Dienstag, August 29, 2017

Zeitlosigkeit - Aus dem Logbuch eines Inselsammlers 6

Ulithi-Atoll, Yap Outer Islands

Dieser Teil der Reportage führt uns zu den äusseren Inseln Mikronesiens. Und zur Einsicht, dass eine Reise nach Mallorca deutlich einfacher gewesen wäre.

Himmel und Hölle

Es gibt den Orkan, den Hurrikan, den Taifun, Blizzards, Tornados, Wind- und Wasserhosen. Je nach Weltgegend und Ausmass nennt man es anders, wenn einem der Wind die Haare zerzaust.

Klar haben wir alle schon mal einen Sturm erlebt. Im Vergleich zu ihren tropischen Vettern war dieser wohl eher ein Sturm im Wasserglas. Wenn die äquatorialen Wettergötter mal so richtig schlecht gelaunt sind, dann ist die Hölle los! Bei Windstärken von weit über 200 km/h und Spitzen von bis zu 300 km/h fliegt buchstäblich alles davon.
Solche Super-Taifune sind keineswegs selten. Eher selten brechen sie über bewohnte Gebiete herein. Sollte es trotzdem passieren, sind die Folgen verheerend. Keine Palme steht mehr, Hütten und Häuser lösen sich in ihre Bestandteile auf und landen nach Hunderten von Kilometern irgendwo im Meer. Noch gefährlicher als der Wind an sich, sind umherfliegende Kokosnüsse und Wellblechdächer. Die Nüsse werden zu fliegenden Kanonenkugeln, die Dächer zu messerscharfen Wurfmessern, die eine Palme mühelos durchsäbeln können. Die brüllenden Winde überdecken locker den Lärm eines startenden Jumbojets.
Zum Albtraum werden die Taifune auf flachen Inseln. Das Land wird völlig überflutet und alles, was nicht fest verankert ist, verschwindet für immer im Meer.
Auf solchen Inseln hält man sich deshalb immer ein paar dicke Seile in Reserve. Hat Grossvater Hütte und Boote so gut wie möglich gesichert, bindet er zuerst seine Familie und zuletzt sich selbst an einer möglichst dicken Palme fest.
Im Anschluss hilft nur noch Beten und die Hoffnung auf himmlischen Beistand. Da sich der dafür zuständige Missionar angesichts der bedrohlichen Wetterprognosen längst aus dem Staub gemacht hat, wartet Grossvater auch heute noch auf eine göttliche Eingebung.
Wir hingegen wollten nicht auf eine solche warten und gingen an Bord der S.S.Thorfinn. Der umgebaute Walfänger würde uns an unser nächstes Ziel bringen, eine abenteuerliche Fahrt wartet auf uns. (Amen).

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