«Nein
mein lieber Schaaggi», konterte ich, «bei uns ‘da oben’ ist ganz schön viel
los», und erzählte ihm vom heutigen Morgen, einem schönen Sommertag an einer
Quartierstrasse in Sissach. Ich sitze auf dem Balkon, trinke den ersten Kaffee
des Tages und warte auf die Post.
Der
Zeitungsmann kam bereits um 05.00 Uhr. Etwas später füllte ein privater
Prospektverteiler meinen Briefkasten mit Papierschrott. Kurz nach acht sichtete
ich den ersten Paketdienst. Anschliessend verteilte Ueztürk bunte Zettel mit seinem
neusten Pizzaangebot.
Es
ist 09.00 Uhr und die Post ist noch nicht da. Die Müllmänner kesseln lautstark
durch die Strasse. Ein Privatpost-Camion flitzt um die Ecke. Der Valserwassermann
beliefert den Nachbarn. Der Blumenmann bringt dem Elsi nebenan einen Frühlingsstrauss.
Der Erbslimann folgt auf den Eiermann und den Tomatenspaghetti-Mann. Schon
wieder ein Pöstler, diesmal mit Dutzenden von Zalando-Paketen für Frau
Gfätterli. Noch habe ich keine Post erhalten. Ein Möbelhaus aus Deutschland lädt
bei Kummerli’s eine neue Kommode ab. Die Spitex rollt an, ein Krankenwagen
erscheint, die Feuerwehr fährt zum täglichen Apéro. Auf der nahen Baustelle hält
der Znüniwagen einer Bäckerei; schon wieder die Spitex. Ein Winzer beliefert
die Nachbarin. Noch kein Pöstler ins Sicht. Bei M. steht der Wagen vom
Elektriker. Ein Holländer holpert mit einem Sattelschlepper voller Blumen durchs
Quartier. Der Schulbus holt Kinder, ein Fahrdienst bringt das Elsi zur Dialyse
ins Spital, holt Frau Aeberding von der Physiotherapie ab und bringt anschliessend
Herrn Schnitterbligg ins Altersheim.
10.00
Uhr Jetzt kommt die Paketpost. Eine Polizeipatrouille fährt vorbei. Sie hält
nicht an. Eben ist der Hauswart eingetroffen. Der Nachbar hat seine Briefe im
Postfach abgeholt und kommt nach Hause. Ein Taxi fährt vor. Noch eins. Ein
Lieferwagen aus Basel fährt die Strasse hoch, es werden wohl die Lachsbrötchen
und der Champagner für den Herrn Toggter weiter oben sein.
Express-Postschiff Venedig |
12.00
Uhr Der Kindergarten ist aus. Fünf Personenwagen und ein uralter VW-Bus parken
die Gegend zu; die Goofen müssen abgeholt werden. Die Wischmaschine ist eben
vorbeigefahren. Ein Traktor hält an, Zeitungen werden gesammelt. Morgen kommt
die Kleidersammlung. Wo ist mein Briefträger? Ein Auto fährt vor, bitte nicht
schon wieder die Mormonen! War da nicht die Sirene eines Krankenwagens zu
hören? Von wegen langweilig!
Die
Glocken vom nahen Kirchturm verkünden es laut und deutlich: Es ist 14.00 Uhr.
Der einzige Langweiler im Dorf ist der Pöstler.
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