Freitag, Februar 16, 2018

Ganz in Weiss

Endlich ist die Werbung dort angekommen, wo sie schon immer hingehörte: in der Toilette. Vor einigen Wochen hat nun auch Kari Koch, meine Ausgeburt von Lieblingswirt und Sonnenschein aller Satiriker, sein stilles Örtchen gewinnbringend verschandelt. In seinem Pissoir werden jetzt Whisky und Kondome beworben, über der Toilettenschüssel hängt ein Plakat mit Empfehlungen für meine Prostata und neben dem Spiegel wirbt ein nach vorn gekämmter Bubi für sein unwiderstehliches Aftershave. Mit Spannung und Angst warten wir auf die nächsten Höhenflüge der gebeutelten Werbeindustrie.

Zum Beispiel nächstes Jahr beim Zahnarzt: Bevor er den Bohrer ansetzt, tritt der Weisskittel zwei Schritte zurück, nimmt eine bekannte Zahnpasta in seine linke Hand, streckt die Rechte himmelwärts und spricht: „Wussten Sie, dass neunzehn von zwanzig Zahnarztfrauen nur noch Pastadent superweiss verwenden? Verwenden deshalb auch Sie Pastadent superweiss!“ Seine Gehülfin spielt derweil auf dem Keyboard Ganz in Weiss, dreht sich dazu um ihre eigene Achse und die Gattin verbucht zwei Taxpunkte.

Auch für die professionellen Gastgeber werden zurzeit neue Werbeeinsätze geplant. Zwischen Prosecco, Primitivo und Pappardelle sollen zukünftig geschickte Kellner Timeshare-Anteile verscherbeln, den dazu benötigten Kleinkredit vermitteln und die weiblichen Gäste mit dem neuen Duft von Armani besprühen. Zum Coupe Dänemark gibt’s gratis ein Handy. Allerdings nur, wenn man gleichzeitig dieses Buch kauft.

Aus dem Buch Hühnerbrust und Federkiel, Hanspeter Gsell, Verlag BoD

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