Für viele Jahre war Lufthansa
meine bevorzugte Fluggesellschaft, dank ihrer Mitgliedschaft bei der „Star
Alliance“ stand mir ein weltweites Streckennetz zur Verfügung. Weder verfügt
Lufthansa über breitere Sitze noch wird besseres Essen serviert, die
Höflichkeit verbietet es mir, über den Charme deutscher Flugbegleiterinnen zu
sprechen. Nein, der ausschlaggebende Punkt war – neben dem Streckennetz – die
Pünktlichkeit und die Verlässlichkeit. Nach schlechten Erfahrungen im mittleren
Osten („Weh mir, Emir“) und den jahrelangen Streiks bei Air France, buchte ich
deshalb meinen Flug nach Orlando/Florida wiederum bei Lufthansa. Und dies,
obwohl kürzlich die Piloten gestreikt hatten. Da man sich jedoch mehr oder
weniger gütlich geeinigt hatte, glaubte ich an eine problemlose Reise.
Aber ich
hätte es besser wissen müssen, Denn, Glaube an sich macht im besten Fall selig
und sonst gar nichts. Der Flug in die USA verlief unauffällig, der Messebesuch
ebenfalls. Und so erhielt ich 24 Stunden vor dem Rückflug die beruhigende
Nachricht, dass der Flug pünktlich abfliegen würde, das Check-in bereits
geöffnet sei. Meine Hoffnung auf eine pünktliche Rückreise wurde jedoch einige
Stunden später durch eine neue Message zerstört. Der Flug sei aufgrund eines
Streiks des Kabinenpersonals gestrichen worden. Man solle sich – so weiter im
Text – bei einer der folgenden Nummern melden. Die netten Mitarbeiter würden
sich dann unverzüglich und kulant um unsere Rückreise kümmern. Leider hatte ich
keine Gelegenheit, irgendeinen netten Mitarbeiter kennenzulernen. Dank der
Geiselnahme von zehntausenden Reisenden durch grössenwahnsinnige und
weltfremde, Gewerkschafter waren die Hotlines nicht erreichbar. Ich habe als
Unternehmer jahrelang und problemlos mit Gewerkschaften zusammen gearbeitet.
Ich habe deren Anliegen auch gegenüber andern Kollegen vertreten, ich glaubte
an deren Notwendigkeit. Damit ist es nun allerdings vorbei. Was sich die
beamteten Gewerkschafter und ihre tumben Gefolgsleute geleistet haben
unterstützt mich im Glauben an die Aussagen von Michael O’Leary, dem
umtriebigen Chef von Ryanair. Fluggesellschaften die sich derart von
Gewerkschaften abhängig machen, haben keine Chancen auf eine Zukunft. Genauso
schuldig am Untergang wird jedoch auch die Führungsriege sein. Ihr kollektives
Versagen war derart beschämend, dass man es fast nicht für möglich hält.
Mich beschleicht das ungute
Gefühl, dass man die Krise nach Kohl’schem Vorbild aussitzen wollte und auf ein
Eingreifen der Politik wartete. Frau Merkel jedoch hatte zu dieser Zeit ganz
andere Probleme, machte die Raute und schwieg.
Die Textmitteilungen folgten
nun im Stundentakt. Einmal versprach man mir, dass der Flug am folgenden Tag
durchgeführt würde um auch dies zu widerrufen. Man bot mir (es war
Sonntagmittag) für Mittwoch einen Flug von Chicago nach London an, ohne mir
allerdings mitzuteilen, wie ich denn von Orlando nach Chicago kommen würde. Ob
man eine Wandergruppe plante? In drei Tagen würden wir es zu Fuss kaum bis nach
Chicago schaffen!
Robi, ein Bekannter aus
Zürich hatte die rettende Idee. Er buchte für uns einen Rückflug mit der
Lufthansa-Tochter Swiss ab Miami. Da ein einfaches Ticket Miami – Zürich teurer
war als ein Retourflug, buchten wir denn nicht benötigten Flug Zürich – Miami
gleich mit. Wir bestellten einen Mietwagen, erreichten zeitig den Flughafen,
konnten zügig einchecken. Am benachbarten Lufthansa-Schalter harrten derweil
hunderte von Reisenden, darunter auch Familien mit Kindern, auf eine
Rückflugmöglichkeit. Ich gehe davon aus, dass einige davon in der Zwischenzeit
verhungert sind.
Im nächsten Post: Der Gast auf 31 F - Die Hauptspeise
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