Der niedliche Salat aus rotem und weissem Chabis ist
durchtränkt von der völlig übersüssten, benachbarten Rüeblisalatsauce. Auch das
ebenfalls vom Spitzenkoch gedesignte Sultaninchen kann das Grauen nicht
mindern. Diese Vorspeise wird begleitet von einer zu Brot gewordenen Ausgeburt
eines Lebensmitteltechnologen mit Beziehungen zur Altpapierverwertung. Der
erste Biss: So muss es sein, in eine alte Schaumgummimatratze zu beissen. Das
dezente Papier-Aroma erinnert an eine nass gewordene Zeitung. Im Gaumen
überwiegen Sandaromen, sie hinterlassen einen schalen Geschmack. Nur mit
heftigen Kaubewegungen und der Mithilfe eines Glas Wassers kann die Masse
dazu bewegt werden, den Mund via Hals zu verlassen.
Die Menüauswahl entspricht dem Standard der Branche: „Beeforchicken“ oder „Chickenorbeef“. Ein Hühnerleben ist ja an und für sich schon nichts Erstrebenswertes. Gott sei Dank weiss das bedauernswerte Vieh nicht auch noch, zu welchen absonderlichen Speisen es verarbeitet wird!
Welchem Hirni aber kam es wohl in den Sinn, in einem
Flugzeug Spaghetti zu servieren! Bei den heute gängigen Sitzabständen wird ein
solches Essen zu einer höchst unfallträchtigen Angelegenheit. Sollten die
Sitznachbarn nicht durch Gabelstiche oder spitze Ellbögen ernstlich verletzt
worden sein, so werden sie jedoch sicher Erinnerungen in Form von
Saucenspritzern mitnehmen.
Liebe Airlines: entweder schafft ihr es, etwas Anständiges zu servieren. Oder ihr hört auf damit. Dann braucht es auch keine Werbung mehr, die der kranken Fantasie Businessklasse-reisender Marketingstrategen entsprungen ist und schlichtweg eine Vorspiegelung falscher Tatsachen ist. Vielleicht hilft jedoch auch folgende Massnahme: Verdonnern Sie ihre Marketingmitarbeiter dazu, während drei Wochen täglich eine Langstrecke in der Economyklasse zu fliegen. Ich wette mit Ihnen, dass die Qualität an Bord sprunghaft ansteigen wird.
Leider hat es nicht mehr sein sollen. Die Fluggesellschaft existiert nicht mehr. Wobei in diesem Falle die Köche nichts, aber wirklich nichts damit zu tun hatten, und somit diesen Brei auch nicht verderben konnten.
Aus: Hühnerbrust und Federkiel, Hanspeter Gsell, Verlag BoD
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