Mittwoch, August 23, 2017

Wie werde ich Eroberer - Aus dem Logbuch eines Inselsammlers 2

Krieg und kaum Frieden
1899 verkauften die Spanier die Inseln den Deutschen. Fortan wurde mit Gewehren und Zwangsarbeit organisiert. Nun waren allerdings unsere Inselmenschen nicht bereit zu «arbeiten». Ganz abgesehen davon, gab und gibt es in ihrer Sprache gar kein Wort für eine solche Tätigkeit. 1914, nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges, marschierten die Japaner ein und schmissen die Deutschen hinaus.
Als der Krieg zu Ende war, erhielten die Japaner das Mandat des Völkerbundes, die Inseln zu verwalten. Unter der Bedingung, dass keinerlei Truppen stationiert werden dürfen. Die Japaner warteten der guten Ordnung halber ein halbes Jährchen ab.
Dann aber schlossen sie ihr neues Reich ab und warfen die Schlüssel weit weg. Bald einmal wurden die Inseln zum militärischen Sperrbezirk erklärt, sie wurden zu einem riesigen Militärstützpunkt ausgebaut. Die japanische Flotte nahm sich dieser Aufgabe an, baute Docks, Flugplätze, Wehranlagen, Dampfbäder und Geisha-Häuser.



Die japanische Bevölkerung überwog jetzt die Einheimischen um ein Mehrfaches. Die Insulaner wurden zu Haushaltshilfen, Gärtnern und Kammerzofen ausgebildet und erlebten eine relativ ruhige Zeit. Es gab genug zu essen, man lernte ein bisschen japanisch und lebte glücklich und zufrieden.
Was sich allerdings änderte, als der japanische Kaiser beschloss, in den Zweiten Weltkrieg einzutreten und die Amerikaner in Pearl Harbour anzugreifen. Wie wir wissen, waren diese ziemlich erzürnt ob des dreisten Überfalls und starteten ihrerseits eine Attacke. Und da sie dies äusserst erfolgreich taten, standen sie im Februar 1943 auch vor unserer Insel. Eigentlich standen sie nicht. Sie schwammen auf Flugzeugträgern. Nach der nun folgenden Operation «Hailstone» und dem damit einhergehenden Bombardement stand nichts mehr auf der Insel; keine Palmen und keine Brotfruchtbäume mehr, kaum noch Taro-Felder. Was blieb, war Hunger, tödlicher Hunger.

Junkfood und Rock and Roll

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielten die USA das Mandat, die Inseln zu verwalten. Sie überliessen diese Aufgabe der Navy. Und den Missionaren.
Das Wort Gottes wurde, in Konservendosen, Coca-Cola-Flaschen und Kaugummi verpackt, gepredigt. Man verteilte grosszügig Lebensmittelmarken mit denen man diese feinen Sachen im Missionsladen abholen konnte. Eine ganze Generation gewöhnte sich an Junkfood, Motorboote und Rock and Roll.
Man vergass mit der Zeit, Früchte und Gemüse selber anzupflanzen, niemand mehr konnte Kanus herstellen und das Wissen der pazifischen Navigatoren ging beinahe verloren. Nachdem das Mandat der UNO langsam zu Ende ging, wurde eine Insel nach der andern in die Selbständigkeit entlassen. Man feierte drei Wochen lang.
Als der Zauber vorbei und der Geist wieder nüchtern war, stellte man mit Schrecken fest, dass eigentlich niemand genau wusste, wie so ein Staat überhaupt funktionierte. Und so überliess man den Amerikanern noch so gerne Aufgaben wie die Verteidigung, das Postwesen und andere, arbeitsintensive Aufgaben. Natürlich nicht gratis.
In einer Vereinbarung wurde festgeschrieben, dass die Amerikaner jederzeit die Inseln und die Gewässer militärisch nutzen können. Auf unserer Insel hat sich die amerikanische Armee Gott sei Dank noch nicht blicken lassen. Wobei ich mir fast sicher bin, dass die Missionare mehr Schaden anrichten.

 
Fortsetzung → O’Keefe macht Geld

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