Willkommen auf der Insel Ua Pou! Steile Berge, grüner
Dschungel, weisse Strände, blaues Meer, die gelben Blüten des Ylang-Ylang, die
roten Blumen des Ginger: Alle Farben des Regenbogens findet man hier dicht gedrängt
auf engstem Raum. Apropos Regenbogen: Von denen gibt es hier jede Menge zu
sehen. Und als sich gerade wieder ein prächtiger Bogen über den Hügeln bildet,
doziert Frau Schmitz aus Berlin, wir würden uns hier und jetzt auf einer Insel hinter dem Regenbogen befinden. Nein, entgegnet
Jean-Louis aus Paris, Ua Pou liegt vor
dem Regenbogen. Als sich dann auch noch ein Verschwörungstheoretiker meldet und
behauptet, dies stimme alles nicht, die Welt sei immer noch eine Scheibe und
überhaupt, die Regenbögen würden vom amerikanischen Geheimdienst manipuliert,
erbarmt sich der Himmel und beendet die Diskussion mit einem äusserst heftigen
Platzregen.
Ich beobachte vom Schiff aus, wie die Fracht entladen wird.
Hühnerbeine, Instantkaffee, Frühstücksflocken, Bier und Softdrinks werden an
Land gebracht. Zurück kommen tropische Früchte und Säcke voller Kopra,
getrocknetem Kokosnussfleisch. Am kleinen Pier stehen unzählige Pickups, einige
davon scheinen brandneu zu sein. Wie viele Kokosnüsse müssen wohl gegen einen
Pickup getauscht werden? Zehntausend? Hunderttausend? Nein! Keine einzige! Die
Marqusas-Inseln sind französisches Territorium, die Bewohner profitieren von
Subventionen aus Paris. Wenn es nun einem Marquesaner nach einem Pickup
gelüstet, gründet er flugs eine eigene Firma. Sein klappriges Fischerboot dient
als Eigenkapital und da die Firma in einer Entfernung von etwa 500 Metern zum
Hafenliegt, benötigt man zum Transport der Fische einen Pickup. Das berechtigt
den Fischer zu happigen Subventionen, das Firmenauto kostet noch einen
Bruchteil des Katalogpreises. Da die einzelnen Inseln kaum über mehr als 10 km Strassen
verfügen, haben die Autos nach 5 Jahren höchstens 10‘000 km auf dem Tacho.
Jetzt werden sie in Tahiti, der Hauptstadt Französisch Polynesiens wieder verkauft.
Und zwar zu einem Preis der immer noch um Einiges höher ist, als der
ursprüngliche, subventionierte Kaufpreis. Vom Erlös kauft man sich wieder einen
Neuen, dazu vielleicht noch einen Kühlschrank, einen Laptop und ein paar Kisten
Bier.
Genau ein solches Bier genehmige ich mir jetzt, warte einmal
mehr auf den perfekten Sonnenuntergang und freue mich auf die Insel Fatu Hiva.
Dort werde ich wieder auf Spurensuche gehen. Diesmal auf die Suche nach den
Fussabdrücken von Thor Heyderdahl.
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