Wie
es sich für einen ordentlichen Verein gehört, wurde schon lange zum Voraus ein
Komitee gegründet, welches den Pfingstausflug zu organisieren hatte. Fragen wie
„wohin, weshalb, warum und wann?“ wurden erörtert und schon bald erhielten die
Mitglieder einen akkuraten Reiseplan und den unvermeidlichen Befehl:
„Besammlung um 08.00 Uhr vor dem Gemeindehaus, gemeinsame Abfahrt: 08.30 Uhr.
Gez. Kaderli, Präsident“
Nachdem
die geplante Abfahrt wegen fehlender Teilnehmer mehrmals verschoben werden
musste, setzte sich die Karawane gegen 10.00 Uhr langsam in Bewegung. Angeführt
vom Präsidenten persönlich fanden wir auch bald die Autobahneinfahrt und fuhren
im Konvoi, und einer gefühlten Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern,
dem Ziel unserer Träume entgegen. Bereits am späteren Nachmittag – der Chef
hatte eine Reifenpanne und Kevin-Albert musste kotzen – erreichten wir den lieblichen
Gasthof im Tessin.
Der
Zimmerbezug verursachte einige Probleme: Das Komitee hatte nicht genügend Zimmer
reserviert! Kaderli liess umgehend den ganzen Verein vor dem Hotel Aufstellung
nehmen, rief zum Appell und liess die liederliche Bande sauber durchnummerieren.
Und
tatsächlich: Drei Mitglieder bekannten sich schuldig, sich nicht angemeldet zu
haben. Gleichzeitig aber fehlte Willi, Peter kam alleine (Frau abhandengekommen)
und Gerda (Mann abhandengekommen) hatte einen Neuen dabei. Kurz bevor es zu
Tätlichkeiten kam, sprach Kaderli ein Machtwort: „Willi liegt beim Neuen von
Gerda, diese erhält das Einzelzimmer von Willi und die Neuen sollen doch selber
schauen, wo sie hinkommen.“
Mein
Einspruch, Willi sei doch gar nicht hier, verhallte ungehört. Nachdem Kaderli
dessen Bettstatt umgebaut und sämtliche Schränke aus dem Zimmer entfernt hatte,
fräste er einen Durchgang zwischen die Zimmer 2 und 3, vermauerte die Türe zu
Zimmer 4 und schnitzte eine heilige Maria ins Dachgestühl.
Was
danach geschah, kann der Apostelgeschichte entnommen werden: „Als aber der
Pfingsttag gekommen war, geschah ein Brausen vom Himmel und sie wurden von dem
heiligen Geist erfüllt.“ Dem Brausen aber folgte nicht der Heilige Geist
sondern das obligate, unheilige Tischerücken im
Restaurant.
Aus unerfindlichen Gründen fühlen sich
Vereinsmitglieder nur glücklich, wenn alle an einem einzigen, langen Tisch
sitzen können. Dank diesem ungeschriebenen Gesetz ergeben sich Tischreihen, die
auf der Gartenterrasse beginnen, durch das Restaurant, die Küche und die Wäscherei
hinunter zur Kegelbahn und hinaus zum Parkplatz führen.
Auf Grund der chaotischen Tischordnung wurden auch
diesmal Familien brutal auseinander gerissen: das Kind hockte im Keller, der
Vater auf dem Parkplatz und die Mutter in der Wäscherei. Die Wirtin notierte
einen Kinderteller für den Keller, ein Steak für den Parkplatz und vergass die
Mutter, welche anschliessend einen Wurstsalat erhielt den sie auch nicht
bestellt hatte.
Der Grossvater erklärte sich sofort bereit, diesen zu
übernehmen und bestellte für den Enkel noch eine Bratwurst, die dieser später
heulend auf den Boden werfen sollte. „Ich will einen Pinguteller!“ schrie Bubi
los, worauf die Mutter aus der Wäscherei zum Vater auf den Parkplatz eilte:
„Schau du jetzt mal zu Kevin-Albert, ist ja auch dein Sohn!“
In diesem Moment betrat die Wirtin den Schauplatz:
„Zum letzten Mal: Wem gehört gopferdori das
Schnitzel?“ Natürlich war es wieder Grossvater der sich opferte und – nach dem
Wurstsalat und dem Pinguteller – auch noch das Schnitzel ass. Als es ums Zahlen
ging, artete der Abend völlig aus. Nach einem ersten Versuch beim Grossvater
(„ich bezahle die Bratwurst von Kevin-Albert, Freddie bezahlt meine Getränke
und den Wurstsalat“) knallte die Wirtin die Rechnung auf den Tisch und zischte
„selber einkassieren“.
Was Grossvater auch artig tat.
Nur Freddy fand er nicht.
(Fortsetzung am 25.01.16)
(Fortsetzung am 25.01.16)
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