Donnerstag, August 24, 2017

O'Keefe macht Geld - Aus dem Logbuch eines Inselsammlers 3

Colonia, Yap Proper

 
Die erste Station auf unserer Reise durch die «Föderierten Staaten von Mikronesien» ist die Insel Yap. Im Gegensatz zu anderen Inselstaaten Mikronesiens, die einen sehr westlichen Lebensstil eingeschlagen haben, pflegt man hier die Traditionen. Statt beim Rock and Roll vergnügt man sich beim Sitz-Tanz, statt Budweiser serviert man Kokoswein, Betelnüsse zieht man Müsliriegeln vor. Und die Floskel «Häsch mir hundert Stei?», bekommt endlich eine korrekte Bedeutung.
Bereits die Ankunft auf dem Flughafen überraschte uns. Zwar wollten auch hier dicke Männer unsere Pässe sehen. Gleichzeitig legten uns junge Frauen und Männer duftende Blütenkränze über die Schultern, das grenzpolizeiliche Stempeln wurde zur Nebensache.
Yap zu besuchen, ohne die Geschichte des Steingeldes zu kennen, ist unmöglich. Hier ist sie: Ehrlich und redlich erzählt.

O’Keefe und die Seegurken

Stand man in früheren Zeiten im rechten Moment am richtigen Ort, war es durchaus möglich, dass man plötzlich König wurde. Der Ire O’Keefe war ein klassischer Trader, ein Händler. In Hongkong hatte er sich Geld geschnorrt und sich damit ein Schiff gekauft. Ob Perlen, getrocknete Seegurken oder auch mal Gastarbeiter: Bei ihm konnte man so ziemlich alles bestellen.
Es waren die Seegurken, ein wurstähnliches Schlabbervieh aus der Lagune, die ihm ein Königreich bescheren sollten. Ähnlich den holländischen Salatgurken bestehen auch Seegurken hauptsächlich aus Wasser. Exportiert und gehandelt werden nur die Wursthäute.

O’Keefe kam kaum nach mit dem Gurkenexport. Selbstverständlich bezahlte er seine Lieferanten nicht mit Geld. Da weit und breit keine Bank in Sicht war, tauschte er die Gurken gegen Waren aller Art. War es anfangs nur unnützer Tand, verkaufte er später auch Stoffe, Werkzeuge, Holz und Nägel. Damit baute man sich auf mancher Insel den ersten Pub und schon bald handelte O’Keefe auch mit Schnaps und Gewehren.

Es gab aber auch Insulaner, die sich schlichtweg für nichts interessierten. Vor allem wäre es ihnen nie und nimmer in den Sinn gekommen, für fremde Herren zu arbeiten. Sollten die doch ihre Seegurken selber auflesen! Ganz abgesehen davon hatten sie auch sonst schon genug Arbeit. Sie waren mit Geld scheffeln bereits gut ausgelastet.

 

→ wird fortgesetzt

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