Sonntag, September 10, 2017

Missionare, Medis und Moneten . Aus dem Logbuch eines Inselsammlers 10

Immer wieder Fernweh - Aus dem Logbuch eines Inselsammlers

ISBN 978-3-7448-5647-8 Verlag BoD, Norderstedt
Taschenbuch 296 Seiten
Erhältlich überall wo's gute Bücher gibt.

Zum Beispiel bei:

http://shop.pfaff-sissach.ch

oder direkt beim Verlag:

www.bod.ch

Auf Wunsch mir persönlicher Widmung
erhältlich: hpgsell@bluewin.ch
 
 

Weno, Chuuk

 
Es ist nicht das erste Mal, dass wir Chuuk besuchen. Zusammen mit meiner Frau verbachte ich insgesamt über ein Jahr auf den Inseln. Freundschaften entstanden, aus Freundschaften wurden Beziehungen. Es war ein nächtlicher Telefonanruf unseres Freundes Captain Lance Higgs der uns dazu brachte, ein medizinisches Hilfsprojekt zu starten.
«Peter ist gestern gestorben!». Bei Peter handelte es sich um mein mikronesisches Patenkind. Kaum zwei Jahre wurde er, gestorben ist er an einer banalen Durchfallerkrankung. Die Eltern hatten zwar schnell reagiert und das Kind ins Krankenhaus auf der Hauptinsel gebracht. Die Ärzte aber konnten nicht mehr helfen, die Spitalapotheke war leer. Denn wieder einmal klaffte ein gewaltiges Loch in der Staatskasse.
Es waren nicht etwa hohe Staatsausgaben für Verteidigung, Bildung, Renten oder neue Strassen die das Loch verursacht hatten. Denn eine Armee hatte man nicht, Bildung wollte man nicht, Renten kennt man nicht und Strassen braucht man nicht. Nein, der Gouverneur der Insel hatte sich nach Hawaii zur Kur fliegen lassen. Mit dem Geld aus der Staatskasse kaufte er sich dort eine Villa und liess es sich gut gehen.
 

Tödliches Verhängnis

 
In Chuuk aber legten die Ärzte das todkranke Kind in die Arme der Mutter. Als das Boot die heimatliche Insel erreicht hatte, war es tot.
Mich aber überkam eine gewaltige Wut! Kamen wir nicht aus der reichen Schweiz? Wohnten wir nicht in unmittelbarer Nähe riesiger Pharmaunternehmen, die alles was man zum Leben und Überleben brauchte, produzierten?
«Selbstverständlich können wir diesen Menschen helfen», wurde uns beschieden. «Beschaffen Sie uns eine Einkaufsliste des Krankenhauses!».
Was wir auch taten und den Spitaldirektor, den Gesundheitsminister und den Gouverneur anschrieben. Unzählige Mails später waren wir tatsächlich im Besitz der Liste. Und die Pharmafirma bestätigte, dass alle Medikamente wie verlangt in englischer Beschriftung und natürlich gratis bereitstehen würden. Und selbstverständlich würden sie ab Auslieferung noch zwölf Monate haltbar sein. Wir müssten nur noch den Abholtermin festlegen. Wir fanden auch eine Spedition die den Transport von Basel bis Chuuk organisieren würde, ein grosser Container wurde vorsorglich reserviert. Eine Sammelaktion sollte die hohen Kosten zusammenbringen.
Als wir die vermeintlich frohe Kunde sowie die benötigten Papiere an das Zollamt von Chuuk sandten, passierte vorerst gar nichts. Nach einigen Wochen erhielten wir den Bescheid, dass man auf die Hilfssendung eine Einfuhrsteuer von zehn Prozent auf den regulären Preisen erheben würde. Ob wir nicht vielleicht einen Krankenwagen spenden könnten? Der wäre nämlich steuerbefreit.
Nun ist ein neuer Krankenwagen in Chuuk etwa so wichtig wie Kaninchen im Pfarrhaus in Rothenfluh.
In der Zwischenzeit hatte sich auch der mikronesische Gesundheitsminister gemeldet und wies uns darauf hin, dass alle Medikamente bei der Einfuhr noch mindestens zwölf Monate haltbar sein müssten.
Da ein Transport von Basel bis Chuuk mindestens drei Monate dauern würde, stoppten wir das Projekt und zahlten die Spendengelder zurück.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.