Montag, Mai 11, 2015

Auf der Suche nach Gauguin - Fatu Hiva

Fatu Hiva

Fatu Hiva ist die Insel der Superlativen: die Südlichste, die Insel mit den meisten Niederschlägen, die Üppigste, die Abgeschiedenste, die Authentischste. Ganz im Süden der Marquesas-Insel gelegen, besteht dieses Eiland aus zwei verschachtelten Vulkanen und Dutzenden von Buchten. Darunter befindet sich auch die Jungfrauenbucht, eine der wohl schönsten Flecken dieser Welt. Da ich beim Beschreiben von Landschaften einen deutlichen Hang zum Kitsch habe, versuche ich die Chose rezeptartig in den Griff zu bekommen: „Man nehme ein norwegisches Fjord, heize das Ganze auf 28 Grad auf und lasse rundherum Palmen und exotische Blumen fallen. Anschliessend setze man ein paar Hundert Pferde aus, stelle links und rechts riesige, phallusartige Felssäulen auf und fertig ist die Bucht der Jungfrauen.“

Ursprünglich hiess sie übrigens Bucht der Penisse. Dies passte den bigotten Missionaren natürlich nicht, sie änderten kurzerhand den Namen. Was diese Gesundbeter hier auf den Marquesas sonst noch angerichtet haben, geht auf keine Kuhhaut. Sie haben den Ureinwohnern so ziemlich alles genommen was deren Kultur repräsentierte. Ihre alten Götter wurden per Dekret abgeschafft und durch einen Neuen ersetzt. Kultstätten wurden zerstört, Tätowierungen verboten. Die alten Lieder durften nicht mehr gesungen werden, Choräle mussten her. Die freie Liebe wurde verboten, man durfte nicht mehr nackt durch die Wälder tanzen, Hemd und Hose, Jupe und Bluse mussten her. Bevor ich jetzt wieder in einen gottlosen Schreibrausch verfalle und sehr, sehr wütend werde, beende ich dieses Thema und empfehle Ihnen den Kauf meines Buches „Ikefang und Gutgenug – Geschichten aus der Südsee“, erschienen bei BOD.

Auch auf Fatu Hiva, wie auf allen andern Inseln in den Marquesas, gibt es Petroglyphen zu sehen, in Stein gehauene Abbildungen von Tieren, Symbolen und kleinen grünen Männchen. Grün deshalb, weil sie von Flechten überzogen sind. So wie die Petroglyphen waren auch die Tikis, steinerne Zeugnisse früherer Häuptlinge, immer wieder gut zur Begründung wilder Fantasien. Und deshalb war natürlich auch unser aller Erich von Däniken hier und hat erfolglos nach seinen UFO-Göttern gesucht. Auch der Norweger Thor Heyderdahl lebte über ein Jahr auf Fatu Hiva. Er war in den 50er-Jahren auf einem selbst gebastelten Floss, der Kontiki, von Peru nach Polynesien geblasen worden. Seine Reise hätte beweisen sollen, dass die Polynesier ursprünglich aus Südamerika stammten. Mit diesen Theorien – sie wurden inzwischen wissenschaftlich widerlegt – hat er sich auf der Insel ziemlich unbeliebt gemacht. Derart unbeliebt, dass er aus der Jungfrauenbucht vertrieben wurde.

 P.S. Auch heute wieder kein vollständig sichtbarer Sonnenuntergang. Vielleicht morgen.

 

 

 

 

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