Die Föderierten Staaten von
Mikronesien (FSM), sind theoretisch eine eigenständige Nation. Sie bestehen aus
vier Staaten mit jeweils Hunderten von bewohnten und unbewohnten Inseln. Sie liegen
zwischen den Philippinen und Hawaii; von der östlichsten zur westlichsten Insel
liegt die ungeheure Distanz von dreitausend Kilometern. Der Verwaltungsaufwand
ist demensprechend gewaltig, dessen Nutzen gering. Mikronesien gehört,
statistisch gesehen, zu den ärmsten Ländern der Welt. Man kennt zwar keine
Hungerarmut, der Hunger nach Bildung und ärztlicher Versorgung jedoch ist gewaltig.
Zur Föderation gehören die Inselstaaten Yap, Chuuk, Pohnpei und Kosrae. Von
diesen Inseln und ihren Menschen handeln die folgenden Geschichten aus
Mikronesien.
Wie werde ich Eroberer
Europa arbeitete sich mühsam durchs
Mittelalter. Man schlug sich gegenseitig die Köpfe blutig und auch sonst war
allerhand los. Was Hungersnöte und die Pest nicht schafften vollbrachte die
katholische Inquisition. Und die ersten Portugiesen zogen aus, die Welt zu
entdecken. Da sie dies durchaus gründlich taten, sichteten sie eines Tages auch
unsere Inseln. Aber dazu später mehr.
Vorerst sollte die Frage geklärt werden,
wie man denn überhaupt Eroberer wurde. Welche Berufslehre eignete sich zur
Ausübung dieses Berufes? Diese Frage kann leicht beantwortet werden: Es war
völlig egal! Leif Eriksson, der alte Wikinger, war Sohn von Beruf und tat, was
sein Vater, Erik der Rote, ihm vormachte. Ein bisschen totschlagen hier, ein
wenig erobern dort, in wohlschmeckenden Robbenfellen schlafen und die Wikinger
anführen.
Kolumbus schaffte es dank einer
Tellerwäscherkarriere vom Schiffsjungen bis zum Admiral und Entdecker Amerikas;
Kollege Pizarro wurde als uneheliches Kind einer Magd geboren, blieb Zeit
seines Lebens Analphabet und eroberte kurz mal das Inkareich. James Cook war
das Kind eines schottischen Tagelöhners und begann seine Karriere als Schiffsjunge.
Die mikronesischen Inseln wurden wohl
eher zufällig entdeckt. Es war also nicht so, dass irgendein Berufsentdecker
eines schönen Morgens ausrief: Ich werde jetzt Mikronesien erobern!
Ein Wort zur damaligen Schifffahrt: Stellen
Sie sich einen mittleren Ausflugsdampfer auf dem Bodensee vor. Und jetzt
halbieren Sie ihn, setzen drei Segel oben drauf und packen zweihundert Leute
rein. Geschlafen wurde in Dreierschicht, zu essen gab es Sauerkraut (zwecks
Vitamin C) und Schiffszwieback (zwecks Beherrschung des Sauerkrauts). Es
muss wahrlich ungemütlich gewesen sein!
Zu den üblichen Navigationsproblemen kam
hinzu, dass man in diesen Zeiten wenig wusste über Meeresströmungen und Winde.
Und so passierte es, dass manche Expedition ein völlig anderes Ziel erreichte.
Genau so muss es gewesen sein, als der staatl. dipl. portugiesische Kapitän
Alfonso Dublon plötzlich eine völlig unbekannte Insel vor sich sah. Ohne
jemanden zu fragen notierte er in seinem Logbuch: «Habe für Vaterland und die
heilige Kirche neue Insel entdeckt: Sie heisst ab sofort Dublon».
Eine besondere Landplage waren die
nächsten Ankömmlinge: die amerikanischen Walfänger. Sie benutzten einzelne
Inseln als Lebensmittellager für ihre Walfangflotten in der Antarktis. Sie
brachten sowohl Schweine als auch Hühner mit und überliessen diese den
Einheimischen zur flotten Vermehrung.
Gleichzeitig tauchten auch die ersten
spanischen Gallonen auf. Die Spanier dachten jedoch nicht daran, die Inseln
wirklich in Besitz zu nehmen. Es war die spanische Kirche, die auf Seelenjagd
ging. Die Armee half den Pfaffen, die Inseln leidlich zu befrieden, baute
üblicherweise eine Kirche und ein Pfarrhaus und verabschiedete sich dann
wieder.
Auch britische und deutsche
Handelshäuser liessen auf einigen Inseln Filialen errichten. Man handelte mit
Kopra, dem getrockneten Fleisch der Kokosnüsse. Man bezahlte anfangs mit
Glasperlen und Werkzeugen, später auch mit Gewehren und Schnaps.
→ Fortsetzung folgt
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