ISBN 978-3-7448-5647-8 Verlag BoD, Norderstedt
Taschenbuch 296 Seiten
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Weno, Chuuk
Es ist nicht das erste Mal, dass wir Chuuk
besuchen. Zusammen mit meiner Frau verbachte ich insgesamt über ein Jahr auf
den Inseln. Freundschaften entstanden, aus Freundschaften wurden Beziehungen.
Es war ein nächtlicher Telefonanruf unseres Freundes Captain Lance Higgs der
uns dazu brachte, ein medizinisches Hilfsprojekt zu starten.
«Peter ist gestern gestorben!». Bei Peter
handelte es sich um mein mikronesisches Patenkind. Kaum zwei Jahre wurde er, gestorben
ist er an einer banalen Durchfallerkrankung. Die Eltern hatten zwar schnell
reagiert und das Kind ins Krankenhaus auf der Hauptinsel gebracht. Die Ärzte
aber konnten nicht mehr helfen, die Spitalapotheke war leer. Denn wieder einmal
klaffte ein gewaltiges Loch in der Staatskasse.
Es waren nicht etwa hohe Staatsausgaben für
Verteidigung, Bildung, Renten oder neue Strassen die das Loch verursacht hatten.
Denn eine Armee hatte man nicht, Bildung wollte man nicht, Renten kennt man
nicht und Strassen braucht man nicht. Nein, der Gouverneur der Insel hatte sich
nach Hawaii zur Kur fliegen lassen. Mit dem Geld aus der Staatskasse kaufte er
sich dort eine Villa und liess es sich gut gehen.
Tödliches Verhängnis
In Chuuk aber legten die Ärzte das todkranke Kind
in die Arme der Mutter. Als das Boot die heimatliche Insel erreicht hatte, war es
tot.
Mich aber überkam eine gewaltige Wut! Kamen
wir nicht aus der reichen Schweiz? Wohnten wir nicht in
unmittelbarer Nähe riesiger Pharmaunternehmen, die alles was man zum Leben und
Überleben brauchte, produzierten?
«Selbstverständlich können wir diesen Menschen
helfen», wurde uns beschieden. «Beschaffen Sie uns eine Einkaufsliste des
Krankenhauses!».
Was wir auch taten und den Spitaldirektor, den
Gesundheitsminister und den Gouverneur anschrieben. Unzählige Mails später
waren wir tatsächlich im Besitz der Liste. Und die Pharmafirma bestätigte, dass
alle Medikamente wie verlangt in englischer Beschriftung und natürlich gratis bereitstehen
würden. Und selbstverständlich würden sie ab Auslieferung noch zwölf Monate
haltbar sein. Wir müssten nur noch den Abholtermin festlegen. Wir fanden auch
eine Spedition die den Transport von Basel bis Chuuk organisieren würde, ein
grosser Container wurde vorsorglich reserviert. Eine Sammelaktion sollte die hohen
Kosten zusammenbringen.
Als wir die vermeintlich frohe Kunde sowie die
benötigten Papiere an das Zollamt von Chuuk sandten, passierte vorerst gar
nichts. Nach einigen Wochen erhielten wir den Bescheid, dass man auf die Hilfssendung
eine Einfuhrsteuer von zehn Prozent auf den regulären Preisen erheben würde. Ob
wir nicht vielleicht einen Krankenwagen spenden könnten? Der wäre nämlich
steuerbefreit.
Nun ist ein neuer Krankenwagen in Chuuk etwa
so wichtig wie Kaninchen im Pfarrhaus in Rothenfluh.
In der Zwischenzeit hatte sich auch der
mikronesische Gesundheitsminister gemeldet und wies uns darauf hin, dass alle
Medikamente bei der Einfuhr noch mindestens zwölf Monate haltbar sein müssten.
Da ein Transport von Basel bis Chuuk mindestens
drei Monate dauern würde, stoppten wir das Projekt und zahlten die
Spendengelder zurück.
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