Montag, Mai 18, 2015

Auf der Suche nach Gauguin - Hiva Oa - Ueber die Kunst

Während sich Jean-Louis, der arme, reiche Fischer und Urenkel des Dorfbäckers immer noch über seinen Urgrossvater ärgert, lustwandle ich im Gauguin-Museum von Atuona. Dort hängen mehr Bilder des Malers als anderswo auf der Welt. Leider aber keine Originale. Die müssen Sie sich schon in Basel ansehen.

Ich gebe es gerne zu, so etwas wie Kunstverständnis habe ich nicht. Deshalb werde ich auch kein Wort über Gauguins Werk verlieren. Nur vielleicht dies: Die Frauen in Polynesien sind in Wirklichkeit deutlich schöner, als er sie gemalt hat. Vielleicht war sein Blick durch die Syphilis doch schon ziemlich getrübt. Zu Gauguins Palmenhainen meinte meine Tante Martha schon vor Jahren, dass so eine wackere Blautanne mindestens so schön sei. Und Jahreszeiten habe es „dort unten“ ja auch keine.
„Aber diese Farben!“ entgegnete ich. „Nur Gauguin konnte die Farben der Südsee so gekonnt interpretieren!“
„Quatsch, mein Neffe Kevin, kann das auch. Und zwar ganz ohne Pinsel. Mit seinen Fingerfarben hat er ein prächtiges Bild mit Geranien gemalt.“
Aber eben, auch Tante Martha hatte kein Kunstverständnis.

Gleich hinter dem Gauguin-Museum befindet sich eine weitere Memorabilien-Ausstellung. Denn auch ein anderer berühmter Künstler hatte sich in Atuona ein Häuschen gebaut. Jacques Brel, belgischer Chansonnier hatte sich 1976 auf der Insel angesiedelt. Im Gegensatz zu seinem Malerkollegen war er jedoch äusserst beliebt. Mit seinem Flugzeug, einer zweimotorigen Twin Bonanza flog er Kranke nach Tahiti und machte sich auf den Inseln nützlich, etwa indem er die Post transportierte.

 
In der Abgeschiedenheit der Marquesas fand Brel noch einmal die Inspiration für neue Chansons, die um seinen Rückzugsort kreisten, aber auch immer wieder um den nahenden Tod. Und hier soll er auch das Lied „Une Île“ geschrieben haben:

„Voici qu’une île est en partance
Et qui sommeillait en nos yeux
Depuis les portes de l’enfance“

 
„Eine Insel die die Anker lichtet
Und die seit den Pforten der Kindheit
In unseren Augen schlummerte“

1978 kehrte er zu einer Tumorbehandlung nach Frankreich zurück wo er am 9. Oktober starb. Seine Leiche wurde nach Hiva Oa überführt und unweit vom Grab Gauguins beigesetzt. Im Gegensatz zu Gauguin liegt er aber wirklich dort. Ganz real und nicht nur virtuell.
Während ich das Museum verlasse, ertönt ein letztes Lied von Jacques Brel.

„Ne me quitte pas
Il faut oublier
Tout peut s’oublier
Qui s’enfuit déjà“

„Geh nicht fort von mir
und was war vergiss
wenn du kannst vergiss
die Vergangenheit“

Leider muss ich trotzdem gehen, mein lieber Jacques. Bis zum nächsten Mal……..

 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.