Sonntag, Mai 10, 2015

Auf der Suche nach Gauguin - Ua Pou

Ua Pou

Willkommen auf der Insel Ua Pou! Steile Berge, grüner Dschungel, weisse Strände, blaues Meer, die gelben Blüten des Ylang-Ylang, die roten Blumen des Ginger: Alle Farben des Regenbogens findet man hier dicht gedrängt auf engstem Raum. Apropos Regenbogen: Von denen gibt es hier jede Menge zu sehen. Und als sich gerade wieder ein prächtiger Bogen über den Hügeln bildet, doziert Frau Schmitz aus Berlin, wir würden uns hier und jetzt auf einer Insel hinter dem Regenbogen befinden. Nein, entgegnet Jean-Louis aus Paris, Ua Pou liegt vor dem Regenbogen. Als sich dann auch noch ein Verschwörungstheoretiker meldet und behauptet, dies stimme alles nicht, die Welt sei immer noch eine Scheibe und überhaupt, die Regenbögen würden vom amerikanischen Geheimdienst manipuliert, erbarmt sich der Himmel und beendet die Diskussion mit einem äusserst heftigen Platzregen.

Ich beobachte vom Schiff aus, wie die Fracht entladen wird. Hühnerbeine, Instantkaffee, Frühstücksflocken, Bier und Softdrinks werden an Land gebracht. Zurück kommen tropische Früchte und Säcke voller Kopra, getrocknetem Kokosnussfleisch. Am kleinen Pier stehen unzählige Pickups, einige davon scheinen brandneu zu sein. Wie viele Kokosnüsse müssen wohl gegen einen Pickup getauscht werden? Zehntausend? Hunderttausend? Nein! Keine einzige! Die Marqusas-Inseln sind französisches Territorium, die Bewohner profitieren von Subventionen aus Paris. Wenn es nun einem Marquesaner nach einem Pickup gelüstet, gründet er flugs eine eigene Firma. Sein klappriges Fischerboot dient als Eigenkapital und da die Firma in einer Entfernung von etwa 500 Metern zum Hafenliegt, benötigt man zum Transport der Fische einen Pickup. Das berechtigt den Fischer zu happigen Subventionen, das Firmenauto kostet noch einen Bruchteil des Katalogpreises. Da die einzelnen Inseln kaum über mehr als 10 km Strassen verfügen, haben die Autos nach 5 Jahren höchstens 10‘000 km auf dem Tacho. Jetzt werden sie in Tahiti, der Hauptstadt Französisch Polynesiens wieder verkauft. Und zwar zu einem Preis der immer noch um Einiges höher ist, als der ursprüngliche, subventionierte Kaufpreis. Vom Erlös kauft man sich wieder einen Neuen, dazu vielleicht noch einen Kühlschrank, einen Laptop und ein paar Kisten Bier.

Genau ein solches Bier genehmige ich mir jetzt, warte einmal mehr auf den perfekten Sonnenuntergang und freue mich auf die Insel Fatu Hiva. Dort werde ich wieder auf Spurensuche gehen. Diesmal auf die Suche nach den Fussabdrücken von Thor Heyderdahl.

 

 

 

 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.