U, Pohnpei
Wie Chief Otto zu seinem Namen kam
Bevor ich die Familienchronik weitererzähle,
möchten Sie vielleicht noch wissen, wieso ein Insulaner eigentlich den
Familiennamen Otto trägt. Sicher werden Sie es ahnen: Es sind die letzten
Erinnerungen an die deutschen Südseekolonien.
Nachdem Deutschland 1899 diese Kolonien
günstig von den Spaniern erwerben konnte, tat man zuerst das, was man am besten
konnte: Man reorganisierte die Inseln ruckzuck-zackzack. Und da die
Einheimischen bis dahin keinerlei Nachnamen hatten, wurde ihnen als Erstes ein
christlich-germanischer Familienname verpasst. Auch wenn es keine schriftlichen
Unterlagen über das System der Namensgebung gibt, kann ich mir die ganze Chose
folgendermassen vorstellen.
Eines schönen Morgens, noch waren die Palmen
von sanftem Tau überzogen,blies der kaiserliche Trompeter zum Antrittsverlesen.
Es wurde der Grösse nach in Einerreihe eingestanden. An einem kleinen
zusammenlegbaren Tischchen sass der Amtsschreiber und tat seine Pflicht. Zu
seiner Linken stand ein Edler Wilder und wedelte anmutig mit einem Palmblatt.
Zu seiner Rechten hielt Schütze Schmitz den Vorderlader im Anschlag.
Da man den Einheimischen keine allzu
komplizierten Namen zutraute, einigte man sich auf eine Auswahl einfacher,
möglichst einsilbiger und einprägsamer Namen. Zur Auswahl standen
beispielsweise Otto, Fritz und Franz. Je nach Körpergrosse und Aussehen wurden
diese Namen ehrlich und redlich unter den Anwesenden verteilt.Und so kam es, dass unser Chief vom kaiserlichen Amtsschreiber zum Otto geschlagen wurde.
Es ist schon spät, als wir uns von Chief Otto
verabschieden und ins Hotel zurückkehren. Es wird das letzte Mal sein, dass wir
hier übernachten …
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.