Als der Gouverneur Ihrer Majestät von der lustigen
Schlangenvermehrung hörte, beschloss er, fortan Land und Leute besser zu
schützen. Er erliess zu diesem Zweck ein Dekret und verfügte, dass die Kobras
einzufangen und zu vernichten seien. Um dieses Vorhaben zu beschleunigen,
zahlte er für jede Kobra einen ansehnlichen Betrag. Schon nach kurzer Zeit
reduzierte sich deren Bestand rapide und manch Kobrafänger kam zu einem
stattlichen Einkommen und einem Chalet am See. Gewiefte Inder – und welcher
Inder ist schon nicht gewieft! – machten sich ihre Gedanken. Denn sie
befürchteten zu Recht, dass ihr Einkommen bald ausgeschlängelt haben könnte.
Also sprachen sie – natürlich indisch – und begannen erfolgreich mit der Zucht
von Kobras. Und so lebten sie lange Zeit glücklich und zu-frieden.
Natürlich finden wir es alle gut, dass es in der Schweiz
weder Kobras noch listige Gouverneure gibt. Aber von irgend etwas gibt es natürlich auch hier immer zu viel. So
soll es – laut Schweizerischem Cafetierverband – in der Schweiz zu viele Cafés
geben. Nun sind Cafés zwar deutlich weniger gefährlich als Kobras. Auch lassen
sich Cafetiers weder in Körbe packen noch mit Flöten locken und schon gar nicht
mit einem Curry abspeisen. Dann doch eher mit einer grosszügigen
Stilllegungsprämie. Gewiefte Unternehmer sollten sich deshalb schleunigst
daran machen, einige hundert Cafés zu eröffnen. Dank den Prämien werden sie ein
glückliches und zufriedenes Leben führen können. Vielleicht sogar im Chalet am
See.
Der Schweizer Cafetier-Verband ging Ende 2005
wortwörtlich fremd und hatte eine Bieridee: man wollte weniger Betriebe auf dem
Markt. Der Ausstieg sollte mit satten Prämien aus dem Alkohol-zehntel versüsst
werden. Die Suppe allerdings wurde von links und rechts heftig versalzen und
die Idee ist wohl dort gelandet wo sie auch hingehört: im Kaffeesatz.
Aus meinem Buch Hühnerbrust und Federkiel, Verlag BoD
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