ISBN 978-3-7448-5647-8 Verlag BoD
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Aus dem Logbuch eines Inselsammlers
U, Pohnpei
Missgunst in U
Als Bob vor vierzig Jahren die Insel Pohnpei
betrat, verliebte er sich und beschloss zu bleiben. Im Laufe der Jahre erbaute
er das prachtvolle Hotel, es wurde zum Treffpunkt von Touristen, Staatsmännern,
Königen, es war das einzige wirkliche Hotel der ganzen Insel, des ganzen
Staates. Vielen Menschen gab es Arbeit und ein bescheidenes Einkommen, man
lebte glücklich und zufrieden.
Das Hotel liegt auf dem Boden der Gemeinde U, letztes
Jahr musste der Baurechtsvertrag mit den Grundeigentümern, insgesamt sieben
Familienclans, erneuert werden. Man verhandelte, doch die Vorstellungen der
Vermieter waren derart unrealistisch, dass Bob aufgeben musste.
Vor zwölf Monaten wurde das Hotel geschlossen,
das Inventar zum Kauf angeboten. Alle kamen sie, um sich für wenig bis gar kein
Geld mit allerhand Nützlichem, Unnützem und Memorabilien einzudecken. Der Erlös
sollte Bobs Enkelkindern zugutekommen.
Die Familien aus U fanden dies ungerecht. Nach
ihrer Sicht der Dinge gehörte das Geld aus dem Verkauf nicht Bob, sondern
ihnen. Sie nahmen sich einen besonders gerissenen Rechtsanwalt. Dieser bestach
einen Richter, erwirkte umgehend eine vorsorgliche Verfügung und liess das
wenige Geld beschlagnahmen.
Bob weinte bitterlich und verliess die Insel.
Die U’s hingegen freuten sich und tanzten schon mal ein Tänzchen.
Es gibt jetzt kein Hotel mehr auf der Insel.
Deshalb kommen auch keine Touristen, Staatsmänner und Könige mehr. Tatsächlich
kommt absolut niemand mehr. Und natürlich gibt es auch keine Arbeit und kein
bescheidenes Einkommen mehr für die Menschen in U.
Denn leider genügte das richterlich
beschlagnahmte Geld nicht zur Bezahlung des Rechtsanwalts. Und deshalb gehört
das ehemalige Hotel nun einem besonders gerissenen Rechtsanwalt.
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