Schon
seit einigen Stunden fuhren sie ungemütlich vor sich hin.
„Meinst
du, wir sind richtig?“ fragte die Signora.
„Was
heisst hier richtig? Natürlich sind wir richtig! Laut Bordcomputer geht es noch
287 Kilometer!“ schnauzte Freddy zurück und konzentrierte sich wieder auf die
Fahrbahn.
„Aber
Kaderli hat doch gesagt, von Basel seien es gute 4 Stunden bis an den Lago. Und
jetzt sind wir schon seit 9 Stunden unterwegs!“
Insgeheim
kam auch ihm die Reise etwas langfädig vor. Und als er in der Ferne einen
schiefen Turm erblickte, trat er ohne Vorwarnung auf die Bremse. Der Wagen kam
rauchend und schlingernd auf dem Pannenstreifen zu stehen.
Heilandsagg! Das war doch
DER schiefe Turm! Und der stand doch gopferdammi
in Italien und nicht im Tessin!
„Scheiss
Navi!“ brüllte er los, riss das Ding aus seiner Halterung und warf es im hohen
Bogen über die Leitplanken. Da er, als er sich das Navigationsgerät gekauft
hatte, gleichzeitig auch die Strassenkarten weggeworfen hatte, stand er nun irgendwo
in der italienischen Pampas, hatte keine Ahnung wo er war und noch weniger, wo
er eigentlich hinmusste.
„Ruf
mal Kaderli an“ sagte er zu seiner Frau, „der Herr Präsident wird ja wohl
wissen, wo wir hin müssen.“
„Hast
du seine Handynummer?“
„Ich?
Wieso ich? Du bist die Sekretärin hier!“
Nachdem
sie alle Koffer ausgeladen und fein säuberlich auf dem Pannenstreifen
aufgereiht hatten, fanden sie endlich die Reiseunterlagen und Kaderlis Telefonnummer.
„Gibst
du mir mal dein Handy?“ fragte sie ihren Göttergatten.
„Warum?
Du hast doch selbst eins!“
„Ja
schon, aber es ist zu Hause geblieben.“
„Es
ist zu Hause geblieben? Was ist denn das für eine saublöde Antwort: Es ist zu
Hause geblieben!? Handys können nicht zu Hause bleiben. Handys haben keinen
eigenen Willen und können nicht denken. Du wohl aber auch nicht! Vergessen hast
du dieses blöde Ding! Gottseidank hast du mich dabei – hier, nimm meins!“
„Es
geht nicht, der Akku ist leer“ entgegnete sie nach einer Weile und gab ihm sein
Handy zurück. Wortlos steckte er es ein, startete den Motor und fuhr davon.
„Und
jetzt, wohin?“ wandte er sich an seine Frau.
Die
jedoch sass nicht neben ihm, sondern auf fünf Koffern auf dem Pannenstreifen
der Autostrada nach Roma und hörte gar nichts.
Da
Freddy nicht nur in Italien steckte, sondern auch Herr über Taucherflagge und Notfallkoffer
war, blieben die Flossen trocken, der Pfingstausflug wurde abgebrochen.
Das angekündigte Brausen aber kam nicht vom Himmel, sondern
aus Kaderlis enttäuschter Seele: Er trat noch gleichentags von all seinen Ämtern
zurück.
In mondlosen Nächten sieht man ihn, mit Tischen und
Stühlen schwer beladen, in den nahen Wäldern umherstreifen.
Die Tischreihe soll bereits mehrere Kilometer
betragen.
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