1899 verkauften die Spanier die Inseln
den Deutschen. Fortan wurde mit Gewehren und Zwangsarbeit organisiert. Nun
waren allerdings unsere Inselmenschen nicht bereit zu «arbeiten». Ganz
abgesehen davon, gab und gibt es in ihrer Sprache gar kein Wort für eine solche
Tätigkeit. 1914, nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges, marschierten die Japaner
ein und schmissen die Deutschen hinaus.
Als der Krieg zu Ende war, erhielten die
Japaner das Mandat des Völkerbundes, die Inseln zu verwalten. Unter der
Bedingung, dass keinerlei Truppen stationiert werden dürfen. Die Japaner
warteten der guten Ordnung halber ein halbes Jährchen ab.
Dann aber schlossen sie ihr neues Reich
ab und warfen die Schlüssel weit weg. Bald einmal wurden die Inseln zum
militärischen Sperrbezirk erklärt, sie wurden zu einem riesigen Militärstützpunkt
ausgebaut. Die japanische Flotte nahm sich dieser Aufgabe an, baute Docks,
Flugplätze, Wehranlagen, Dampfbäder und Geisha-Häuser.
Die japanische Bevölkerung überwog jetzt
die Einheimischen um ein Mehrfaches. Die Insulaner wurden zu Haushaltshilfen,
Gärtnern und Kammerzofen ausgebildet und erlebten eine relativ ruhige Zeit. Es
gab genug zu essen, man lernte ein bisschen japanisch und lebte glücklich und
zufrieden.
Was sich allerdings änderte, als der
japanische Kaiser beschloss, in den Zweiten Weltkrieg einzutreten und die
Amerikaner in Pearl Harbour anzugreifen. Wie wir wissen, waren diese ziemlich
erzürnt ob des dreisten Überfalls und starteten ihrerseits eine Attacke. Und da
sie dies äusserst erfolgreich taten, standen sie im Februar 1943 auch vor unserer
Insel. Eigentlich standen sie nicht. Sie schwammen auf Flugzeugträgern. Nach
der nun folgenden Operation «Hailstone» und dem damit einhergehenden
Bombardement stand nichts mehr auf der Insel; keine Palmen und keine
Brotfruchtbäume mehr, kaum noch Taro-Felder. Was blieb, war Hunger, tödlicher
Hunger.
Junkfood und Rock and Roll
Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielten die
USA das Mandat, die Inseln zu verwalten. Sie überliessen diese Aufgabe der
Navy. Und den Missionaren.
Das Wort Gottes wurde, in Konservendosen,
Coca-Cola-Flaschen und Kaugummi verpackt, gepredigt. Man verteilte grosszügig
Lebensmittelmarken mit denen man diese feinen Sachen im Missionsladen abholen
konnte. Eine ganze Generation gewöhnte sich an Junkfood, Motorboote und Rock
and Roll.
Man vergass mit der Zeit, Früchte und
Gemüse selber anzupflanzen, niemand mehr konnte Kanus herstellen und das Wissen
der pazifischen Navigatoren ging beinahe verloren. Nachdem das Mandat der UNO
langsam zu Ende ging, wurde eine Insel nach der andern in die Selbständigkeit
entlassen. Man feierte drei Wochen lang.
Als der Zauber vorbei und der Geist
wieder nüchtern war, stellte man mit Schrecken fest, dass eigentlich niemand
genau wusste, wie so ein Staat überhaupt funktionierte. Und so überliess man
den Amerikanern noch so gerne Aufgaben wie die Verteidigung, das Postwesen und
andere, arbeitsintensive Aufgaben. Natürlich nicht gratis.
In einer Vereinbarung wurde
festgeschrieben, dass die Amerikaner jederzeit die Inseln und die Gewässer
militärisch nutzen können. Auf unserer Insel hat sich die amerikanische Armee
Gott sei Dank noch nicht blicken lassen. Wobei ich mir fast sicher bin, dass
die Missionare mehr Schaden anrichten.
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