Samstag, September 30, 2017

Autsch!

Kurz vor dem Abflug: Eine meiner Talgdrüsen ist wieder einmal ausgeflippt. Ab zum Arzt, betäuben, Messer wetzen, aufschneiden ... der Bembel explodiert ... Praxis versaut ... desinfizieren ... Antibiotika ... Schmerzmittel ... Flasche Rotwein ... und ab gehts ...

Papua-Neuguinea (2) Ouvertüre

Wir sind leidenschaftliche Reisende. Und kennen die zu erwartenden Leiden: Die Leiden der Fliegerei. Wer wissen möchte, was man dagegen tun kann, kauft sich mein neustes Buch: IMMER WIEDER FERNWEH - Logbuch eines Inselsammlers. (ISBN 978-3-7448-5647-8 Verlag BoD)
Es ist Samstag, der 30. September 2017. Korean Airlines soll uns von Zürich via Seoul nach Palau fliegen.
Ich hätte eine andere Gesellschaft gewählt. Nicht nur, weil Seoul unweit der Grenze zu Nordkorea liegt ... Aber wir sind, wie erwähnt, mit einer Gruppe unterwegs. Die Gruppenreise wird von KUONI organisiert, an den Plänen gibt's nichts zu rütteln.

Da ich während unserer Schiffsreise auch tauchen werde, habe ich bereits frühzeitig das Zusatzgepäck angemeldet. Ich weiss bis heute nicht, ob es wirklich klappen wird, oder ob ich bereits vor der Abreise die Kreditlimite meiner Kreditkarten anritzen muss. Wenn Sie mir wohl gesonnen sind, wünschen Sie mir Glück. Sonst lassen Sie's einfach sein.



Montag, September 25, 2017

Papua-Neuguinea (1) Prolog


Die Reise scheint wie geschaffen für uns: Mikronesien, Papua-Neuguinea, die Salomonen Inseln, Australien. Eine ganze Menge Neuzugänge in meiner Inselsammlung! Aber es erwartet uns noch eine weitere Premiere: Eine Gruppenreise steht an. Und auch dies noch: Wir werden das erste Mal in unserm Leben auf Kreuzfahrt gehen. Nicht auf einem dieser Riesendampfer mit Hunderten oder gar Tausenden von Mitreisenden. Das Schiff ist mit einer Länge von hundert Metern und 60 Kabinen ein wahrer Winzling unter den Kreuzfahrtschiffen. Ob es wirklich so luxuriös sein wird, wie es der Preis vermuten lässt: Ich werde es Sie wissen lassen. Seien Sie dabei auf unserer Reise, folgen Sie diesem Blog. Es erwarten Sie Fotos, Geschichten und Erzählungen. Ein Logbuch voller Fernweh!
Nächsten Samstag (30.09.17) geht's los - bis dann!









Dienstag, September 19, 2017

Ich schreibe, also bin ich

ISBN 978-3-7448-5647-8 Verlag BoD


«Lieber Monsieur Descartes, verzeihen Sie mir bitte meinen lockeren Umgang mit der Sprache. Der von Ihnen geprägte Grundsatz heisst natürlich: ‘Ich denke, also bin ich’. Ich bezweifle sogar, dass meine Überschrift wirklich zur Geschichte passt. Ich schreibe zwar tatsächlich, denke jedoch nicht, dass ich dieser Tatsache mein Dasein verdanke.»
Vielleicht sollte mein derzeitiges Lebensmotto eher heissen: «Ich korrigiere, also bin ich.» Oder, da auch meine Frau mitarbeitet: «Wir korrigieren, also sind wir.»

Ein allerletztes Mal überprüfen wir die Texte meines neuen Buches: 296 Seiten, 390'620 Zeichen, 57'749 Wörter. Zum Vergleich: Diese Kolumne beinhaltet 2'845 Zeichen und 424 Wörter. Und dies in einer Sprache, zu welcher Mark Twain einst anmerkte: «Es gibt ganz gewiss keine andere Sprache, die so unordentlich und systemlos daherkommt und dermassen jedem Zugriff entschlüpft. Aufs Hilfloseste wird man in ihr hin und her geschwemmt, und wenn man glaubt, man habe endlich eine Regel zu fassen bekommen, blättert man um und liest: ‘Der Lernende merke sich die folgenden Ausnahmen’ …»
Aber nicht nur die Sprache, auch die Technik birgt üble Überraschungen: So hat sich mein Korrekturprogramm neulich geweigert, das Manuskript in deutscher Sprache zu überprüfen. Es hatte beschlossen, für einmal den armenischen Wortschatz zu verwenden und somit 57’749 Fehler angezeigt. Hatte nicht Erasmus von Rotterdam behauptet, der Umgang mit Büchern führe zum Wahnsinn?
Ein anderes Mal verabschiedete sich der Computer scheinbar endgültig aus seinem digitalen Leben. Die Bedienungsanleitung empfahl mir einen Neustart. Dazu sollte man eine Büroklammer in eine Öse an der Rückseite stecken. Doch entweder war die Öse zu klein oder die Klammer zu gross. Ich entschied mich für eine Nähnadel aus den Beständen meiner Frau. Und es funktionierte! Die Anweisungen allerdings verstand ich nicht: Ich nehme an, dass es koreanisch war. Erst ein neuerlicher chirurgischer Eingriff mit der Nadel half weiter.
Während der Korrekturarbeiten kam es prompt zu Albträumen. Auf Seite 76 fehlte ein Einzug, zwei Seiten weiter frassen Himbären rote Braunbeeren, und auf Seite 136 fand ich das mir völlig unbekannte Wort «zutergeltern». Etwas später in der Nacht waren alle Kommas aus dem Text verschwunden. An ihrer Stelle befanden sich jetzt lustige Kringel. «Schreiben ist geschäftiger Müssiggang», befand Goethe. Mag sein, aber Goethe schrieb noch von Hand.

 
Eines Tages fand meine Frau heraus, dass ich mit einem vorsintflutlichen Korrekturprogramm aus dem letzten Jahrhundert arbeitete, sie hingegen mit dem aktuellsten Duden. Da sie zudem feststellte, dass meine Korrekturen weitere Fehler erzeugten, die zu neuen Korrekturen und weiteren Fehlern führten, beschloss ich, nochmals Mark Twain zu Rate zu ziehen:

«Schreiben ist doch so leicht! Du musst nur die falschen Wörter weglassen!»
Danke Herr Twain.
 

Montag, September 18, 2017

Dein Name sei Otto (3)



ISBN 978-3-7448-5647-8 Verlag BoD
Jetzt auch als E-Book erhältlich!
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Aus dem Logbuch eines Inselsammlers
U, Pohnpei

Missgunst in U

Als Bob vor vierzig Jahren die Insel Pohnpei betrat, verliebte er sich und beschloss zu bleiben. Im Laufe der Jahre erbaute er das prachtvolle Hotel, es wurde zum Treffpunkt von Touristen, Staatsmännern, Königen, es war das einzige wirkliche Hotel der ganzen Insel, des ganzen Staates. Vielen Menschen gab es Arbeit und ein bescheidenes Einkommen, man lebte glücklich und zufrieden.

Das Hotel liegt auf dem Boden der Gemeinde U, letztes Jahr musste der Baurechtsvertrag mit den Grundeigentümern, insgesamt sieben Familienclans, erneuert werden. Man verhandelte, doch die Vorstellungen der Vermieter waren derart unrealistisch, dass Bob aufgeben musste.
Vor zwölf Monaten wurde das Hotel geschlossen, das Inventar zum Kauf angeboten. Alle kamen sie, um sich für wenig bis gar kein Geld mit allerhand Nützlichem, Unnützem und Memorabilien einzudecken. Der Erlös sollte Bobs Enkelkindern zugutekommen.

Die Familien aus U fanden dies ungerecht. Nach ihrer Sicht der Dinge gehörte das Geld aus dem Verkauf nicht Bob, sondern ihnen. Sie nahmen sich einen besonders gerissenen Rechtsanwalt. Dieser bestach einen Richter, erwirkte umgehend eine vorsorgliche Verfügung und liess das wenige Geld beschlagnahmen.
Bob weinte bitterlich und verliess die Insel. Die U’s hingegen freuten sich und tanzten schon mal ein Tänzchen.

Es gibt jetzt kein Hotel mehr auf der Insel. Deshalb kommen auch keine Touristen, Staatsmänner und Könige mehr. Tatsächlich kommt absolut niemand mehr. Und natürlich gibt es auch keine Arbeit und kein bescheidenes Einkommen mehr für die Menschen in U.
Denn leider genügte das richterlich beschlagnahmte Geld nicht zur Bezahlung des Rechtsanwalts. Und deshalb gehört das ehemalige Hotel nun einem besonders gerissenen Rechtsanwalt.

Sonntag, September 17, 2017

Dein Name sei Otto (2)

Aus dem Logbuch eines Inselsammlers
U, Pohnpei

Wie Chief Otto zu seinem Namen kam

Bevor ich die Familienchronik weitererzähle, möchten Sie vielleicht noch wissen, wieso ein Insulaner eigentlich den Familiennamen Otto trägt. Sicher werden Sie es ahnen: Es sind die letzten Erinnerungen an die deutschen Südseekolonien.
Nachdem Deutschland 1899 diese Kolonien günstig von den Spaniern erwerben konnte, tat man zuerst das, was man am besten konnte: Man reorganisierte die Inseln ruckzuck-zackzack. Und da die Einheimischen bis dahin keinerlei Nachnamen hatten, wurde ihnen als Erstes ein christlich-germanischer Familienname verpasst. Auch wenn es keine schriftlichen Unterlagen über das System der Namensgebung gibt, kann ich mir die ganze Chose folgendermassen vorstellen.
 
Eines schönen Morgens, noch waren die Palmen von sanftem Tau überzogen,blies der kaiserliche Trompeter zum Antrittsverlesen. Es wurde der Grösse nach in Einerreihe eingestanden. An einem kleinen zusammenlegbaren Tischchen sass der Amtsschreiber und tat seine Pflicht. Zu seiner Linken stand ein Edler Wilder und wedelte anmutig mit einem Palmblatt. Zu seiner Rechten hielt Schütze Schmitz den Vorderlader im Anschlag.
Da man den Einheimischen keine allzu komplizierten Namen zutraute, einigte man sich auf eine Auswahl einfacher, möglichst einsilbiger und einprägsamer Namen. Zur Auswahl standen beispielsweise Otto, Fritz und Franz. Je nach Körpergrosse und Aussehen wurden diese Namen ehrlich und redlich unter den Anwesenden verteilt.
Und so kam es, dass unser Chief vom kaiserlichen Amtsschreiber zum Otto geschlagen wurde.

Es ist schon spät, als wir uns von Chief Otto verabschieden und ins Hotel zurückkehren. Es wird das letzte Mal sein, dass wir hier übernachten …

Samstag, September 16, 2017

Dein Name sei Otto (1)



ISBN 978-3-7448-5647-8 Verlag BoD
Jetzt auch als E-Book zum Einführungspreis bei bod.de

Aus dem Logbuch eines Inselsammlers
U, Pohnpei

Dieser Teil der Reportage über die Inselwelt Mikronesiens führt die Leser auf die Insel Pohnpei. Dort lernen wir Häuptling Otto und eine Gemeinde mit nur einem Buchstaben kennen.
Wir sind zu Gast bei Otto. Dieser ist Häuptling der einbuchstabigen Gemeinde ‘U’, Inhaber eines Wasserfalls und Besitzer mehrerer alter japanischer Panzer. Bevor ich seine Geschichte weitererzähle, gestatte ich mir einen Griff in die Abteilung «Unnützes Wissen»:
«Einbuchstabige Ortsnamen sind sehr selten. In Dänemark, Norwegen und Schweden findet man Gemeinden mit dem Namen ‘Å’, in Frankreich könnten wir auch in ‘Y’ leben, in Dänemark auch noch in ‘Ø’.» Und heute nun befinden wir uns also in ‘U’ und bei Otto.
Pohnpei ist eine sogenannte High Island, eine hohe Insel. Im Gegensatz zu den Flat Islands, den flachen Inseln, verfügt sie über einen Berg von mindestens neunzig Metern Höhe. Wenngleich solche «Gebirge» wohl nur gerade Holländer und Dänen in Begeisterungsstürme ausbrechen lassen: In Zeiten der Klimaerwärmung und steigender Meeresspiegel ist es von unschätzbarem Wert, auf einer hohen Insel zu sitzen. Und nicht auf einer Sandbank, die gelegentlich im Meer verschwinden wird.
Pohnpei ist quasi ein Hügel im Wasser, von undurchdringlichen Mangrovenwäldern umgeben, mit Palmen bewachsen und mit einem Berg von eigenartiger Gestalt. So haben sich die Amerikaner einst erdreistet, das Symbol von Pohnpei Chickenshit-Mountain zu nennen. Ich denke nicht, dass ich diesen Ausdruck übersetzen muss.

Farbige Panzer und ein Wasserfall

Auf unserm Haufen im Wasser plätschert auch ein Wasserfall. Und Inhaber dieses Wasserfalls ist, wie bereits erwähnt, Chief Otto.
Auf pazifischen Inseln gehört jeder Stein und jeder Stock einer Familie. Es gibt praktisch kein Land, das einer Gemeinde oder einem Staat gehört. So kann es durchaus sein, dass der Inselflughafen im Besitz von 35 Familien ist. Muss nun über eine Pistenverlängerung, über eine neue Anflugregelung oder ein neues Lärmschutzgesetz abgestimmt werden, ist dies immer sehr lustig. Die Auseinandersetzungen können locker auch mehrere Generationen beschäftigen! Landbesitz und Zeit – sehr viel Zeit – sind die einzig wahren Besitztümer dieser Menschen.
Zurück zum Wasserfall: Da sämtliche Touristen, es werden hier wohl um die 5’000 pro Jahr eingeflogen, den schönsten und grössten Wasserfall des ganzen Pazifiks besuchen wollen, kommt ein schöner Batzen zusammen. Denn – wer den Wasserfall bestaunen möchte, bezahlt zwei US-Dollar, Kinder die Hälfte, Einheimische haben freien Zutritt.
Weitere Einnahmequellen sind drei alte japanische Panzer. Da sowohl die Japaner als auch die Amerikaner ihr altes Gerümpel nach Kriegsende einfach stehen und liegen liessen, mussten die militärischen Hinterlassenschaften irgendwie versilbert werden. Otto hat sie neu gestrichen und vor die Kirche stellen lassen. Einmal fotografieren kostet einen Dollar. Keine Antwort erhält man auf die Frage, weshalb der eine Panzer rosa und der andere hellblau bemalt wurde. Was aber weiter auch nicht stört. Denn immerhin sehen sie in diesen Farben eindeutig weniger bedrohlich aus.

Freitag, September 15, 2017

Missionare, Medis und Moneten - Aus dem Logbuch eines Inselsammlers 12


IMMER WIEDER FERNWEH Aus dem Logbuch eines Inselsammlers
Hanspeter Gsell / Verlag BoD / Hardcover 296 Seiten / ISBN 978-3-7448-5647-8
Auch als E-Book erhältlich.







Die Geisterflotte von Chuuk

Die Lagune von Chuuk ist für Wracktaucher ein absolutes Muss. Auf engem Raum findet man unzählige japanische Schiffe, U-Boote und Flugzeuge. Versenkt wurde die Armada von der US-Navy im Frühjahr 1943 im Rahmen der Operation Hailstone (Hagelkorn). Die Wracks liegen in Tiefen von bis zu fünfzig Metern, das Wasser ist warm, die Sicht hervorragend, Strömungen sind kaum vorhanden.
Einige der Schiffe wurden mit voller Ladung versenkt, man findet auch heute noch viele Artefakte. Darunter persönliche Ausrüstungsgegenstände der Soldaten, Gewehre, Minen, Torpedos, Geschütze, Panzer etc.
Ein Schiff, die Hoki Maru, beherbergte Genietruppen: Lastwagen, Generatoren und anderes Gerät. Einer der ersten, noch mit Dampf betriebenen Traktoren von John Deere, steht immer noch dort.
Die Fujikawa Maru ist voller Bauteile für die Mitsubishi G4M, einen japanischen Bomber, von den Alliierten auch «Betty Bomber» genannt. Die aus Japan kommenden Bauteile hätten in Chuuk zusammengebaut werden sollen. Im Wrack eines Öltankers, der Shinkoku Maru, findet man ein beinahe betriebsbereites Lazarett inklusive OP-Tisch, Medikamente und OP-Besteck. In einem gesunkenen U-Boot-Versorgungsschiff, der Heian Maru, finden wir Periskope und Torpedos. Haie kreuzen unsern Weg, der Schiffsrumpf ist von Hart- und Weichkorallen völlig überwachsen. Die Korallenbleiche hat es noch nicht bis Chuuk geschafft.
 
Wir aber machen uns wieder auf die Socken. Auf nach Pohnpei, der letzten Station unserer Reise durch die Inselwelt Mikronesiens.

Dienstag, September 12, 2017

Missionare, Medis und Moneten - Aus dem Logbuch eines Inselsammlers 11








IMMER WIEDER FERNWEH
Logbuch eines Inselsammlers
HANSPTER GSELL

ISBN 978-3-7448-5647-8
Verlag BoD, Norderstedt
Taschenbuch 296 Seiten

Erhältlich überall wo's gute Bücher gibt.
Richtpreise: CHF 24.50 / EURO 19.50




Weno, Chuuk

Vater Gutgenug und die Zehn Gebote


Vater Ward Gutgenug ist evangelischer Missionar der Kirche «Church of Gods holy Waves» in Chuuk. Seine Mission ist es, den Kindern der Südsee das Evangelium zu überbringen. Niemand hatte ihn gerufen. Ganz im Gegenteil. Wie aus gut unterrichteter Quelle zu erfahren war, handelt es sich bei Gutgenug um einen deutschen Staatsangehörigen aus Mecklenburg-Vorpommern. Er soll dort als Sonntagsschullehrer gearbeitet haben. Nachdem bekannt geworden war, dass er eine Affäre mit dem Sohn des Bürgermeisters hatte, musste er Deutschland bei Nacht und Nebel verlassen.
Im Stillen Ozean sind Missionare in Hülle und Fülle unterwegs. Es gibt Inseln, da ist jedes zweite Haus eine Kirche oder, wie mein Freund Kaderli sagen würde, eine Betstube.
Mormonen und Zeugen Jehovas kämpfen noch um die letzten Ungläubigen. Mit Traktätchen, gratis Kopfwehtabletten und einer unentgeltlichen Speisung werden die armen Seelen angelockt.
Bei diesen Verkaufsveranstaltungen – durchaus vergleichbar mit den in Europa beliebten Busfahrten mit integriertem Rheumadeckenverkauf – wird ihnen mächtig die Seele massiert, bis sie zur Feder greifen und den Antrag auf eine Mitgliedschaft unterzeichnen.
Eine solche Mitgliedschaft aber hat deutliche Konsequenzen: Von jetzt an gehen zehn Prozent des Einkommens an die Kirche. Nun sind zehn Prozent von hundert Dollar nur zehn Dollar. Wenn man jedoch nur hundert Dollar im Monat verdient, ist das Ganze eine gottlose Frechheit. Denn mit diesen Geldern finanzieren sich die Missionare ihren Aufenthalt auf den Inseln.

Sonntag, September 10, 2017

Missionare, Medis und Moneten . Aus dem Logbuch eines Inselsammlers 10

Immer wieder Fernweh - Aus dem Logbuch eines Inselsammlers

ISBN 978-3-7448-5647-8 Verlag BoD, Norderstedt
Taschenbuch 296 Seiten
Erhältlich überall wo's gute Bücher gibt.

Zum Beispiel bei:

http://shop.pfaff-sissach.ch

oder direkt beim Verlag:

www.bod.ch

Auf Wunsch mir persönlicher Widmung
erhältlich: hpgsell@bluewin.ch
 
 

Weno, Chuuk

 
Es ist nicht das erste Mal, dass wir Chuuk besuchen. Zusammen mit meiner Frau verbachte ich insgesamt über ein Jahr auf den Inseln. Freundschaften entstanden, aus Freundschaften wurden Beziehungen. Es war ein nächtlicher Telefonanruf unseres Freundes Captain Lance Higgs der uns dazu brachte, ein medizinisches Hilfsprojekt zu starten.
«Peter ist gestern gestorben!». Bei Peter handelte es sich um mein mikronesisches Patenkind. Kaum zwei Jahre wurde er, gestorben ist er an einer banalen Durchfallerkrankung. Die Eltern hatten zwar schnell reagiert und das Kind ins Krankenhaus auf der Hauptinsel gebracht. Die Ärzte aber konnten nicht mehr helfen, die Spitalapotheke war leer. Denn wieder einmal klaffte ein gewaltiges Loch in der Staatskasse.
Es waren nicht etwa hohe Staatsausgaben für Verteidigung, Bildung, Renten oder neue Strassen die das Loch verursacht hatten. Denn eine Armee hatte man nicht, Bildung wollte man nicht, Renten kennt man nicht und Strassen braucht man nicht. Nein, der Gouverneur der Insel hatte sich nach Hawaii zur Kur fliegen lassen. Mit dem Geld aus der Staatskasse kaufte er sich dort eine Villa und liess es sich gut gehen.
 

Tödliches Verhängnis

 
In Chuuk aber legten die Ärzte das todkranke Kind in die Arme der Mutter. Als das Boot die heimatliche Insel erreicht hatte, war es tot.
Mich aber überkam eine gewaltige Wut! Kamen wir nicht aus der reichen Schweiz? Wohnten wir nicht in unmittelbarer Nähe riesiger Pharmaunternehmen, die alles was man zum Leben und Überleben brauchte, produzierten?
«Selbstverständlich können wir diesen Menschen helfen», wurde uns beschieden. «Beschaffen Sie uns eine Einkaufsliste des Krankenhauses!».
Was wir auch taten und den Spitaldirektor, den Gesundheitsminister und den Gouverneur anschrieben. Unzählige Mails später waren wir tatsächlich im Besitz der Liste. Und die Pharmafirma bestätigte, dass alle Medikamente wie verlangt in englischer Beschriftung und natürlich gratis bereitstehen würden. Und selbstverständlich würden sie ab Auslieferung noch zwölf Monate haltbar sein. Wir müssten nur noch den Abholtermin festlegen. Wir fanden auch eine Spedition die den Transport von Basel bis Chuuk organisieren würde, ein grosser Container wurde vorsorglich reserviert. Eine Sammelaktion sollte die hohen Kosten zusammenbringen.
Als wir die vermeintlich frohe Kunde sowie die benötigten Papiere an das Zollamt von Chuuk sandten, passierte vorerst gar nichts. Nach einigen Wochen erhielten wir den Bescheid, dass man auf die Hilfssendung eine Einfuhrsteuer von zehn Prozent auf den regulären Preisen erheben würde. Ob wir nicht vielleicht einen Krankenwagen spenden könnten? Der wäre nämlich steuerbefreit.
Nun ist ein neuer Krankenwagen in Chuuk etwa so wichtig wie Kaninchen im Pfarrhaus in Rothenfluh.
In der Zwischenzeit hatte sich auch der mikronesische Gesundheitsminister gemeldet und wies uns darauf hin, dass alle Medikamente bei der Einfuhr noch mindestens zwölf Monate haltbar sein müssten.
Da ein Transport von Basel bis Chuuk mindestens drei Monate dauern würde, stoppten wir das Projekt und zahlten die Spendengelder zurück.

Samstag, September 02, 2017


Immer wieder Fernweh
Aus dem Logbuch eines Inselsammlers
Hanspeter Gsell

ISBN 978-3-7448-5647-8
Verlag BoD, Norderstedt
Taschenbuch 296 Seiten

Ab sofort erhältlich.

Überall wo es gute Bücher gibt.
Auf Wunsch mir persönlicher Widmung
erhältlich: hpgsell@bluewin.ch


http://shop.pfaff-sissach.ch



 


1 Buch │ 50 Inseln │80 Geschichten 
120 Reisetipps │296 Seiten │

 

Geschichten aus Mikronesien, Erzählungen aus Indonesien. Blogeinträge und Reportagen aus Französisch-Polynesien und den unendlichen Weiten des Pazifiks. Tagebuchnotizen und Reiseprotokolle aus der Karibik und Ägypten. Ergänzt mit einem Ratgeber für Fernreisen, ist daraus das Logbuch eines Inselsammlers entstanden.

Die kurz gehaltenen Geschichten eignen sich perfekt gegen den kleinen Wissensdurst zwischendurch. Unterhaltend, humorvoll, mit bitter-heiterer Ironie, frech und frisch, gut gewürzt und abgehangen, lehrreich, eigenwillig in Stil und Ausdruck. Ein Muss für Reisende und solche, die es werden wollen.

Im Ratgeber erfahren Leser, weshalb ein Pass niemals in der ersten Hälfte eines Monats ausgestellt werden darf und warum es angebracht sein kann, mit Regenmantel, jedoch nie in Trainerhosen zu reisen. Endlich wird sich auch mein Freund Kaderli den Unterschied zwischen Direktflug, Durchzug und Nonstop-Flug merken, und zukünftig jeden Smalltalk mit Nonsens zu Jetlag, Zeitzonen und Luftlöchern bereichern können.

Und wir wissen endlich, was Stand-by bedeutet, weshalb Oberbärte und Dekolletés nicht harmonieren und ob dabei auch geraucht werden darf. Ausführlich widmet sich der Autor Thrombosen, Augenklappen und Gurkenscheiben, berichtet von Kofferkämpfen und schwarzen Löchern. Weder Schickimicki-Lounges noch Katzentische werden ausgelassen, sogar die Nackenstützen der Marke «Sam der Feuerwehrmann» werden ausführlich gewürdigt.

Sie wissen nicht, ob seekrank auch luftkrank bedeutet? Und Sie haben keine Ahnung, ob man sich bei Ohrenschmerzen wirklich Weingläser über die Ohren stülpen soll? Der Autor ist sich nicht zu schade, Saftschupsen-Beleidiger, Kotztütensammler sowie unrasierte und verschwitzte Trainerhosenträger bloss zu stellen. Ob Meilensammler, Wichtigtuer oder Gruppenreisender: Jeder erhält die Antwort, die er verdient.

Freitag, September 01, 2017

An Bord der Thorfinn - Aus dem Logbuch eines Inselsammlers 9

Satawal, Yap Outer Islands


Navigatoren

Satawal ist die Insel der Navigatoren. Dank der Abgeschiedenheit haben die Menschen uraltes Wissen über die Seefahrt bewahrt. Aber wie navigieren Seefahrer, die keinerlei nautische Instrumente besitzen, auf ihren Tausende von Kilometern weiten Reisen? An einem schönen, sonnigen Tag mag es noch einfach erscheinen: Man richtet sich nach der Sonne. Und in einer sternenklaren Nacht helfen Mond und Sterne weiter. Ansonsten konnte sich der Navigator mithilfe der Winde und der Dünung des Meeres orientieren. Dünungswellen ändern ihre Richtung kaum, was dem Navigator hilft, sein Kanu auf dem gewünschten Kurs zu halten. Denn, je nachdem wie sich das Kanu mit der oder gegen die Dünung bewegt, kann der Navigator abschätzen, ob sein Boot in die richtige Richtung fährt. Navigatoren sind an und für sich schweigsame Menschen. Einige unter ihnen aber sind wunderbare Geschichtenerzähler. Urupoa, einem Bruder des berühmten Navigatoren Piailug, verdanken wir die folgende Geschichte:


Das kleine grüne Muschel

David war – obschon Australier – ein unglaublich wissbegieriger Mensch. Neben seinem ausgeprägten Sammeltrieb für leere Bierdosen, hatte er noch eine zweite, heimliche Leidenschaft: Er sammelte Muscheln. Mit der Absicht, seine Sammlung mit einigen neuen Exemplaren zu ergänzen, war er nach Satawal gereist.
David hatte eben eine ihm unbekannte Muschel gefunden und suchte nach jemandem, der ihm helfen konnte sie zu identifizieren. Er stellte sich bereits lebhaft vor, dass er vielleicht eine bisher unbekannte Spezies entdeckt hatte!

Kurz vor Sonnenuntergang begegnete David seinem nichts ahnenden Opfer.
„Kennen Muschel? Wollen Bier?“, fragte er den stummen Unbekannten und klopfte im jovial auf die Schulter.
„Du sagen Name von das Muschel, ich geben dir Bier!“, fuhr er fort.
„?“
„Okydoky – ich spendier’ ein Sixpack und noch ein paar schicke Glasperlen für dein Weib – jetzt mach’ mal Namen von das Muschel rüber!“

Der Unbekannte räusperte sich leise und sah David in die Augen.
„Erstens hast du eine grauenhafte Aussprache und zweitens heisst das Ding nicht ‘das’ Muschel, sondern ‘die’ Muschel. Drittens heisst diese kleine grüne Muschel genauso wie sie aussieht, nämlich ‘kleine grüne Muschel’. So, und jetzt schleich’ di dahin zurück, wo du hergekommen bist, du Depp!“

David merkte, dass die Zeit gekommen war den Rückzug anzutreten und machte sich von dannen.
Leider hat er nie erfahren, wer sein Gesprächspartner war. Beim Unbekannten handelte es sich um den zukünftigen Präsidenten der Föderierten Staaten von Mikronesien.