Montag, März 26, 2018

Presskopf





Ein guter Freund bat mich einst und nicht erst im Mai, mir Gedanken über das Verhältnis zwischen Küche und Presse zu machen. Sicher ist grundsätzlich jedes Verhältnis an sich problematisch. Und dies nicht erst, seit Adam der Eva an der Rippe rummachte. Dieses bis heute ungelöste Rätsel vereinfacht natürlich die Ausgangslage für meine Reihenuntersuchung überhaupt nicht. Eine Annäherung über Wortspielereien führt zwar zum Presskopf. Da ein solcher jedoch heute nicht mehr aufgetischt wird, und sich kaum ein Journalist gerne so nennen lässt, dürfte dieses Thema ebenfalls abgeschlossen sein.

Manchmal schreiben Köche Kochbücher die niemand braucht. Und manchmal schreiben Journalisten über Köche. Im Gegensatz zu Rezepten sind jedoch Köche der natürlichen Fluktuation unterworfen. Und so kommt es, dass die Presse über Köche schreibt, die schon längst die Küche gewechselt haben. Über Hoteliers und Wirte, die schon längst nicht mehr da sind, wo sie einmal waren.

So publizierte die grösste Weinzeitschrift der Schweiz eine Reportage über die angeblich erfolgreichste Weinbar der Nordwestschweiz. Pech war, dass dieser Betrieb beim Erscheinen der Zeitschrift bereits seit vier Wochen geschlossen war. Was aber ein anderes Zürcher Hochglanzmagazin nicht davon abhielt, zwei Monate später diesen angeblichen Betrieb als „Konzept, das man unbedingt gesehen haben muss“ aufzuzählen. Und auch wenn Köche manchmal erpresst werden, ergibt sich daraus faktisch noch kein Zusammenhang. Auch nicht, wenn die Presse bekocht wird. Das wäre dann schon ganz schön abgekocht.


Aus dem Buch Hühnerbrust und Federkiel von Hanspeter Gsell, erschienen im Verlag BoD. Erhältlich überall wo's gute Bücher gibt.

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