Montag, Februar 19, 2018

Changement de Patron

Eigentlich dachte ich, dieses Urgestein schweizerischer Gastfreundschaft sei ausgestorben oder habe zumindest den Übergang ins Dritte Jahrtausend nicht geschafft. Aber klammheimlich ist er wieder aufgetaucht und hat sich als virtueller Trojaner wieder in helvetischen Speisekarten eingenistet: Er, das ist „der Menüwechsel“, oder eleganter und somit französisch „Le Changement de Menu“, und kostet den Gast nach der nach oben offenen Gastfreundschaftsskala zwischen zwei und mehr Franken. Wer hat eigentlich diese Ausgeburt einer beamteten Gebührenordnung erfunden? Wie kann nur ein Gastgeber seine Gäste bestrafen, wenn sie an Stelle von Reis lieber Teigwaren essen möchten? Dafür gibt’s nur eine Antwort: „Changement de Patron“!


 
 


Natürlich hat auch Kari Koch, diese Lichtgestalt helvetischer Gastfreundschaft, einen Bussenkatalog für unfolgsame Gäste eingeführt. Er umfasst neben dem Tatbestand „des fahrlässigen einfachen Menüwechsels“ (Kartoffeln statt Härdöpfel) auch die besonders verbrecherische Variante des „vorsätzlichen, wiederholten und böswilligen Menüwechsels“. Der Preis für einen garnierten Wurstsalat kann unter geschickter Ausnutzung aller Zuschläge leicht die Hundertfranken-Grenze überschreiten. Aber auch der Preis für das Tagesmenü (inkl. Suppe, Salat und Dessert) lässt sich ohne Suppe, Salat und Dessert leicht verdoppeln.
 
 
Als gestern der Champagner ausverkauft war, mussten die Gäste zu Prosecco wechseln. Trotz Getränkewechselzuschlag war er jedoch nicht teurer als der Champagner. Meine Entscheidung aber war gefällt: Changement de Restaurant!
 
 

 

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