthin bin ich zurzeit unterwegs. Sie hören von mir!